Auf der Gebäuderückseite wurde die Mauer bereits durchbrochen. Hier soll bald ein außen liegender Aufzug gebaut werden. Foto: Armin Guzy
Von Armin Guzy
Ittlingen. Die Arbeit im Homeoffice ist für die Mitarbeiter der Ittlinger Gemeindeverwaltung derzeit nicht nur aus Infektionsschutz-Gründen eine gerne genutzte Alternative, um nicht zu sagen: eine Wohltat. Denn obwohl der Besucherverkehr aktuell aus den bekannten Gründen stark eingeschränkt ist, ist es hier laut, staubig und mitunter hektisch. An der Rückseite des Gebäudes klafft eineinhalb Meter über dem Boden ein großes Loch, und Mitarbeiterinnen wie Besucherinnen tun gut daran, den Eingangsbereich nicht mit Stöckelschuhen zu betreten. Aber auch mit festerem Schuhwerk muss man einen Slalomparcours zwischen Mörteleimern, Leitern und Schaufeln absolvieren, wenn man in eines der Zimmer will: In der örtlichen Verwaltungszentrale haben die Sanierungsarbeiten begonnen.
Die augenfälligste und zugleich teuerste Veränderung ist der Mauerdurchbruch, der allerdings nur vom Parkplatz aus zu sehen ist. Hier soll bald der Außenfahrstuhl angedockt werden, über dessen Bau im Gemeinderat so lange diskutiert wurde, und seine Türen werden dann vor Besucher mit Handicap, Rollator oder Kinderwagen sanft auseinandergleiten und zwei Ebenen des Rathauses barrierefrei erschließen. Mit Kosten von etwa 250.000 Euro ist der Bau des Aufzugs kein Pappenstiel für die kleine Gemeinde, zumal, wie nahezu überall, durch Corona zusätzliche finanzielle Belastungen zu erwarten sind. Bürgermeister Kai Kohlenberger hält den Zeitpunkt des Umbaus dennoch für ideal, weil über das Städtebauförderprogramm des Landes 60 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet werden.
Dass ein moderneres Ambiente von vielen gewünscht, die Barrierefreiheit hingegen ein Muss ist, auch das macht Kohlenberger deutlich – und zwar auch mit dem Verweis auf den demografischen Wandel und die älter werdenden Ittlinger. Und von Barrierefreiheit ist das Gebäude, in dem bis in die 1970er-Jahre die Schule untergebracht war, derzeit noch weit entfernt. Wer im Rollstuhl oder mit Kinderwagen kommt, muss sich den Zugang über zwei schmale Rampen tatsächlich erarbeiten. Und zum Kindergarten, der in den Räumen über der Verwaltung untergebracht ist, gelangt man nur über einen Treppe hinter dem Seiteneingang an einem der beiden Türmchen des Rathauses.
Großbaustelle Rathauseingang: Seit wenigen Tagen laufen hier die Sanierungsarbeiten. Foto: Armin GuzyVon außen schmuck anzuschauen, ist das im Stil eines Jagdschlosses erbaute Gebäude innen weniger repräsentativ. Die Verwaltung ist hier 1976 eingezogen. "Das Interieur ist 50 Jahre alt", weiß Kohlenberger – und bislang waren grüne Fliesen, orangefarben lackierte Heizkörper und eine dunkel Holzvertäfelung der Wände ein beredtes Zeitzeugnis. Fast hatte man den Eindruck, es fehlen nur noch die "Pril"-Blumen, um die Siebziger auferstehen zu lassen.
Davon ist inzwischen jedoch schon nichts mehr zu sehen. Innerhalb weniger Tage haben die Handwerker Tabula rasa gemacht, die Wandverkleidung demontiert und den Boden aufgestemmt – mit entsprechender Geräuschkulisse. Nun, da diese Arbeiten erledigt sind und auch die Außenmauer durchbrochen ist, soll wieder Ruhe einkehren. Nur wenn die Arbeiter neue Leitungen verlegen und dafür Schlitze klopfen, könnte es noch mal laut und staubig werden.
Dass hier mehrere Gewerke zeitlich aufeinander abgestimmt werden müssen, birgt ein gewisses Verzögerungsrisiko, aber Kohlenberger ist zuversichtlich, dass die Arbeiten in zwei bis drei Wochen abgeschlossen sind. Wenig später wird es dann jedoch vor dem Rathaus mit den Arbeiten weitergehen, denn dann soll der Vorplatz aufgewertet werden.