Jochen Bach mit dem „Lida“-Flyer. Foto: Christiane Barth
Sinsheim. (cba) Der Name "Lida" lehnt sich an die Frauenrechtlerin Lida Gustava Heymann an, die als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der historischen Frauenbewegung gilt. Sie finanzierte zahlreiche karitative Frauen-Projekte, gründete den ersten deutschen Verband für das Frauenstimmrecht, kämpfte gegen das Abtreibungsverbot und nicht zuletzt gegen den Nationalsozialismus. Sie starb 1943.
Ob sie sich über die neue Beratungsstelle gefreut hätte? Vielleicht, weil damit Frauen in Not geholfen wird; vielleicht auch nicht, weil häusliche Gewalt immer noch passiert und in Corona-Zeiten offenbar vermehrt stattfindet. Häusliche Gewalt – damit sind nicht nur körperliche Übergriffe gemeint, sondern auch psychische, finanzielle oder soziale Machtausübung. Dies kann sich zeigen etwa in Erniedrigung, Vergewaltigung, Bedrohung, Kontrolle, Schlägen oder Belästigung. Die Frauenberatungsstelle wird vom Diakonischen Werk Kraichgau am Kirchplatz 4 verwaltet, im Auftrag des Rhein-Neckar-Kreises, für dessen Gebiet sie dann auch komplett zuständig ist. Das Ganze läuft in Kooperation mit dem Roten Kreuz und soll am 8. März, dem Weltfrauentag, starten.
"Dadurch, dass wir im gesamten Kreis verteilt Beratungsstellen haben, können wir das Gebiet gut abdecken", meint Jochen Bach, Leiter des Diakonischen Werks. Ob der Bedarf nach Beratung in Sachen häuslicher Gewalt nun während der Pandemie gestiegen ist? Zwar könne er dazu keine verlässliche Aussage machen, da das Fachgebiet jetzt erst neu hinzugekommen sei, gibt Bach zu bedenken: "Aber ich gehe davon aus, dass es so ist." Denn auch im Kontext anderer Beratungsthemen und -stellen käme dies oft zum Vorschein.
Vier Vollzeitstellen hat der Kreis für die Aufgabe neu geschaffen, verteilt sind diese auf fünf Mitarbeiterinnen. "Das alles nun einzurichten, war eine große Herausforderung", berichtet Bach. Bislang wurde die Aufgabe, den weiblichen Teil der Bevölkerung zu unterstützen, wenn das Zuhause nicht mehr sicher ist, vom Verein "Frauen helfen Frauen" in Heidelberg mit abgedeckt. Auch für den gesamten Kreis. Doch die Arbeit sei zu umfangreich geworden.
Das Angebot in Sinsheim umfasst Psychosoziale Beratung, Aufklärung über Schutzmaßnahmen, Beratung zu Trennung, Scheidung und finanziellen Regelungen, enge Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Vermittlung zu weiteren Unterstützungsangeboten. Auch die Angehörigen können in die Hilfe miteinbezogen werden. Das alles ist kostenfrei, kurzfristig möglich und auf Wunsch anonym. Die Unterstützung kann auch per E-Mail oder telefonisch stattfinden und ist auch an den anderen Standorten des Diakonischen Werkes möglich. Auch am Aufbau eines Frauenhauses und von Schutzwohnungen wird gearbeitet, zuständig hierfür ist das Rote Kreuz.
Info: "Lida" ist telefonisch unter 07261/97580299 sowie per E-Mail an frauenberatung@lida-rn.de erreichbar. Die Sprechzeiten sind dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 9 bis 12 Uhr.