Hintergrund DKFZ

29.01.2019 UPDATE: 29.01.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 26 Sekunden

So wurde Heidelberg Zentrum der Krebsforschung

Heidelberg hat eine mehr als hundertjährige Tradition in der Krebsforschung: Denn schon lange vor Gründung des DKFZ lehrte und forschte hier Vincenz Czerny (1842 bis 1916), der im Stadtteil Bergheim sogar 1906 eine eigene Heil- und Pflegestätte mit angeschlossenem Forschungsinstitut, das Samariterhaus, einrichten ließ. Czerny gilt als einer der Stammväter der heute üblichen Strahlenbehandlung - an deren Spätfolgen er wohl auch starb.

Als Czerny noch lehrte, studierte Karl Heinrich Bauer (1890 bis 1978) in Heidelberg Medizin. Der Chirurg Bauer sollte 1964 das DKFZ gründen. Vor allem deswegen und wegen seiner Forschung zur Onkologie ist Bauer heute noch berühmt. Seine Zeit im Nationalsozialismus wurde erst viel später thematisiert: Bauer hatte wegen seiner jüdischen Frau öfter Probleme mit den Nazis, allerdings sprach er sich für eine Sterilisierung von "schwer Erbkranken" (also Behinderten) aus und gehörte dem wissenschaftlichen Beirat des obersten NS-Mediziners Karl Brandt an - dieser hatte Menschenversuche in Konzentrationslagern angeregt.

In den fünfziger Jahren intensivierte sich das Interesse an der Krebsforschung, 1957 gab die Deutsche Forschungsgesellschaft zwei Millionen Mark für den Bau eines nationalen Krebsforschungszentrums in Heidelberg frei. Sieben Jahre später, 1964, gründete das Land Baden-Württemberg die Stiftung "Deutsches Krebsforschungszentrum", die es heute noch gibt. Doch den mit Abstand größten Teil der Forschungsausgaben - 2018 waren das 280 Millionen Euro -, übernimmt der Bund. 1972 wurde das heutige Hauptgebäude (Im Neuenheimer Feld 280, gegenüber der Chirurgie) bezogen, das von 2006 bis 2010 für 70 Millionen Euro renoviert wurde. Zeitgleich expandierte das DKFZ im Neuenheimer Feld, sei es mit dem Institut für angewandte Tumorvirologie, sei es mit zwei Gebäuden im Technologiepark an der Berliner Straße.

1983 begann die "Ära zur Hausen", als der Virologe Harald zur Hausen Vorstandsvorsitzender im DKFZ wurde - ein Amt, das er 20 Jahre lang bekleiden sollte. Unter seiner Ägide verlagert sich die Forschung von Modellen und Gewebekulturen stärker auf menschliche Zellen. Auch deswegen arbeitet das DKFZ mit den Grundlagenforschern der Universität, vor allem dem Zentrum für Molekulare Biologie, zusammen. 2010 wurde das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), auch ein Kooperationsprojekt von DKFZ und Uni (mit der Deutschen Krebshilfe), eingeweiht - als Schnittstelle zwischen Forschung und Behandlung.

Heute zählt das DKFZ 3000 Mitarbeiter, davon über 1300 Wissenschaftler, die in 90 Abteilungen und Forschungsgruppen tätig sind. Als weltweit renommiertes Forschungsflagschiff hat es zwei Nobelpreisträger hervorgebracht: Harald zur Hausen 2008 und Stefan Hell 2012.