Hildebrand: "Ich bin halt kein Ja-sager!"

Der Torwart erlebt seine letzten fünf Tage im Kraichgau und spricht offen an, warum er zum Saisonende gehen muss  

05.05.2010 UPDATE: 05.05.2010 06:48 Uhr 3 Minuten, 54 Sekunden
Hildebrand: "Ich bin halt kein Ja-sager!"

Der Torwart erlebt seine letzten fünf Tage im Kraichgau und spricht offen an, warum er zum Saisonende gehen muss

 

Ein ganzes Stück Wehmut klingt mit, wenn Timo Hildebrand über seine letzten Tage in Zuzenhausen sagt: "Ich bin ganz normal hier, wenn wir Training haben und werde mich von allen Mitarbeitern und Spielern die Tage verabschieden und versuche noch fit zu werden. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man nur noch ein paar Tage hier ist."

Der Vertrag des ehemaligen Nationaltorwarts wird zum Saisonende nicht verlängert. Hildebrand: "Ich muss damit umgehen und die Entscheidung des Vereins akzeptieren." Wenn es nach dem Torwart gegangen wäre, hätte das Engagement bei 1899 nicht enden müssen: "Ich habe nie gesagt, dass ich weg will, und habe gesagt, dass ich mich hier wohlfühle."

Warum also die Trennung? "Ich denke ich habe auf dem Platz meine Leistung gebracht. Klar habe ich auch zwei, drei Fehler gemacht, aber im Grund habe ich, denke ich, eine konstante Saison gespielt. Aber als Torhüter ist man immer davon abhängig wie die Mannschaft funktioniert und wir haben in der Rückrunde einfach wenig Punkte geholt. Dass man als Torhüter dann nicht positiv auffällt, ist klar, wir haben als Mannschaft verloren", beurteilt Hildebrand seine Leistung in dieser Saison.

Die Trennung hat andere Gründe. Hildebrand: "Ich habe es als meine Pflicht gesehen ein paar Dinge aus meiner Sicht anzusprechen. Das kann man schon so sagen, dass es mir vielleicht auch zum Verhängnis wurde. Aber ich bin selbstkritisch genug. Ich will niemanden in die Pfanne hauen. Aber ich bin ein erfahrener Spieler und habe elf Jahre als Profi hinter mir und ich denke zu wissen, wie eine Mannschaft Erfolg haben kann und wie manche Dinge ablaufen. Da habe ich mich in der Pflicht gefühlt auch mal kritische Worte zu finden. Das bringt eine Mannschaft weiter."

Zuletzt deutete Manager Jan Schindelmeiser an, dass das Verhältnis zwischen Hildebrand und der Mannschaft nicht mehr "hundertprozentig" gewesen sein soll. Hildebrand zur Meinung des Managers: "Ich denke, oft machen die Leute sich ihre eigene Wahrheit und entscheiden so, wie sie denken. Man muss das akzeptieren. Ich denke, ich hatte mit niemandem in der Mannschaft so ein schlechtes Verhältnis, dass jemand sagt: 'Mit dem Timo kann ich überhaupt nicht'. Es gibt immer den einen mit dem man besser kann und mit dem anderen nicht. Wir hatten auch letzten Donnerstag ein riesen Grillfest bei mir zu Hause. Deshalb denke ich, dass es da keine so großen Differenzen gibt, dass man sagt: 'Der Timo, der geht gar nicht'."

Anders dagegen schon das Verhältnis zwischen Hildebrand und Rangnick. Hildebrand, der auch nach Niederlagen immer vor die Kameras trat und Interviews gab, soll damit nicht überall gut angekommen sein. Er sagt: "Es gehören immer zwei Seiten dazu. Ich hätte natürlich auch Dinge anders machen können. Da bin ich selbstkritisch genug. Vielleicht hätte ich einfach das eine oder andere Mal ein Interview nicht geben sollen. Aber das ist in dieser Mannschaft schwierig weil Spieler wie Christian Eichner, Tobias Weis oder ich als Deutsche immer wieder vor die Kameras gehen müssen, weil wir viele anderssprachige Spieler in der Mannschaft haben. Ich habe damit kein Problem. Ich bin immer authentisch und ehrlich, manchmal auch zu sehr auch in den Medien. Im Nachhinein kann man sagen, da hätte ich mich vielleicht mehr zurückhalten müssen."

Und weiter: "Ich wollte kein Öl ins Feuer gießen. Als erfahrener Spieler hat man die Verantwortung darauf hinzuweisen, wenn etwas nicht stimmt. Unsere Saison hat das auch ganz deutlich gezeigt. Wir haben so viel Potenzial und es wird immer von dem Potenzial geredet. Aber letztendlich sind wir irgendwo rumgedümpelt in der Tabelle und haben nichts erreicht. Und da müssen auch einige Dinge nicht gut gelaufen sein. Vielleicht ist es dann aufgestoßen beim Trainer oder anderen Mitspielern, dass ich Dinge angesprochen habe. Das ist dann wohl nicht gewollt worden."

Hildebrands Fazit über seine eineinhalb Jahre im Kraichgau: "Jede Station bringt einen weiter und auch jede, sozusagen, Niederlage, wenn man den Verein verlassen muss. Ich werde versuchen meine Lehren daraus zu ziehen. Ich habe auch hier meine Erfahrungen gemacht. Ich wollte nie weg, das war nie mein Bestreben. Ich hätte das Projekt gerne weiter unterstützt und mich gerne weiter eingebracht. Wenn man von einem Verein eine Entscheidung hinnehmen muss, die einfach gegen einen ist, dann ist es immer ein Stück weit schwer."

Mit Hildebrand verlässt zum wiederholten Mal ein Führungsspieler die Kraichgauer. "Mit Selim und anderen Spielern, die dann auch gegangen sind...Der Verein muss für sich selbst entscheiden, wie er mit Spielern umgehen will und welche Spieler dazu passen. Im Endeffekt haben Trainer und Manager es so entschieden. Ich wollte mich eigentlich immer nur einbringen und mit meiner Kritik weiterhelfen, mich manchmal vor die Mannschaft stellen aber manchmal auch etwas sagen. Ich denke, dass erfahrene Spieler manche Dinge auch erkennen und dann ansprechen müssen. Der Erfolg ist in der Rückrunde einfach ausgeblieben und das ist für mich nicht zufriedenstellend und für den Verein auch nicht. Ich bin halt kein Ja-Sager."

Wo die Zukunft des 31-jährigen Torwarts liegt konnte er noch nicht sagen: "Mein Berater bekommt im Moment die Anrufe. Wir werden uns dann zusammensetzen und abwägen was das Beste für mich ist. Es ist immer eine Frage der Alternativen, welcher Klub einen Torwart sucht. Deshalb muss man jetzt erst mal abwarten. Ich würde natürlich auch ins Ausland gehen, aber ich muss erst mal schauen, wo etwas frei wird." Immer wieder tauchten Spekulationen über den VfB Stuttgart aus, woran sich Hildebrand aber nicht beteiligen wollte. Die Entscheidung soll erst im Sommer fallen: "Ich gehe in Urlaub und hoffe, dass ich dort Ruhe finde. Im Alltag hat man oft keine Zeit seine Gedanken zu ordnen und ein paar Sachen zu reflektieren weil immer das eine das andere jagt. Ich werde mir im Urlaub jetzt Gedanken machen und meine Schlüsse daraus ziehen.

Eins steht aber fest: Dass Hildebrand als Nummer zwei zu einem Klub wechselt, nur um im Sommer nicht vertragslos dazustehen, kann er sich nicht vorstellen: "Ich will Fußball spielen. Ich habe meine ganze Karriere eigentlich immer gespielt, nur in Valencia war es ein Hin und Her. Deshalb denke ich nicht, dass ich irgendwo auf der Bank oder Tribüne sitzen werde."

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