Hintergrund - Tochter des Mahnmal-Architekten Karavan reist nach Berlin

04.06.2021 UPDATE: 04.06.2021 17:28 Uhr 1 Minute, 9 Sekunden

"Mein Vater hat nie zugestimmt"

Tochter des Mahnmal-Architekten Karavan reist nach Berlin

Die Erleichterung war groß beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, nachdem die RNZ in ihrer Feiertagsausgabe den FDP-Vize Wolfgang Kubicki zitiert hatte, wonach der Architekt des Berliner Mahnmals, Dani Karavan, wenn auch "unter Schmerzen", so doch einverstanden gewesen sei mit der jüngsten Planung der S-Bahn-Linie 21 unter dem Mahnmal hindurch.

Stimmt aber gar nicht, schreibt jetzt Karavans Tochter, Noa Karavan, in einer Mail an die RNZ. Ihr Vater habe der Variante 12h "nie zugestimmt". Auch der baden-württembergische Landesverband bezeichnet die Aussage in einer Mail an die RNZ als eine "Falschaussage". Ebenso das Büro des Europa-Abgeordneten Romeo Franz (Grüne).

Im Kern geht es darum, dass durch die jetzt gefundene Kompromisslösung, die den Variantennamen 12h trägt, das Mahnmal ungefähr vier Monate lang von den Bauarbeiten am Rande tangiert wäre. Einige Bäume müssten für diese Zeit umgesetzt werden. Der Zentralrat hält dies für machbar, der Vorsitzende des baden-württembergischen Landesverbandes, Daniel Strauß, hingegen nicht.

Fakt ist, dass die Bauarbeiten ohne die Zustimmung der Familie Karavan (Dani Karavan ist vor Kurzem verstorben) so nicht durchgeführt werden können. Die Zusage wäre also wichtig.

Noa Karavan schreibt der RNZ, sie und ihr Vater hätten in den letzten Monaten "lange Gespräche mit den relevanten Akteuren dieses Projekts geführt. Wir haben gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht und die Auswirkungen des Bauplans 12h auf die Gedenkstätte Sinti Roma bewertet." Trotz dieser Gespräche sei ihr Vater aber grundsätzlich gegen diese Streckenführung unter dem Mahnmal hindurch gewesen und habe dafür plädiert, eine ganz andere Route zu suchen. Nach wie vor seien "eine Reihe von Fragen zu den kurz- und langfristigen Auswirkungen der Baupläne 12h noch nicht geklärt." Mitte Juni kommt Noa Karavan nach Berlin. Für weitere Gespräche. (we)