So gut gefüllt wie am Eröffnungsabend des letztjährigen Winzerfests war die Eisweinhalle während der zehn Festtage leider nur selten. Deshalb wird jetzt über ein neues Konzept für das Volksfest diskutiert. Archiv-Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Wie geht es mit dem Winzerfest weiter? Ein Thema, das bereits im Dezember seitens der Stadt aufgegriffen worden war. In einem Bürgerworkshop wurden Anregungen, Ideen und Vorschläge zusammengetragen, um das Traditionsfest wieder attraktiver zu gestalten. Mit einer Folgeveranstaltung, an der auch Vertreter der Vereine, der Gemeinderats-Fraktionen, Winzerkeller-Chef Christian Stoffel, der Betreiber des Vergnügungsparks, Willi Lowinger, sowie die Teilnehmer aus dem Bürgerworkshop teilnahmen, wurde nun zumindest ein erster Schritt vollzogen.
Ein im Verlauf der Diskussion gebildetes Gremium soll sich alsbald mit allen anstehenden Fragen beschäftigen, ein machbares Konzept entwickeln und es für eine endgültige Entscheidung vorlegen. Denn: Die Zeit drängt, auch wenn man sich einig darüber war, dass es für das diesjährige Winzerfest wohl eine Art Übergangslösung geben müsse. Ins Gremium sind Vertreter der Stadt, Willi Lowinger, der Winzerkeller, der Verein Stadtmarketing, der Verkehrsverein und einer der Workshopteilnehmer berufen worden. Im Februar soll die erste Sitzung stattfinden.
Die im Dezember-Workshop erarbeiteten Denkanstöße konnten allerdings noch nicht konkret besprochen werden. Da hatten die Teilnehmer fast einhellig die Länge des Fests (zehn Tage) in Frage gestellt, eine komplette Schließung der Halle angeregt und zugleich gefordert, der Wein müsse im Vordergrund stehen - also eine Einbindung der Winzer erreicht werden. Über ein attraktives Weindorf, entweder im Gerbersruhpark oder in der Innenstadt, war nachgedacht worden und begleitende Maßnahmen sollten in eine Neuausrichtung einfließen.
Noch nicht klar ist auch nach der Folgeveranstaltung, wer sich "den Schuh anziehen", also die unternehmerische und damit auch wirtschaftliche Verantwortung übernehmen soll. Die Stadt selbst, das hob auch Kulturamtsleiter Manfred Kurz hervor, könne das schon aus finanziellen Gründen nicht übernehmen. Wer letztendlich als eine Art Generalunternehmer aktiv sein könnte, ist nach dem Verlauf der Diskussion eine große Herausforderung. Willi Lowinger hatte sich bei der intensiv geführten Aussprache bereit erklärt, eine Vermittlerrolle zu übernehmen.
"Wir müssen erreichen, dass die Besucher wieder gerne auf das Winzerfest gehen", hatte OB Dirk Elkemann in seiner Begrüßung hervorgehoben. Auch er habe bei seinem letztjährigen Besuch kritische Stimmen vernommen. Er bedankte sich bei den Workshop-Teilnehmern für ihre kreative Vorarbeit. Die einzelnen Punkte müssten jetzt abgearbeitet werden. "Was wollen wir eigentlich?", fragte Diskussionsteilnehmer Andreas Hecker, dem zum jetzigen Zeitpunkt noch die konkrete Ausrichtung fehlte.
Dr. Thomas Vollmar, der Moderator der Veranstaltung, betonte, man müsse nun - auf die Basisarbeit aufbauend - die nächsten Schritte gehen. Für den September 2016 wird es wohl, so die übereinstimmende Meinung, noch nicht klappen. "Wir haben bereits die Verträge mit den Schaustellern geschlossen", erklärte Lowinger. Das bedeutet, dass auch der Zeitrahmen von zehn Tagen für den Vergnügungspark nicht mehr zu verändern sein wird.
Ob und in welchem Umfang die Eisweinhalle eingebunden oder ein Zelt auf dem Freigelände aufgestellt werden soll, hängt von den Beratungen des Gremiums ab. Auch die Frage, ob im Gerbersruhpark oder in der Stadt selbst ein Weindorf entstehen könnte, muss noch geklärt werden. Dabei geht es um die Interessen der Anlieger (bei einem Votum für die Innenstadt), aber auch die Nutzung der Parkfläche bedarf einer Genehmigung. "Wichtig ist es in erster Linie, das Produkt ’Winzerfest’ wieder attraktiv zu gestalten", so Elkemann.
Von vielen Teilnehmern war an diesem Abend zu hören, vor allem die Wieslocher selbst hätten in den zurückliegenden Jahren dem Fest nicht nur sprichwörtlich den Rücken zugewandt. Es müsse wieder ein Ort des Kommunikationsaustauschs geschaffen werden und dies in einem gemütlichen und überschaubaren Rahmen. "Aber selbstredend müssen wir uns darüber im Klaren sein: Jeder, der sich am Winzerfest engagiert, will auch Geld verdienen", gab Christian Stoffel zu bedenken. Einig waren sich die Teilnehmer, eine veränderte Ausrichtung könne nicht "über Nacht" geschehen. Es müsse aber glaubhaft gemacht werden, dass man die Kritik am Bestehenden ernst nehme.