Hintergrund Supermarkt Heiligkreuzsteinach

02.09.2020 UPDATE: 02.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Freut sich: Sieglinde Pfahl. Foto: Alex

"Ich kann das Glück kaum fassen" - Bürgermeisterin erleichtert über Wiedereröffnung des Marktes

Sieglinde Pfahl ist glücklich. "Es ist gigantisch und ganz wunderbar, dass es geklappt hat", freut sich die Bürgermeisterin. "Und es ist eine der besten Nachrichten der vergangenen Monate." Kein Wunder: Eines der größten Probleme für das Dorf scheint gelöst: Heiligkreuzsteinach bekommt wieder einen Einkaufsmarkt. In den acht Jahren ihrer zu Ende gehenden ersten Amtszeit habe es viele wichtige Themen gegeben wie zuletzt die furchtbaren Motorradunfälle auf der Landesstraße L 535. Aber der Supermarkt habe weit oben gestanden. Denn dieser sei für das Dorfleben unverzichtbar.

"Wir haben erlebt, wie ausgestorben der Marktplatz nach der Schließung war", erzählt Pfahl. Es gehe längst nicht nur um Nahversorgung, der Markt sei ein Treffpunkt für die Einwohner. Durch die Schließung seien ganze Strukturen im Dorf weggebrochen, meint Pfahl. Nun habe das Dorfleben wieder eine Zukunft. "Ich kann das Glück für das Dorf kaum fassen", sagt die Rathauschefin. "Wir haben die Chance, es wiederzubeleben – und wir wollen es auch mit Leben füllen."

Pfahl erinnert daran, dass nach Bekanntwerden der Schließung Mitte des vergangenen Jahres bei der Suche nach einem Nachfolger alle Hebel in Bewegung gesetzt worden seien. Eine Arbeitsgruppe des Gemeinderates wurde ins Leben gerufen, die sich auch mit dem Konzept eines genossenschaftlichen Dorfladens beschäftigte. Es gab Fahrten zu bestehenden Genossenschaftsläden in der Region, ein Experte erstellte eine Standortanalyse. Es sollte jedoch wenn möglich mit einem privaten Betreiber weitergehen. Tatsächlich war schnell ein Interessent gefunden. Wie Pfahl nun berichtet, gab es hinter den Kulissen sogar ein kleines "Crowdfunding", um den Interessenten zu unterstützen. 21 Bürger erklärten sich bereit, ein zinsloses Darlehen zu geben. Dazu kam es dann aber nicht, da die Verhandlungen zwischen Vermieter und Interessent scheiterten.

Eine Genossenschaft wurde erneut Thema. "Ich bin ein optimistischer Mensch", sagt Pfahl. "Ich dachte mir: Es kann doch nicht sein, dass das nichts wird." Und tatsächlich kam es "zu einer wunderbaren Fügung für den ländlichen Raum", wie Pfahl es nennt. Nämlich der Begegnung mit dem Ehepaar Krüger. "Wir haben uns unterhalten, wie tragisch die Auswirkungen auf das Dorf sind", erinnert sich Pfahl. Als ein paar Tage später die Zusage kam, sei das eine "große Überraschung" gewesen. Die Gemeinde habe daraufhin den Kontakt zu den Eigentümern hergestellt.

"Wir glauben an einen dauerhaften Erfolg", sagt die Bürgermeisterin. "Das wird eine runde Sache." Das Ehepaar Krüger stemme die Finanzierung alleine und kenne sich im Einzelhandel aus, auch zuletzt in Corona-Zeiten. Positiv sei auch, dass die Mitarbeiter wieder eingestellt werden. "Diese sind auch wichtig für den neuen Betreiber, da sie das Einkaufsverhalten der Bürger kennen", so Pfahl. Der Markt werde optisch und inhaltlich ein neues Gesicht bekommen. "Wir als Gemeinde lassen uns zur Unterstützung aller Einzelhändler etwas einfallen", kündigt Pfahl an. Künftig sei in einem Rundgang wieder das Einkaufen bei Bäcker, Metzger, Supermarkt, Getränkeladen und Apotheke möglich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bürger das nicht annehmen", so Pfahl. Es gelte das Motto "Geh nicht fort, kauf im Ort!". (cm)