Hintergrund

Lehren aus Trinkwasserverunreinigung: Im Investitionsplan für 2020 stehen 900 000 Euro für den Bau einer Druckerhöhungsanlage

11.12.2019 UPDATE: 11.12.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden

Wasserverband geht Notfallversorgung an

2018 war für den 1908 gegründeten Wasserversorgungsverband "Neckargruppe" ein "unspektakuläres Jahr", wie Verbandsrechner Arno Kaiser in der Versammlung mitteilte. Wegen Trifluoracetat (TFA), das als unerwünschter Stoff im Neckar im Herbst 2016 als Thema aufschlug, habe man 2017 die Investitionen zurückgefahren, doch die 2004 begonnene Schachtsanierung im vergangenen Jahr wieder fortgesetzt. 93.000 Euro wurden investiert, davon sind allein 80.000 Euro in der Fred-Joachim-Schoeps-Straße verbaut.

Auffällige Konsequenzen der TFA-Geschichte: Die Stadt Heidelberg stoppte ihren Wasserbezug aus den seinerzeit hoch belasteten Brunnen in Edingen-Neckarhausen und der Wasserpreis stieg von knapp 25 Cent auf nahezu 41 Cent pro Kubikmeter. Inzwischen sind die TFA-Werte gesunken; im Pumpwerk Neckarhausen, das wegen seiner Ufernähe am schnellsten auf Fremdstoffe reagiert, liegt der Wert aktuell bei 8,5 Mikrogramm pro Liter. 30 dürften es sein, erst dann müsste Edingen-Neckarhausen wieder Maßnahmen ergreifen. Ein gesetzlicher Leitwert wird vom Umweltbundesamt noch erhoben (siehe Artikel oben).

Im Investitionsplan für das kommende Jahr steht der Bau einer Druckerhöhungsanlage an. Damit folgt die Gemeinde einerseits der Empfehlung von Fachleuten, eine Notversorgung als zweites Standbein aufzubauen. Im Gemeinderat hatte das die Unabhängige Bürgerliste erfolgreich beantragt. Zur Sicherung der Trinkwasserversorgung in Edingen-Neckarhausen könnte der Verbandspartner Mannheim über das Netz der MVV im Notfall Lücken schließen. Die Kosten der Investition in Höhe von rund 900.000 Euro tätigt der Verband über eine Kreditaufnahme von einer Million Euro. Für diese "strukturverbessernde Maßnahme" habe man einen Förderantrag gestellt, sagte Verbandsgeschäftsführerin Elke Hugo. "Wenn es gut läuft, bekommen wir 25 Prozent."

Weitere 150.000 Euro Kosten fallen für das neue Wasserrecht an. Beantragt ist es für eine Entnahme von maximal zweieinhalb Millionen Kubikmeter Wasser auf 30 Jahre. Ob dieser Zeitraum bewilligt werde, müsse man noch sehen, sagte Kaiser. Auf der Liste steht ferner ein Pumpenaustausch im Pumpwerk I in Edingen. Man werde eine energieeffiziente neue Pumpe anschaffen und dadurch auch den eingeschlagenen Weg, Energieeinsparpotenziale zu analysieren, weiterverfolgen, sagte Kaiser. Bürgermeister Simon Michler ergänzte, seit 2006 habe man 445.000 Euro für Instandhaltungen der Anlagen ausgegeben.

Um 10.000 Kubikmeter geringer fiel 2018 die Wasserentnahme aus und lag bei rund 957.000 Kubikmeter. Gemeinderat Helmut Koch wunderte das angesichts des trockenen Sommers. Vonseiten der MVV kam eine pragmatische Erklärung: Es sei früh sehr warm gewesen, irgendwann hätten es die Leute aufgegeben, ihre Gärten zu wässern. Der Gewinn- und Verlustrechnung 2018 in Höhe von 400.219 Euro stimmten die Verbandsmitglieder zu. Ebenso dem Wirtschaftsplan 2020 in Höhe von 572.800 Euro im Erfolgs- sowie 1,09 Millionen Euro im Vermögensplan. (nip)