Walldorf

Ein Heimspiel für Baumann und den Klimaschutz

Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Landesumweltministerium, referierte in Walldorf

12.05.2019 UPDATE: 13.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Referierte in Walldorf über die Folgen des Klimawandels: Andre Baumann, Staatssekretär im Landesumweltministerium. Foto: Pfeifer

Walldorf. (seb) Viel Überzeugungsarbeit musste Dr. Andre Baumann nicht leisten: Der Biologe, frühere Landesvorsitzende des Naturschutzbunds und heutige Staatssekretär im Landesumweltministerium schilderte auf Einladung der Walldorfer Grünen, wie wichtig es ist, dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Die Zuhörer im Foyer des evangelischen Gemeindehauses, die eingangs von Maximilian Himberger und Wilfried Weisbrod vom Vorstand des Grünen-Ortsverbands begrüßt worden waren, hörten interessiert zu. Sie pflichteten Baumann auch weitgehend bei, dass jeder einzelne gefragt sei, seinen Beitrag zu leisten, und teilten seine Kritik an Bundesregierung und Standpunkten anderer Parteien. Aber als es um die Abwägung einzelner Natur- und Klimaschutzmaßnahmen ging, musste er sich auch Kritik anhören.

Eingangs führte er anhand aktueller Studien Ursachen und teils katastrophale Folgen des Klimawandels vor Augen. Baumann befürwortete auch die Schülerproteste der "Fridays for Future", die er voll verstehen könne: "So geht es nicht weiter." Wetterextreme wie der Hitzesommer 2018 häuften sich, kam Baumann auf den Klimawandel "direkt vor der Haustür" zu sprechen, Milliardenschäden in der Landwirtschaft und unseren Wäldern drohten. Da sei "nur folgerichtig", dass Deutschland "mehr als ambitionierte Klimaschutzziele vereinbart habe" - wobei das Geld für die "empfindliche Strafen" bei Nichterreichen übrigens schon im Bundeshaushalt eingeplant sei, so Baumann: Das "Versagen auf ganzer Ebene" sei offenbar gewiss.

Baden-Württemberg wiederum habe sich nicht nur einem weltweiten Klimaschutzbündnis nicht mit Nationen, sondern mit 220 Städten und Regionen angeschlossen, sondern auch ein Konzept mit 109 Maßnahmen beschlossen. Ganz vorn: der Ausbau der erneuerbaren Energien. Dank zahlreicher Landesförderprogramme würden bessere Dämmung, Fotovoltaik oder andere Maßnahmen für die Bürger attraktiv, "das rechnet sich", neue gesetzliche Regelungen, Forschungs- und Beratungsprogramme kämen hinzu. Im Alltag, bei Einkauf oder Mobilität etwa, sei jeder einzelne zum Handeln aufgefordert. "Wir brauchen dringend die CO2-Steuer", argumentierte Baumann für finanzielle Anreize.

"Die Welt schaut auf Deutschland", das aus Atom- und Kohlekraft aussteige: Wenn trotzdem Wirtschaftsleistung und Wohlstand erhalten blieben, sei das für alle ein deutliches Signal, dem Vorbild nachzueifern. Dass "die Klimaziele gut für die Wirtschaft sind", daran hatte der Referent keinen Zweifel. Der Bundesverband der Deutschen Industrie, "nicht gerade der Hort grüner Politik", habe ermittelt, dass, wohlüberlegt umgesetzt, Klimaziele "sich auch wirtschaftlich lohnen": einfach, weil Ressourcen eingespart werden.

Dass der Klimaschutz in Konflikt mit anderen legitimen Interessen, sogar denen des Naturschutzes, treten kann, räumte Baumann in der Diskussion ein. So müsse für Windkraftanlagen oft Wald gerodet werden, weil sonst keine passenden Flächen zur Verfügung stünden. Ein schwieriges Thema waren auch die Windkraftanlagen, die im St. Leon-Roter Wasserschutzgebiet entstehen sollen (die RNZ berichtete). Geothermie-Projekte hätten große Schäden angerichtet, etwa in Staufen. Doch alles in allem hatte Baumann Vertrauen in die bestehenden gesetzlichen Regelungen etwa zu Trinkwasserschutz oder Wiederaufforstung, der Wald in Baden-Württemberg nehme sogar zu. "Wir wollen diese Eingriffe so gering wie möglich halten", betonte er. Klar für ihn sei: "Erneuerbare Energien verursachen weit geringere ökologische Probleme als der Klimawandel."

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