Hintergrund Eberbach RNZ 75 II

03.09.2020 UPDATE: 04.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 19 Sekunden

Am 1. Dezember 1945 wird über zerstörte Brücke berichtet

Am 1. Dezember 1945 berichtete die kaum ein Vierteljahr alte Rhein-Neckar-Zeitung zum ersten Mal über die Kleinstadt am Neckar. Es war ein Artikel über "Die Eberbacher Brücke", und er war sogar bebildert. Diese Brücke hatte neun Monate vorher, am 30. März, ein Sprengkommando der abziehenden Waffen-SS-Division "Götz von Berlichingen" in die Luft gejagt, ehe am selben Tag die Stadt kampflos den Amerikanern übergeben wurde.

Der RNZ-Bericht erschien unter der Rubrik "Heidelberg Stadt und Land". Da waren bereits drei Bruchstücke der Überquerung auf provisorische Holzgestelle gesetzt, die zusätzlich zu den originalen Pfeilern eingerammt worden waren.

Das Stammholz hatten die Eberbacher Förster im eigenen Stadtwald geschlagen und bearbeitet. Das vierte Brückenteil sollte in wenigen Tagen gehoben werden.

Beim Wiederaufbau zeigten vor allem Eberbacher Schiffer ihr handwerkliches Geschick. Sie erhielten ein Sonderlob, sogar aus berufenem Munde: Der Verfasser des Artikels, Wilhelm Künzel, war Regierungsbaumeister aus Berlin-Wannsee und offenbar selbst für die Reparatur der Eberbacher Neckarbrücke verantwortlich.

Diese Flussüberquerung war die erste entlang des ganzen Neckars, die nach einer kriegsbedingten Beschädigung wieder in Betrieb genommen worden ist. Zum Sommertagszug am 12. Mai 1946 zerschnitten die Eberbacher Stadtoberen unter Bürgermeister Kurt Nenninger bei der Wiedereröffnung der Brücke das obligatorische Band an der Wimmersbacher Seite.

Heimische Presse, mit Verlagsort Eberbach, war 1945 noch lange nicht auf dem Markt. Die Stadt hatte zwar vor dem Krieg auch eine eigene Zeitung, sogar mit Tradition aus dem 19. Jahrhundert. Die "Eberbacher Zeitung" als eigenständige Publikation war am 31. Mai 1935 auf Druck der Nationalsozialisten im "Stadt- und Landboten" aufgegangen. Doch Ende 1943 hatte der Doppeltitel "Stadt- und Landbote - Eberbacher Zeitung" sein Erscheinen eingestellt, "wegen Papiermangels".

Fünf Jahre lang erschien in Eberbach keine örtliche Zeitung. Dann startete der Stadt- und Landbote am 12. Juli 1949 an vier Wochentagen wieder eine regelmäßige Ausgabe. Seine volle Erscheinungsweise über die ganze Woche kam erst 1954.

Die "Eberbacher Zeitung" als großen Titel gab es von 1935 bis 1964 überhaupt nicht. Denn erst mit dem neuen Layout 1964 wurden Haupt- und Untertitel gedreht. Seitdem heißt das Blatt "Eberbacher Zeitung - Stadt- und Landbote". Seit November 2014 übernimmt sie nahezu identisch den RNZ-Lokalteil der Eberbacher Nachrichten.