Freuen sich, wenn der Bürgerbus wieder starten kann: (v.l.) die Fahrer Norbert Kutning, Klaus Zeller, Vera Ben Ameur, Horst Bauer, Hauptamtsleiter Manfred Heinisch, Fahrer Peter Irmen und Bürgermeister Thomas Glasbrenner. Foto: Agnieszka Dorn
Von Agnieszka Dorn
Dielheim. Schon viel erlebt haben die Fahrerinnen und Fahrer des Dielheimer Bürgerbusses im Lauf der vergangenen Jahre. Ihren Gästen geht es nicht nur darum, von A nach B zu kommen, das Miteinander zählt – und wird gegenwärtig schmerzlich vermisst.
"Den Bürgerbus in der Form haben wir seit 2017", informiert Bürgermeister Thomas Glasbrenner. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie liegt der Bürger-Shuttleservice allerdings auf Eis, denn sowohl diejenigen, die den Service in Anspruch nehmen, als auch die Fahrer gehören zur Risikogruppe.
Die Anfänge des Bürgerbusses liegen in der Kirchengemeinde, diese hatte einst einen Shuttleservice für Menschen ermöglicht, die im Pfarrhaus zum Mittagessen kamen. Auf der Idee basierend entwickelte die Gemeinde die Initiative, einen Bürgerbus ins Leben zu rufen, den alle Dielheimer Bürgerinnen und Bürger in Anspruch nehmen können und der sie vor der Haustür abholt sowie zum Einkaufen, zum Arzt oder zu Behördengängen – und natürlich wieder zurück nach Hause – bringt. Auch zum Mittagessen der Kirchengemeinde St. Cyriak im Pfarrsaal fährt der Bus, momentan kann aber auch das aufgrund der Pandemie nicht stattfinden. Die Fahrer warten bei kurzen Terminen und wenn es länger dauert, werden in der Zwischenzeit andere Fahrten erledigt. Unterwegs ist der Bürgerbus in ganz Dielheim mitsamt den Ortsteilen Horrenberg, Balzfeld, Unterhof und Oberhof.
Anfangs seien einige Bürger ein wenig skeptisch gewesen, erinnert sich Hauptamtsleiter Manfred Heinisch schmunzelnd. Denn der Bürgerbus ist von jeher kostenlos und da kam wohl der Verdacht auf, die Sache hätte einen Haken – hat sie aber nicht. Die Vorsicht der Dielheimer und Dielheimerinnen legte sich mit der Zeit und heute ist der Shuttleservice aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Sobald die Pandemie-Situation es wieder zulässt, sollen die Fahrten erneut losgehen. Momentan wird der Bürgerbus von neun Fahrerinnen und Fahrern gelenkt: Klaus Zeller, Reimund Follmann, Peter Irmen, Margareta Martin, Vera Ben Ameur, Bernd Philipp, Norbert Kutning, Horst Bauer und Barbara Arendt-Ziegler. Zudem koordiniert Rosa Ronellenfitsch die Telefonzentrale.
Anekdoten haben sie einige auf Lager. So hatte man im Eifer des Gefechts, wegen der angeregten Unterhaltung zwischen Mitfahrer und Fahrer, schon einmal vergessen, den Rollator in den Bus zu laden. Nach einem kleinen Umweg ging die Sache aber letztendlich gut aus, der Rollator stand noch an Ort und Stelle. Ereignisse wie einen Unfall gab es glücklicherweise bislang nicht. "Zwar ist der Bürgerbus für alle, in Anspruch genommen wird er allerdings überwiegend von älteren Menschen", berichtet Bürgermeister Glasbrenner. Die Leute genießen die Fahrten, denn sie dienen auch dem sozialen Miteinander. "Wir bekommen Erfreuliches oder Sorgen erzählt", berichten die Fahrer, denen der soziale Kontakt übrigens genauso gut tut. Ein Bürgerbus mit Herz eben.
Hervorragend klappt die "Zusammenarbeit" mit Arztpraxen, erklären die Fahrer, diese rufen nicht selten an, sobald die Patientin oder der Patient abgeholt werden kann. Seit 2019 werden die Bürgerbusfahrten zwei Mal die Woche mit dem gemeindeeigenen Elektrofahrzeug durchgeführt. Im Schnitt sind es zwischen 80 und 120 Kilometer am Tag, je nachdem, ob es auch nach Balzfeld oder Horrenberg geht.
Zuvor wurden die Fahrten mit einem Fahrzeug der Sozialstation und einem Fahrzeug der SG Dielheim durchgeführt. Die Fahrer kommen teilweise aus dem Umkreis rund um Dielheim – und werden als Nicht-Einheimische durchaus "erkannt": "Sie kommen aber nicht aus Dielheim" kann da schon mal – mit einem Augenzwinkern – der erste Satz sein. Und schon sind Fahrer und Mitfahrer mitten im Gespräch. In Dielheim können beide Seiten es kaum abwarten, bis der Shuttleservice wieder losgeht und man ganz nebenbei den einen oder anderen "Plausch" halten kann.