Seit sechs Uhr morgens wurden am Mittwoch die Straßen in Wiesloch nach einem festen Plan geräumt. Foto: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Für Jürgen Ronellenfitsch, den Leiter des städtischen Bauhofs in Wiesloch, waren die zurückliegenden Tage durch wenig Schlaf gekennzeichnet: "Wir haben am gestrigen Mittwoch so zwischen 25 und 30 Kubikmeter Streusalz, also deutlich mehr als 40 Tonnen, eingesetzt und dies mit mehreren Fahrzeugen." Bereits gegen vier Uhr in der Frühe hatte er aus dem Fenster geschaut. "Da war noch nichts." Aber knapp zwei Stunden später fing es an, kontinuierlich zu schneien. Nach einem festgelegten Plan wurden dann die 17 für den Streudienst eingesetzten Mitarbeiter benachrichtigt, sofort zum Bauhof zu kommen. "Wir haben zunächst nach einer festgelegten Prioritätenliste die wichtigsten Straßen abgefahren und auch den Bahnhofsbereich", informierte Ronellenfitsch.
Zwei größere Fahrzeuge sind dabei unterwegs, eines davon ist für die Innenstadt und Frauenweiler zuständig, das andere räumt und streut in Altwiesloch, Baiertal und Schatthausen. "Einen Engpass beim Salz haben wir derzeit noch nicht", versicherte der Bauhofleiter. Zwar habe man in den zurückliegenden Jahren die Lagerkapazität in Wiesloch reduziert, aber Salz, das in einem Bergwerk bei Heilbronn gewonnen wird, kann in einem Zwischenlager in Kronau abgerufen werden. Zudem gibt es ein gemeinsames Silo mit der Gemeinde Dielheim, in dem 150 Tonnen gelagert werden können. "Uns stehen daraus 100 Tonnen zur Verfügung."
Auch in Walldorf waren Stadtmitarbeiter unterwegs, um Kreuzungsbereiche zu räumen. Foto: PfeiferWie Ronellenfitsch ausführte, haben die Autobahnmeistereien Vorrang bei der Zuteilung von Streusalz. Ebenso die größeren Straßenmeistereien, die Bundes- und Landesstraßen freihalten müssen. "Die haben mit den Salzlieferanten entsprechende Verträge geschlossen, denn es muss ja sichergestellt werden, dass die Hauptverkehrsstraßen und die Autobahnen zuerst beliefert werden." Einen Versorgungsengpass sieht der Bauhofchef dennoch nicht. "Wir haben zwar keine Verträge, aber wir werden gut beliefert." Zumal der Wetterbericht für die kommenden Tage eher Sonnenschein als weiteren Schneefall prognostiziert.
Neben den größeren Fahrzeugen gibt es noch insgesamt vier weitere, die zur Räumung eingesetzt werden. "Mit diesen haben wir dann kleinere Straßen im Fokus und mit den Traktoren sind wir auf längeren Strecken wie Rad- und Wanderwegen unterwegs." Damit aber nicht genug: Vier Einsatzgruppen, bestehend aus jeweils zwei Mitarbeitern, sind im Bedarfsfall früh auf Achse, um Gehwege an und rund um städtische Grundstücke vom Schnee zu räumen. "Da werden genaue Protokolle geführt, dies ist aus versicherungstechnischen Gründen notwendig." Sollte es verstärkt schneien, müssen die Teams hin und wieder gleich zweimal am Tag ausrücken.
Am gestrigen Mittwoch – der leichte Schneefall hielt den ganzen Tag an – musste Ronellenfitsch alle Teams nochmals "auf Achse" schicken. "Wir sind laut Satzung dazu verpflichtet, die in Frage kommenden Bereiche bis 22 Uhr zu bearbeiten und daher mussten wir nochmals ausrücken." Ronellenfitsch verwies darauf, dass diese städtische Pflicht morgens um fünf Uhr beginne, so auch am Dienstag. "Da war ich schon um drei Uhr wach, habe dann meine Männer angerufen und wir waren ab fünf Uhr unterwegs." Allerdings war die Situation da nicht so problematisch. "Der Boden war noch nicht komplett gefroren, und somit verwandelte sich der Schnee schnell in Wasser. Erst tagsüber sanken die Temperaturen, aber da hatte der Schneefall bereits aufgehört."
Rund 150 Tonnen Streusalz stehen dafür im Silo bereit. Foto: PfeiferAn Tagen wie diesen ist bei Jürgen Ronellenfitsch eine Art innere Uhr eingebaut. "Ich werde oft früh wach und schaue aus dem Fenster, um mir einen Überblick über die Lage zu machen und dann schnell reagieren zu können." Als weitere Hilfe bekomme er auch Hinweise auf das Smartphone, wie sich die Wettersituation in und rund um Wiesloch entwickeln werde. "Also mit durchschlafen war es in den letzten Tagen eher nichts." Diese Alarmbereitschaft gilt übrigens nicht nur bei Schnee und Eis, sondern auch dann, wenn Starkregen oder Sturm droht. "Auch dann müssen wir ausrücken."
Für die privaten Haushalte gilt nach der Satzung der Stadt Wiesloch, bis spätestens um acht Uhr morgens den Bereich um das Grundstück und die betroffenen Gehwege mit Schippe oder Besen von der weißen Pracht zu befreien. An diese Regelung müssen sich ebenfalls Geschäftsinhaber oder Hausbesitzer beispielsweise in der Fußgängerzone halten. "Wir fahren zwar mit einem kleineren Fahrzeug da durch, machen jedoch nur den Weg in der Mitte frei, schaffen somit eine Art Schneise. Alles andere obliegt den Anliegern direkt. Sollten sie, wie jetzt während des Lockdowns nicht selbst vor Ort sein, müsste entweder eine Firma beauftragt oder eine Absprache mit anderen Anliegern getroffen werden. Die Satzung über die Verpflichtung der Straßenanlieger zum Reinigen, Schneeräumen und Bestreuen der Gehwege könne, so der Hinweis von Jürgen Ronellenfitsch, auf der Homepage der Stadt unter der Rubrik Rathaus >> Stadtrecht eingesehen werden. "Kommt jemand seinen Verpflichtungen nicht nach und es kommt zu einem Sturz einer Person mit Verletzungen, kann es teuer werden", appellierte er an das Pflichtbewusstsein der Bürgerschaft.