Beim Konzert der Kunstfreunde im Palatin bewiesen Geigerin Tianwa Yang und Nicholas Rimmer am Klavier, welch hervorragende Interpreten sie sind. Besonders spannend waren ihre Darbietungen von Werken des 20. Jahrhunderts. Foto: Pfeifer
Von Philipp Schädel
Wiesloch. Am vergangenen Samstag fand im Palatin das zweite Abonnementkonzert der Kunstfreunde Wiesloch statt. Mit der Geigerin Tianwa Yang und dem Pianisten Nicholas Rimmer hatten die Kunstfreunde zwei hervorragende Interpreten ihrer Generation eingeladen.
Im ersten Teil des Konzerts standen mit Mozarts Sonate G-Dur (KV 379) und Schuberts Fantasie in C (D 934) zwei bekannte und zugleich außergewöhnliche Werke auf dem Programm. Beide Stücke stellen enorme technische Anforderungen an die Interpreten und so konnten die Künstler sofort unter Beweis stellen, dass sie wahre Meister ihres Faches sind.
Der schwierige, weil ruhige und nicht effektheischende Einstieg in den Abend mit Mozarts Sonate gelang Nicholas Rimmer mit einem kultivierten und betörenden Klang und einer perfekten Technik auch in den schwierigsten Passagen. Im Verlaufe des Abends erwies er sich als kongenialer Kammermusikpartner, der sein Können immer in den Dienst der Musik stellt und sich nie auftrumpfend in den Vordergrund drängt.
Tianwa Yangs Geigenspiel kann man, was Intonation, Virtuosität oder Stilsicherheit anbelangt, als nahezu makellos bezeichnen. Selten hört man ein solch anspruchsvolles Programm so fehlerfrei. In Schuberts Fantasie beeindruckte sie vor allem mit souveränem Lagenspiel und verblüffender Bogentechnik.
Alles in allem wirkte der erste Teil des Konzerts allerdings ein wenig wie das Absolvieren eines Pflichtprogramms und man hätte sich durchaus mehr Mut zu einer eigenständigeren Interpretation wünschen können.
Doch richtig spannend und zu einem echten Ereignis wurde der Abend dann nach der Pause. Die Künstler verließen ausgetretene Pfade und präsentierten drei Werke des 20. Jahrhunderts. Hier spürte man sofort das Herzblut und den individuellen Gestaltungswillen, die beide Künstler in ihre Interpretationen einfließen ließen.
Das erste Stück entstand 1923 und stammte aus der Feder des New Yorker Komponisten George Antheil. Ein faszinierendes, viel zu selten gespieltes Werk, das Stilmerkmale der damaligen U- und E-Musik klangfetzenartig gegenüberstellt. Die innige Geigenkantilene am Ende des Stückes geriet zum wahrhaft betörenden Moment des Programms. Nahtlos an Antheils Werk schloss sich "Fratres" von Arvo Pärt in der Version von 1980 an. Dieses Stück darf als einer der Hits der sogenannten modernen Musik gelten. Der eher meditative Charakter der flächigen und repetitiven Klänge stellte einen gut gewählten Kontrast zu Antheils Musik dar.
Zum Schluss gab es noch die berühmte und unterhaltsame Sonate G-Dur von Maurice Ravel, die besonders im zweiten Satz (mit "Blues" überschrieben) stark von der Tonsprache des Jazz inspiriert wurde.
Der noch größere, lang anhaltende Applaus für diesen interessanten zweiten Teil bewies eindrucksvoll, dass sich das Wieslocher Publikum sehr gerne auf Musik des 20. Jahrhunderts einlässt und die feurigen, engagierten und lebendigen Interpretationen von Tianwa Yang und Nicholas Rimmer sehr zu schätzen wusste. Als Zugabe spielten die Künstler den langsamen Satz aus Beethovens sogenannter "Frühlingssonate" - vielleicht angesichts des heraufdräuenden Beethovenjubiläums unvermeidlich, aber auch hier hätte man sich Mut zu Neuerem wünschen können.