Hintergrund - Die größten Demonstrationen Heidelbergs nach dem Krieg

20.09.2019 UPDATE: 20.09.2019 06:00 Uhr 55 Sekunden

Gegen das Verbot des SDS gingen Mitte 1970 über 6000 Menschen auf die Straße. Foto: Archiv

Die größten Demonstrationen Heidelbergs nach dem Krieg

Am 22. Februar 2019 begann die Serie von "Fridays for Future"-Demonstrationen für den Klimaschutz. Damals waren es 700 Teilnehmer - recht ordentlich, aber noch keine richtigen Massen. Während der Klimaschutz-Konferenz in der Stadthalle kamen am 23. Mai immerhin schon zwischen 1500 und 2000 Teilnehmer zusammen, bei der letzten Demo vor den großen Ferien, am 5. Juli, waren es immerhin noch 1000. Und jetzt machten die Organisatoren womöglich ihren Traum wahr, die größte Demonstration Heidelbergs auf die Beine gestellt zu haben.

Denn anders als der Mannheimer Historiker Philipp Gassert in der gestrigen RNZ im Interview darstellte, handelte es sich beim Protest von 60.000 Heidelbergern im Februar 1948 gegen die Kürzung von Fettrationen weniger um eine Demonstration als vielmehr um einen Streik, zu dem der württembergisch-badische Gewerkschaftsvorstand aufgerufen hatte. Von spektakulären Versammlungen ist weder in der RNZ von damals noch in der Sekundärliteratur die Rede.

"Richtige" Demonstrationen aus der Heidelberger Nachkriegsgeschichte sind viele überliefert, allerdings fehlen gerade bis in die siebziger Jahre halbwegs verlässliche Zahlenangaben. Eine der größten Züge schob sich mit 6000 bis 10.000 Teilnehmern am 30. Juni 1970 durch die Hauptstraße, um gegen das Verbot des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) durch die Landesregierung zu demonstrieren. Die heutzutage fast legendären Demos gegen die Fahrperserhöhungen der HSB zogen zwischen 1965 bis 1975 fast regelmäßig um die 3000 Personen an. Auch nach den "68ern" gab es durchaus noch große Protestmassen, beispielsweise am 22. März 2003 gegen den Irakkrieg oder am 17. Juni 2010 als "Bildungsstreik" gegen die Studienreform - Teilnehmerzahl: jeweils 7000. (hö)