Hintergrund - "Die Themen gehören in den Unterricht"

12.02.2020 UPDATE: 19.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden

Beim Kultusministerium sieht man Schulbesuche positiv

Über 400 Mal rücken Bundeswehroffiziere pro Jahr zum Einsatz in baden-württembergische Schulen aus. Die Gefahr, dass sie Schüler zu sehr beeinflussen, sieht man im Kultusministerium aber nicht – schließlich habe man Vorsorge getroffen, wie Staatssekretär Volker Schebesta (CDU) im Gespräch mit Denis Schnur erklärt.

Herr Schebesta, in Berlin hat sich die SPD für ein Verbot von Bundeswehrbesuchen in Schulen ausgesprochen. War das auch in Baden-Württemberg mal Thema?

Nein, für uns war es kein Thema, Jugendoffiziere von den Schulen auszuschließen. Wir sind der Ansicht, dass die Themen Friedenssicherung und Sicherheitspolitik in den Unterricht gehören und dass sich die Schülerinnen und Schüler auch mit verschiedenen Instrumenten der Politik auseinandersetzen sollten. Deshalb hat das Land 2014 eine Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr für den Einsatz von Jugendoffizieren im Unterricht erneuert.

Gilt die nur für Jugendoffiziere oder auch für Karriereberater?

Zunächst einmal können die Schulen bei beidem selbst entscheiden, ob sie Vertreter der Bundeswehr einladen. Karriereberater dürfen aber kein Teil des Unterrichtes sein, sondern nur an außerschulischen Veranstaltungen teilnehmen, die für Schüler freiwillig sind. Wenn sich aber bei einer Berufsmesse verschiedene Arbeitgeber vorstellen, darf die Bundeswehr dabei nicht benachteiligt werden.

Gewerkschaften und Friedensorganisationen sehen das anders. Sie fürchten, die Soldaten könnten Jugendliche zu sehr beeinflussen.

Deshalb haben wir für den Besuch der Offiziere in der Schule klare Rahmenbedingungen geschaffen. Die Jugendoffiziere dürfen nicht für den Dienst in der Bundeswehr werben. Außerdem sind sie dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet, wonach es keine Überwältigung der Schüler geben darf und wonach kontroverse Themen im Unterricht kontrovers dargestellt werden müssen – das gilt auch für die Bundeswehr. Bei dem Besuch muss auch die Lehrkraft ständig anwesend sein. Damit haben wir Vorsorge getroffen, dass es keine unzulässige Beeinflussung gibt.

Kontroversen im Unterricht kontrovers darstellen. Wie sieht das aus?

Abgesehen davon, dass die Jugendoffiziere auch Debatten aufgreifen müssen, kann die Lehrkraft viel tun – etwa in der Vor- oder Nachbereitung auch andere Sichtweisen einbringen. Ich würde das als Lehrer den Schülerinnen und Schülern aber vor allem im Vorfeld näherbringen, damit sie den Jugendoffizier auch mit an-deren Positionen konfrontieren können und er darauf eingehen kann.

Seit dem Ende der Wehrpflicht hat die Bundeswehr Probleme, Nachwuchs zu finden. Zeigt sie deshalb verstärkt Präsenz an den Schulen?

Im Schuljahr 2012/13 gab es in Baden-Württemberg 466 Veranstaltungen von Jugendoffizieren, 2018/19 waren es 432. Anhand der Zahlen ist dieser Eindruck also nicht nachvollziehbar.