Das Sinsheimer Krankenhaus. Foto: Friedemann Orths
Sinsheim. (tk/pm) Während zahlreiche Medien berichten, dass Bundeskanzlerin Merkel Alarm vor einer "dritten Welle" an Infektionen mit dem Corona-Virus schlägt, haben Stadtverwaltung, Gesundheitsamt und GRN-Klinik in einer gemeinsamen Meldung einerseits davon gesprochen, dass die erlangten Fortschritte bei der Senkung der Inzidenzwerte "vorsichtig optimistisch" stimmten. Andererseits wurde in einem ähnlich dramatischen Tonfall vor einer Ausbreitung von Virus-Varianten gewarnt. Anlass des Schreibens, das auch im Kontext der Öffnung von Grundschulen und Kindergärten sowie absehbaren Lockerungen des Lockdown betrachtet werden muss, sei das Mahnen "zur Umsicht", wie es hieß.
Die Zahl der Menschen in der 35.400-Einwohner-Stadt Sinsheim, die mithilfe eines PCR-Tests positiv auf das Virus getestet wurden, liege mit 148 Personen bei acht neuen Positiv-Tests auf einem im Vergleich zum restlichen Rhein-Neckar-Kreis erhöhten Niveau. Trotzdem sagte Kreis-Ordnungsdezernentin Doreen Kuss dass die Fallzahlen in Sinsheim "in den vergangenen Tagen gesunken" seien und "auf einem recht konstanten Niveau" verharrten. Damit unterscheide sich Sinsheim in der Entwicklung nicht von anderen Städten und Gemeinden. Die Inzidenz in Sinsheim liege mit 121,5 auf einem "deutlich erhöhten" Niveau, wird Kuss zitiert.
Auffallend sei der "vergleichsweise hohe" Anteil der Virusvarianten, der nach Angaben der Behörde bei "80 Prozent der getesteten Personen" liege. Dass Viren sich verändern, ist medizinisches Allgemeinwissen: Auch GRN-Chefarzt Dr. Johannes Berentelg halte, wie es weiter heißt, die Veränderungen für "per se nicht gefährlicher als das Ursprungsvirus". Dies sei "kein Grund für Beunruhigung oder gar Panik". Die beobachteten Krankheitsverläufe seien "nicht schwerer". Es bestehe "jedoch die Möglichkeit", dass die Varianten "ansteckender sind" als die bekannte Variante. "Wir müssen besondere Vorsicht walten lassen, damit sich das Virus nicht wieder rasch verbreitet", wird der Chefarzt weiter zitiert.
Die Stadt Sinsheim habe diesem Umstand mit der Schließung der "alla Hopp!"-Anlage Rechnung getragen und mittlerweile auch den Skatepark geschlossen, wohin sich einige Treffen verlagert hatten. Man wisse "sehr genau, wie sehr sich die Menschen nach Normalität sehnen", heißt es von Oberbürgermeister Jörg Albrecht. "Nichts desto trotz" sei es "wichtiger denn je", die Verbreitung des Virus aufzuhalten, sagte er. "Nach auffallend vielen Verstößen" gegen Kontaktbeschränkungen führten Polizei und Ordnungsamt "weiterhin verschärfte Kontrollen" durch.
"Jede einzelne Maßnahme" helfe bei der Eindämmung des Infektionsgeschehens, heißt es von Dr. Andreas Welker, dem stellvertretenden Leiter des Gesundheitsamts. Er wies weiter auf die Impfung als "ein wesentliches Mittel in der Bekämpfung der Pandemie" hin.