Von Tim Kegel
Sinsheim. Das Ortsschild von Sinsheim, blutverklebt - in einem Berg aus Haikadavern. Mit dieser drastischen Bildsprache in einer ganzseitigen Anzeige in der RNZ schoss am vergangenen Samstag die Tierschutzorganisation "Sharkproject" scharf gegen das in der Neulandstraße geplante Großaquarium. Reaktion ist eine Transparenzoffensive der "Shark City"-Macher, vor allem in Bezug auf Aspekte der Tierhaltung und umstrittene Tauchgänge.
"Wenn man grundsätzlich gegen Zoos und deren Intention ist, wird man auch unserem Projekt kritisch gegenüber stehen", sagte Boris Udina, Sprecher der "Seven Seas GmbH", gestern. Mit Bedenkenträgern habe man allerdings gemein, "Tierfreunde zu sein". Erklärtes Ziel sei es, die "bedrohte Tierart möglichst vielen Menschen näherzubringen". Hochseehaie wie Weißer Hai, Weißspitzen-Hochseehai, Blauhai, Walhai oder Tigerhaie würden aus Tierschutzgründen in Sinsheim nicht zu sehen sein, sondern "vor allem benthische Arten", die sich in Ufernähe aufhalten.
Die Arten würden bereits "in Aquarien nachgezüchtet". Auch in der Neulandstraße wolle man sich künftig verpflichten "an solchen Programmen teilzunehmen". Zu Herkunft der Tiere heißt es, dass der "wesentliche Teil des Besatzes" aus Zuchterfolgen anderer zoologischer Einrichtungen gestellt werde und in Becken "mit dem größten Wasservolumen in Europa" mit insgesamt 14 Millionen Litern seine Bahnen ziehen solle. Die Einrichtung wirbt, "die größten Haifische Europas" zu zeigen. Diese stammten überwiegend aus Aquarien, wo diese zu groß geworden wären, wie es heißt.
Die Tauchgänge - Tierschützer hatten Stress und Kontamination durch Keime als Bedenken angeführt - sollten nicht in stündlichen Massentourismus ausarten: "Auf gar keinen Fall." Man habe dies "vielleicht nicht transparent genug erklärt", räumt Boris Udina ein.
Ein Tauchkurs unter Haien sei "eine besondere Ausnahme" und bedinge den Besuch einer im Haus angebotenen Schulung nach Grundlagen des Schweizer Haiforschers Dr. Erich Ritter. In den Aquarien sollen Schutzzonen, Rückzugsmöglichkeiten und freie Zonen "für ausreichend Bewegung sorgen". Beim Personal würden ausgebildete Tierpfleger und Biologen beschäftigt. Bei Auswahl, Transport, Schutz und Pflege der Tiere werde neben Erich Ritter mit weiteren Wissenschaftlern kooperiert. Geschultes Personal solle bei der Besucherbetreuung ein Auge darauf haben, "dass sich Gäste adäquat verhalten".
Selbstverständlich seien die "Shark City"-Verantwortlichen "auch Unternehmer mit einer Gewinnabsicht". Das Konzept solle jedoch weniger auf "Show ausgerichtet sein", so Udina. Die "Haifischstadt" - für die die Betreiber elf Millionen Euro in die Hand nehmen wollen - solle "ein lebendiges Haus für Freunde von Meerestieren" werden, in dem "der Schutz der Tiere groß geschrieben" und ein gewerblicher Handel mit Haien ausgeschlossen sei.
Dem kommerziellen Part mit zwei Restaurants und zahlreichen Events, Sonderschauen und Souvenirs stehe ein didaktischer Aufbau gegenüber; man wolle sich, so Boris Udina "nicht nur als Vergnügungspark" verstanden wissen, sondern "als professionell geführtes Aquarium" auch Schulen und andere Lehreinrichtungen bedienen.
Zweifel am Zustandekommen des Projekts hatte erst kürzlich Oberbürgermeister Jörg Albrecht in einem RNZ-Interview geäußert. Bauliche, abwasserrechtliche und finanzielle Fragen bedürften, trotz vollständigem Bauantrag, weiterer Klärung.
"Die Finanzierung ist gesichert" sagte Boris Udina gestern; falls der Bau genehmigt wird, könne man im ersten Halbjahr 2018 eröffnen. Ein Aquarium dieser Größenordnung erfordere "eine Menge Planung, Freigaben, Analysen, Zertifikate, Gutachten", daher ziehe sich das Prozedere hin. Man sei jedoch "im permanenten Dialog mit den Behörden."