Feuerwehrleute kümmerten sich am frühen Dienstag um einen Smart, der zwischen Hilsbach und Waldangelloch in den Graben gerutscht war. Neben ihnen waren zahlreiche weitere Berufsgruppen aufgrund des Schneefalls besonders gefordert. Foto: Julian Buchner
Sinsheim/Kraichgau. (cbe/jubu) Wer am Dienstag den Rollladen hochzog, blickte auf eine weiße Landschaft. Viele freuten sich, insbesondere Kinder. Doch für einige fängt bei Schneefall die Arbeit erst an. Oder dauert deutlich länger.
Zu ihnen gehören zwischen 80 und 90 städtische Mitarbeiter, berichtet Bernd Kippenhan, Leiter des Amts für Infrastruktur. Alle Gärtner, Landschaftspfleger, Mitarbeiter der Ortsteile sowie wenn möglich auch die Baum- und Friedhofspfleger seien einzig und allein mit Schneeräumen beschäftigt. Denn neben den Straßen müssten auch einige Gehwege sowie städtische Grundstücke von der weißen Pracht befreit werden. "Das ist eine Riesenaufgabe für uns. Und die packen wir auch nicht alleine", erklärt Kippenhan. In den drei Bergdörfern übernimmt ein Lohnunternehmer gegen Bezahlung den Winterdienst.
"Lieber keinen Schnee" – das sagt Lkw-Fahrer Ante Cerlek zum Arbeiten unter diesen Wetterbedingungen. Um 5.30 Uhr ist er in Bruchsal mit reichlich Putz- und Desinfektionsmittel gestartet. Im Odenwald seien die Straßenverhältnisse sehr schlecht gewesen, erzählt er, die Umleitung bei Waibstadt sei ebenfalls nicht gut geräumt worden. Am späten Vormittag ist er in Sinsheim angekommen und bringt seine Fracht unter anderem an die Volkshochschule und die Dr.-Sieber-Halle. Zwei Stunden länger als sonst habe er für seine Tour gebraucht.
Auch Polizisten und Feuerwehrleute waren gefordert, da sich mancher Unfall auf schneeglatter Fahrbahn ereignet hatte. Gegen 5.30 Uhr war auf der K 4282 zwischen Hilsbach und Waldangelloch ein Smart in einem Kreuzungsbereich von der Straße gerutscht. Der Kleinwagen kam im Straßengraben auf der Seite zum Liegen. "Der Fahrer konnte sich selbstständig aus seinem Fahrzeug befreien und wurde durch die Feuerwehr mit leichten Verletzungen dem Notarzt übergeben", erklärte Michael Sauter von der Hilsbacher Feuerwehr vor Ort. Der Kreuzungsbereich gilt als berüchtigtes "Drei-Länder-Eck". Hier kreuzen die Landkreise Karlsruhe, Heilbronn und Rhein-Neckar –"da muss man Glück haben, wenn überhaupt geräumt ist", sagte eine Autofahrerin. Pendler berichten von schneebedeckten Straßen im Frühverkehr.
Unfälle bei Schneeglätte - die FotogalerieDamit mussten auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr zurechtkommen: Sie holten am Dienstag in Sinsheim trotz Schnee den Biomüll ab. Ab 6 Uhr ging es los, berichtet Gerhard Barthel, Bereichsleiter Entsorgungslogistik bei der AVR. "Lediglich die Hauptverkehrsstraßen sind um diese Zeit geräumt", erzählte er. "Sehr mühsam" sei es, die vollen Tonnen durch den Schnee zu ziehen, vor allem wenn sich größere Schneehaufen vor den Müllbehältern befinden.
Die Müllwerker ziehen sich bei diesem Wetter gefütterte und wasserdichte Kleidung an, berichtet Barthel. Zudem legten sie ab und an kurze Aufwärmpausen ein – mit Abstand und Maske. Doch die Kälte wirkt sich auch auf den Müll aus: In mancher Tonne friert er fest. Gerade beim Biomüll sei das ein Problem. "Aufgrund der Erschwernisse bei der Arbeit können wir – zumindest aus beruflicher Sicht – gerne auf Schnee verzichten", erklärt Barthel.
Aus beruflicher Sicht ist auch Kippenhan kein Freund des Schnees. Denn zum einen sei der Winterdienst für seine Mitarbeiter eine richtig anstrengende Arbeit, da trotz vieler Geräte manches noch von Hand erledigt werde. Doch der Dank dafür ist nicht immer gewährleistet: "Bei uns glühen die Telefone", berichtet der Infrastrukturamtsleiter. Viele würden sich beschweren, dass ihre Straße um 7 Uhr noch nicht geräumt ist. Schneie es mehrere Tage, riefen irgendwann Personen an, die sich beschweren, dass bei ihnen zu viel Salz gestreut wurde oder der Schneepflug den Schnee "auf die falsche Seite" hinschiebe.
"Das Anspruchsdenken ist hoch", stellt Kippenhan fest. Er wünscht sich, dass jene, die mit dem Auto morgens los müssen, sich auf den Winter einstellen. Zum Beispiel, indem sie etwas früher aus dem Haus gehen. Denn wann wo geräumt wird, orientiere sich an einem Plan mit drei Prioritätsstufen. Das bedeutet: Schwach befahrene Straßen in der Ebene werden später geräumt als Hauptverkehrsachsen oder Straßen mit Gefälle. Und manche Nebenstraßen werden gar nicht geräumt, sagt Kippenhan. Das sei personell schlicht nicht zu leisten.