Nach fremdenfeindlichem Übergriff in Wiesloch

Staatsanwaltschaft Heidelberg erhebt Anklage gegen sechs Personen

Der Prozess soll am Amtsgericht Wiesloch stattfinden

19.03.2019 UPDATE: 19.03.2019 10:25 Uhr 1 Minute, 3 Sekunden

Wiesloch. (cab) Die Massenschlägerei im September vergangenen Jahres vor einem Eiscafé in der Wieslocher Innenstadt soll vor Gericht aufgearbeitet werden. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg hat Anklage zum Schöffengericht des Amtsgerichts Wiesloch gegen sechs Männer im Alter zwischen 24 und 36 Jahren erhoben. Das teilte die Justizbehörde am Dienstag mit.

Ihnen werden gefährliche Körperverletzung, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Volksverhetzung vorgeworfen. Unter den Angeklagten ist auch ein Tarifangestellter der Polizei, der als Mechaniker tätig war. Er war nach dem Übergriff sofort freigestellt und von sämtlichen Aufgaben entbunden worden.

Die mutmaßlichen Täter kommen offenbar aus Mühlhausen, Angelbachtal, Sinsheim und Graben-Neudorf. Sie sollen sich am Abend des 8. September zu einem Junggesellenabschied getroffen haben, der schließlich komplett aus dem Ruder lief. Erst sollen die Angeklagten durch Wiesloch gezogen sein. Dann begann wohl alles mit fremdenfeindlichen Parolen und dem Hitler-Gruß und endete schließlich vor der Eisdiele mit blanker Gewalt. Hier saßen laut Staatsanwaltschaft vor allem türkisch- und portugiesisch-stämmige Gäste, darunter Familien mit Kindern. Diese sollen von den Angreifern zuerst beleidigt und dann auch mit Stühlen attackiert worden sein. Es gab fünf Verletzte. Ein 41-Jähriger musste ins Krankenhaus, ebenso einer der Schläger. Zwei Tische, mehrere Stühle und Gläser gingen zu Bruch.

Drei der Angeklagten sollen der rechten Szene zuzuordnen sein. Einer von ihnen sei der Polizei schon zuvor mit politisch motivierten Straftaten aufgefallen, hieß es. Diese richtete nach dem Vorfall die 20-köpfige Ermittlungsgruppe "Marktbrunnen" ein. Dutzende Vernehmungen sowie Durchsuchungen von Wohnungen der Verdächtigen folgten. Dabei wurden Beweismittel sichergestellt.

Ort des Geschehens

Kurz nach der Tat formierte sich in Wiesloch zudem der Widerstand der Bevölkerung. Rund 800 Menschen demonstrierten in der Stadt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

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