Klaus Gaude, Daniela Kemmet und die Waffe: Im Sinsheim-Krimi zu den Landesheimattagen hat eine Flasche Champagner eine Mords-Wirkung. Foto: Christiane Barth
Von Christiane Barth
Sinsheim.Wo in Sinsheim darf ein Mord geschehen? Diese Frage war wohl gar nicht so leicht zu beantworten, denn nicht jeder Platz, jede Institution oder öffentliche Einrichtung wollte dem Mörder Tür und Tor öffnen. Und um eine ganz andere Frage rankt sich nun eine Geschichte, deren Stoff die Sinsheimer lieferten: Wer ist denn eigentlich der Mörder? Klar, dass zu einem voluminösen Festjahr, wie den Sinsheimer Heimattagen, auch ein Krimi her muss, der in der Großen Kreisstadt angesiedelt ist.
Um zu garantieren, dass es diesen auch tatsächlich geben wird, machten sich bereits 2018 zwei Menschen auf den Weg, die in Sinsheim für Literatur und Lesefreuden stehen: Daniela Kemmet, Bibliotheksleiterin, und Klaus Gaude, Geschäftsführer der Buchhandlung Doll. Das Ergebnis ihrer Bemühungen ist gute Unterhaltung auf 272 Seiten: "Festakt", heißt der Titel des neuen Kriminalromans von Harald Schneider, eines Autors aus Schifferstadt bei Ludwigshafen, der mit diesem Buch den 18. Fall des Ermittlers Palzki vorlegt.
Der Leser wird im Buch über Figuren stolpern, die so gar nicht erfunden sind und die einem Sinsheimer ziemlich oft über den Weg laufen: Wie Oberbürgermeister Jörg Albrecht etwa, oder Klaus Gaude, Karl Schramm, Ulla Huxel oder der Ortsvorsteher Dührens, Alexander Speer. Wer der Mörder ist, soll freilich an dieser Stelle nicht verraten werden, doch die Leser dürfen sich gefasst machen auf eine kriminalistische Pirsch durch Sinsheim, die auf bekanntem Terrain, darüber hinaus aber auch an fiktiven Lokalitäten, spielt.
Der Festakt der 1250-Jahr-Feier scheint bedroht, denn kurz vor der Feier findet ein Wissenschaftler ein Pergament, das den von langer Hand geplanten Reigen, mit dem sich die Stadt selbst feiern will, ins Wanken bringt: Der Nachweis scheint älter, als die schriftliche Erwähnung im Lorscher Codex aus dem Jahr 770. Ist Sinsheim vielleicht älter als die nun in großem Stil gefeierten 1250 Jahre?
Das wird sich zeigen, doch zuvor fließt Blut in der gerade eingeweihten Stadthalle. Aus der Waffe aber, so viel darf hier durchaus verraten werden, schießen keine Kugeln, sondern perlt Champagner.
Alles ganz realistisch? Durchaus; schließlich hat der Autor gut recherchiert. Mit den Protagonisten, versteht sich, und ja, auch mit der Bibliotheksleiterin. Zwar sorgen auch fiktive Personen in der rasanten Geschichte für eine Handlung, die den Leser mit dem Kriminalhauptkommissar Rainer Palzki auf Verbrecherjagd schickt. Wer noch so mitspielt: Ingo Appenzeller etwa, Vorsitzender des Vereins "Freunde des Lerchennestes" Steinsfurt, oder Irene Deck, Buchhändlerin bei "Doll", die nun nach mehr als 40 Jahren hinter der Büchertheke von ihrem Chef zum Abschied ins Rentenalter ein ganz besonderes Geschenk überreicht bekommt: Einen Krimi, der sie selbst in die Handlung eingeflochten hat.
Es wurde mit viel Lokalkolorit gearbeitet, als dieses Buch entstand. Auf Lokalkrimis versteht sich der Autor durchaus, der seine gesamte Kommissar- Palzki-Reihe im Gmeiner-Verlag herausgebracht hat. Die Machart der Bücher setzt auf Wiedererkennungswert für die Menschen der Region, einen skurrilen Kommissar und einen humorvollen Schreibstil.
Bei der Frankfurter Buchmesse 2018 wurden Klaus Gaude und Daniela Kemmet auf Harald Schneider und den Gmeiner-Verlag aufmerksam, als sie gezielt nach einer Möglichkeit suchten, den ersten Sinsheim-Krimi anzustoßen. Auf der Internetseite der Bibliothek platzierten sie einen Aufruf: Figuren für die Geschichte wurden gesucht.
"Und natürlich haben wir, auch zusammen mit dem OB, Korrektur gelesen", verrät Daniela Kemmet. Nicht nur die Persönlichkeitsrechte mussten geklärt werden. Die "echten" Figuren hatten auch Mitspracherecht, ebenso Institutionen. So konnte die Thermen- und Badewelt doch noch verhindern, dass zwischen Südseepalmen, Panoramadach und Whirlpool reichlich Blut fließt.
Dass am Ende eine spannende Geschichte entstanden ist, davon dürfen sich die Leser bereits am kommenden Freitag, 7. Februar, um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek überzeugen. Der Autor kommt zur Premierenlesung, noch bevor das Buch erschienen ist. "Die Veranstaltung ist an Exklusivität nicht zu überbieten", schmunzelt Klaus Gaude. Das Buch nämlich wird erst eine Woche später in den Läden liegen. Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro.