Die 90-Grad-Kurve in der südlichen Hauptstraße ist ein Nadelöhr in der Ortsdurchfahrt. Parkende Autos machen die Situation zusätzlich unübersichtlich. Foto: Günther Keller
Neckarbischofsheim. (kel) Zwei Jahre nachdem der Gemeinderat aus Kostengründen einen kommunalen Vollzugsdienst auf Gemeindeverbandsebene abgelehnt hatte, überlegt er sich aufs Neue, ob vielleicht doch nach dem Beispiel Waibstadts ein so genannter "Hilfssheriff" ein Auge auf den ruhenden Verkehr werfen sollte. "Eine Katastrophe" ist nämlich, wie im Stadtgebiet geparkt wird, meint jedenfalls Stadtrat Norbert Benz und stieß mit dieser Beschreibung auf allseitiges Kopfnicken in der jüngsten Sitzung. Benz beschrieb, wie ein Bauer mit seinem landwirtschaftlichem Gerät an der Durchfahrt in der südlichen Hauptstraße scheiterte - weil dort alles zugeparkt gewesen sei.
Seine Ratskollegen machten einige weitere neuralgische Punkte aus: Michael Krieger, zugleich Vize-Kommandant der Untergimperner Feuerwehr, berichtete von der Unmöglichkeit, mit dem Löschfahrzeug vom Wiesental auf dem Wagenbacher Weg zu den Sportanlagen auf dem "Blutberg" zu gelangen: Die parkenden Autos ließen nicht genug Platz für die Durchfahrt. Ähnliches aus eigenem Erleben schilderte Peter Haffelder aus dem "Schlägle". Und missbilligendes Raunen ging durch die Ratsrunde, als die Parksituation rund um den neuen Kindergarten in Untergimpern angesprochen wurde. Dort mache sich ein Anwohner breiter als nötig, weshalb in der Nachbarschaft bereits über Selbsthilfe nachgedacht werde.
Man brauche keinen Sheriff, wenn sich Bürger nicht nur öffentlich beschwerten, sondern die Falschparker anzeigen würden, deutete Julia Weide aus dem Ordnungsamt an. Das Rathaus brauche Angaben zum Fahrzeug, zum Parkverstoß und zum Zeitpunkt - am besten per Foto dokumentiert. Die Stadtverwaltung wird allerdings selbst keine Strafzettel verschicken, sondern die Beweismittel an das Landratsamt in Heidelberg als zuständige Bußgeldstelle weiterreichen, schilderte Julia Weide das Prozedere.
Dass man andere anschwärzen soll, um Verkehrsprobleme in den Griff zu kommen, stieß im Gremium wiederum nicht auf ausgeprägtes Wohlwollen - auch die Stadträte, die sich über Falschparker beklagten, hatten dies bisher offenbar nicht getan. Vielleicht, so sinnierte Bürgermeisterin Tanja Grether, gebe es die Möglichkeit, Kontrollgänge als Dienstleistung in der Nachbarschaft einzukaufen, etwa in Sinsheim, und dann den Aufwand mit der Großen Kreisstadt abzurechnen. Das Thema kam auf Wiedervorlage.