Sie wartet auf Lockerungen der Corona-Maßnahmen: Künstlerin Irene Galluzzo, die im Rahmen eines Stipendiums Kunstworkshops mit jungen Leuten anbieten will. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Walldorf/Wiesloch. Ihren Aufenthalt in der Region hat sich die italienische Künstlerin und Designerin Irene Galluzzo ein wenig anders vorgestellt. Eigentlich sollte sie verschiedene Workshops mit Kindern und Jugendlichen an der Kinder- und Jugendkunstschule (Kikusch) der Volkshochschule Südliche Bergstraße geben – doch der Lockdown kam dazwischen und warf alles durcheinander. Sie freue sich dennoch sehr, hier zu sein, sagt Irene Galluzzo: Sobald es Lockerungen gebe, wolle sie loslegen.
Die aus der italienischen Stadt Turin stammende Irene Galluzzo hat ein Residenzstipendium für Bildende Kunst der Wieslocher Heimann-Stiftung für Völkerverständigung in Zusammenarbeit mit der Kikusch gewonnen, seit Ende Dezember ist die 26-Jährige in der Region und wohnt in einem Appartement der Heimann-Stiftung in der Weinstadt Wiesloch. Ihr Aufenthalt ist bis Ende Mai geplant.
Alle hatten gehofft, das der Lockdown nicht allzu lange dauert und die Kurse und Workshops an der Kikusch sobald wie möglich stattfinden können – doch Lockerungen dieses Umfangs sind bisher nicht in Sicht. Sie habe sich nach ihrer Ankunft gemäß der aktuellen Bestimmungen für Reisende zunächst zwei Wochen in Quarantäne begeben, erzählt Irene Galluzzo. Dann wollte sie eigentlich ihre Ideen zu verschiedenen Kunstprojekten und Kursen allmählich in die Tat umsetzen.
Irene Galluzzo ist in Turin geboren und dort aufgewachsen, ihr Herz schlug schon in ihrer Jugend für Kunst und Poesie, erzählt sie. Die 26-Jährige studierte am "Istituto d’Arte Applicata e Design" in Turin, einer Hochschule und Universität, Kommunikation, Design und Kunst. In ihren Werken und Designs spiegeln sich Themen wie Liebe, Verwundbarkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit wider, mal schwingt auch ein Hauch von Nostalgie mit. Sie sucht nach versteckten Bedeutungen mittels archetypischer Symbole und Bilder und lässt sich dabei von spontanen Assoziationen beeinflussen.
Bevor sie im Rahmen des Residenzprogramms in die Region kam, arbeitete sie in Italien als freiberufliche künstlerische Leiterin in mehreren Kreativstudios und gestaltete im Bereich des Textildesigns verschiedene Muster für Kleidungsstücke.
Anfang Juni möchte sie vielleicht nach Berlin, verriet Galluzzo, denn die Hauptstadt ist bekanntlich ein Eldorado für Designer, Künstler und Modebegeisterte. Verlängern kann sie ihren Aufenthalt hier in der Region nicht, denn der nächste Künstler beziehungsweise Schriftsteller ist in der Heimann-Stiftung im Anschluss schon eingeplant, verriet Archim Heimann, der die Stiftung mit seiner Frau Gerda im Jahr 2016 gründete.
Die Stiftung fördert die Völkerverständigung zwischen Deutschland und Italien, durchgeführt werden verschiedene Projekte – nicht nur das Residenzstipendium mit dem Fokus Kunst, sondern auch zu Philosophie oder Literatur. Sprachkurse, Freizeiten, Bildungs- oder Kulturprojekte werden unter anderem unterstützt.
Zudem werden Partnerschaften zwischen der Organisation und Bildungs- sowie Kultureinrichtungen gefördert. Im Mittelpunkt steht die Förderung junger Menschen, ob Designer, Schriftsteller, Geisteswissenschaftler oder Künstler, sie sollen selbst weiter zu verantwortungsbereiteren und weltoffeneren Persönlichkeiten reifen und andere inspirieren und motivieren.
Eigentlich wollte Irene Galluzzo die Menschen in der Region – selbstverständlich mit Erlaubnis – fotografieren und daraus verschiedene Porträts künstlerisch gestalten, quasi unter dem Motto "was die Menschen in der Region bewegt". Doch daraus wurde nichts, weil viele Menschen aufgrund der Pandemie und des Lockdowns nicht ganz so aufgeschlossen für das Projekt waren, erzählt Galluzzo.
Also habe sie mit Tusche und Pinsel verschiedene Werke mit unterschiedlichen Motiven entworfen, die die momentane Situation abstrakt widerspiegeln. Unter anderem symbolisieren sie das Abstandhalten in der Corona-Krise. Wie es weiterhin künstlerisch in der Region weitergeht, sei von den Lockerungen abhängig, sagt Irene Galluzzo. Geplant ist im Mai ein Kikusch-Workshop für Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren "Unterwegs mit dem Skizzenbuch", eine künstlerische Tour quer durch Wiesloch. Zudem soll ein Workshop im Bereich des Textildesigns stattfinden: Die jungen Künstlerinnen und Künstler sollen ein eigenes Muster entwerfen und dann digital bearbeiten. Das Muster kann dann auf Stoff, Tapeten oder Folien gedruckt werden.