Hintergrund Einzelhandel Neckargemünd Bammental

15.06.2020 UPDATE: 16.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Expertise nimmt Situation inGVV-Orten unter die Lupe

Müssen die Bammentaler Supermärkte unter den geplanten Erweiterungen und Neubauten der Einkaufsmärkte in der Nachbarstadt Neckargemünd leiden? Das war die Ausgangsfrage, als der Gemeindeverwaltungsverband Neckargemünd (GVV) die rund 10.000 Euro teure Fortschreibung der im Jahr 2011 erstellten "Einzelhandelskonzeption" für die vier Mitgliedsgemeinden Neckargemünd, Bammental, Wiesenbach und Gaiberg in Auftrag gab. Nun liegt das 36-seitige Werk der "LBBW Immobilien Kommunalentwicklung" aus Stuttgart mit Stand 2019 vor,

Die Expertise beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen wie der Entwicklung und Vorhersage der Einwohnerzahlen sowie der Kaufkraft und den Umsätzen. Anschließend wird die Situation des Einzelhandels in allen vier Orten analysiert. Abschließend werden Entwicklungspotenziale und -perspektiven aufgezeigt.

Interessante Erkenntnisse sind zum Beispiel, dass zwei Drittel des Einzelhandelsumsatzes aller vier Gemeinden in Neckargemünd realisiert wird. Die Umsätze je Einwohner sind allerdings in Bammental mit 5242 Euro am größten, da es hier verhältnismäßig viele Märkte gibt. In Neckargemünd sind es 4364 Euro je Einwohner, in Wiesenbach 1702 und in Gaiberg – hier gibt es nur noch einen Bäcker – nur rund 100 Euro. In Neckargemünd bleiben 65 Prozent der Kaufkraft am Ort, in Bammental 79 Prozent, in Wiesenbach 27 Prozent und in Gaiberg sind es nur zwei Prozent. Von den 130 Einzelhandelsbetrieben in allen vier Orten im Jahr 2011 sind noch 101 übrig. 57,5 Prozent der Verkaufsfläche liegt in Neckargemünd, 40 Prozent in Bammental.

Für Neckargemünd sieht das Gutachten noch ein Potenzial für weitere 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche bei Nahrungs- und Genussmitteln. In Bammental seien noch 300 Quadratmeter möglich. Für Wiesenbach sieht die Expertise "keine Entwicklungsperspektiven". In Gaiberg wird ein Potenzial von 1000 Quadratmetern gesehen, was durch den geplanten Penny-Markt ausgefüllt wäre.

In Neckargemünd ist eine Erweiterung des Aldi-Marktes um 300 Quadratmeter geplant. Der Neubau des Rewe-Marktes und der Umbau des bisherigen Marktes zum Getränkemarkt würde ein Plus von 1000 Quadratmetern bedeuten. Hinzu kommen 1300 Quadratmeter durch den neuen Edeka-Markt. Auf Nahrungs- und Genussmittel reduziert, ergibt sich ein Zuwachs von 2300 Quadratmetern. Da aber der etwa 600 Quadratmeter große "nah und gut"-Markt im Wiesenbacher Tal Ende dieses Jahres schließen soll, wäre das Potenzial für Neckargemünd von 1700 Quadratmetern genau ausgeschöpft.

Das Gutachten schließt mit der Erkenntnis und beantwortet die Ausgangsfrage: "Von spürbaren Verdrängungseffekten im Einzelhandel zwischen den Gemeinden ist daher nicht auszugehen." (cm)