So viel Trubel wie während des Kerwe-Umzugs hat auf der Durchgangsstraße des Stadtteils wohl vorerst zum letzten Mal geherrscht. Am 24. September beginnt die Vollsperrung. Foto: Alexander Becker
Sinsheim-Waldangelloch. (abc) Diese "Angellocher Kerwe" hatte ihr großes Thema vorab: "Leute, bleibt ruhig! Wir müssen zunächst mal sehen, was alles kommt", hatte Ortsvorsteher Edgar Bucher gleich zu Beginn bei der Eröffnung mit Freibieranstich bekräftigt, um die Gemüter der Einheimischen angesichts der bevorstehenden Vollsperrung der Ortsdurchfahrt ab dem 24. September zu besänftigen. Nach Begrüßung der lokalen Politprominenz wies er auf den etwas verknappten Festplatz und das Fehlen des obligatorischen Autoscooters hin, doch sei es alles in allem "ganz schön schnucklig" geworden.
Der Männergesangverein "Sängerbund", den Dirigent Armin Seitz um einige Stimmen seines zweiten Chores aus Heidelberg-Rohrbach verstärkt hatte, leitete zur unverzichtbaren Kerwerede über. Marie-Luise Hess, Lisa Grittmann und Annelie Hesse hatten - den beruhigenden Worten des Ortsvorstehers zum Trotz - diverse Baustellen im und um den Stadtteil in den Mittelpunkt gestellt und etliche Anekdoten dazu ausgegraben.
Zum Beispiel konnte ein Pennäler der örtlichen Grundschule mangels Internet-Empfang am Hummelberg seine Hausaufgaben nicht erledigen - was von der Lehrerin mittels eines Anrufs bei den Eltern prompt überprüft wurde. Weiterhin ist der vor zwei Jahren im Ort verschwundene Stier nun angeblich in Frankfurt wieder aufgetaucht. Stattdessen war aber ein Koffer voller TSV-Trikots, den jemand versehentlich vor dem Clubhaus abgestellt hatte, verschwunden. Einige Oberteile fanden sich glücklicherweise in der Michelfelder Straße wieder ein.
Die Motorradclubler sorgten mit Petticoat und Taillenhemd für Hingucker. Foto: Alexander Becker
Die "Angelloch 21" getauften Straßenbauarbeiten waren aber das Thema Nummer eins. Als "Baustellenbeauftragte" forderten die Kerwe-Rednerinnen für jeden Monat Arbeitsverzögerung von Oberbürgermeister Jörg Albrecht ein Fest wie das gerade gefeierte. "Meine Frau hat gesagt, ich soll die Damen zum Pizza-Essen einladen und über den aktuellen Stand aufklären", entgegnete das Stadtoberhaupt.
Dann zog der Vorsitzende des Motorradclubs, Robert Müller, die Gewinner von sechs Preisen einer kostenlosen Tombola. Jeder Besucher der Kerwe-Eröffnung hatte ein Los erhalten, wobei die beiden Hauptpreise - jeweils ein VIP-Ticket zur kostenlosen Nutzung aller Kerwe-Annehmlichkeiten - an Roland Breuner und Mia Weber gingen.
Höhepunkt der Angellocher Kerwe war allerdings der große Festumzug am Sonntag. Unter den diesmal 17 getreu dem Motto "Angelloch im Wandel der Zeiten" teilnehmenden Gruppen und Vereinen fehlte die örtliche Freiwillige Feuerwehr mit einem Festwagen. Die Floriansjünger übernahmen nämlich die Absicherung des sich durch die Straßen des Stadtteils schlängelnden Gaudiwurms, doch gab es für sie dank der Sperrung der A6 aufgrund eines Brückenabrisses und entsprechend hohem Verkehrsaufkommen auch anderweitig genug zu tun. "Letztendlich ist alles gut gelaufen. Niemand hat Blessuren davongetragen", resümierte der Ortsvorsteher zufrieden, bevor die Angellocher Kerwe am Montag mit der Schlussrede und Schlumpelverbrennung zu Ende ging.