Sinsheim. (mw) Die Wasserversorgungssatzung (WVS) der Stadt vom 29. Juli 1997 wird nach fünf Jahren Pause geändert. Das empfiehlt jetzt der Hauptausschuss nach Vorberatung dem Gemeinderat. Die Satzungsänderung betrifft den Paragrafen 42. Der legt die Verbrauchsgebühr fest. Zum 1. Januar 2013 soll sie um zehn Cent auf 1,60 Euro je Kubikmeter Wasser angehoben werden. Für einen Vier-Personen Haushalt bei einem jährlichen Wasserverbrauch von 130 Kubikmetern sind das Mehrkosten von 13 Euro im Jahr. Bei Bauwasserzählern oder anderen beweglichen Wasserzählern steigt die Gebühr von 1,85 auf 1,95 Euro je Kubikmeter.
Zum letzten Mal hat die Stadt an der Gebührenschraube fürs Wasser 2008 gedreht. Damals stieg der Kubikmeterpreis um 15 Cent, von 1,35 auf 1,50 Euro. Die Gründe von damals sind den heutigen ähnlich: der stark ansteigende Verlustvortag. 2008 belief er sich auf mehr als eine halbe Million Euro. Die wurden jedoch binnen zwei Jahre abgebaut. Für 2011 und 2012 sollen sich die Verlustvorträge zu 400.000 Euro summieren.
Wie Stadtwerkechef Andreas Uhler darlegte, sei in den kommenden Jahren davon auszugehen, dass sich die Kostensituation im Bereich der Wasserversorgung nicht entspanne. Es stehen dazu große Investitionen an mit der Erneuerung von Wasserleitungen parallel zum Ausbau des AVR-Fernwärmenetzes. Die veraltete Fernwirkanlage muss vollständig ersetzt werden. Steigende Belastungen bringen Zinsen und Abschreibungen. Dazu sind laut Uhler die Energiebeschaffungskosten drastisch gestiegen.
Die Stadt muss als Bezieher von Bodenseewasser (50 Prozent) rund fünf Cent mehr je Kubikmeter bezahlen. Grund: Ab 1. Januar entfallen für die Bodensee Wasserversorgung (BWV) beim Strombezug die Vergünstigung auf die EEG-Umlage. Dank 50 Prozent Wasser aus eigenen Vorkommen ergibt sich für Sinsheim damit, dass jeder verkaufte Kubikmeter nur mit drei Cent belastet wird.
Um trotz erhöhtem Wasserbezug von 1,8 Millionen Kubikmeter (Badewelt: plus 100 000 Kubikmeter) die Verluste aus 2011 und 2012 auszugleichen und weitere Verluste zu vermeiden, muss das jährliche Gebührenaufkommen um 180.000 Euro aufgestockt werden. Von der rechtlichen Möglichkeit, im Bereich Wasserversorgung auch Gewinne zu erwirtschaften, hat Sinsheim bislang keinen Gebrauch gemacht und will, laut Uhler, auch weiter darauf verzichten. Ziel sei es "auf null zu null" zu kommen. Diese Position unterstrich auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedhelm Zoller.
Die Gebühren sind, so die Verwaltungsvorlage, "wie bereits in der Vergangenheit so zu bemessen, dass über sie im Bereich der Wasserversorgung 100 Prozent der ansatzfähigen Kosten gedeckt werden." Uhler legte der Ratsrunde dar, dass trotz höherer Wassergebühr man "in zwei, drei Jahren wieder über den Wasserpreis reden muss".
Rechnet man zum Wasserpreis die Abwassergebühr dazu, so Uhlers Fazit, "liegen wir in Sinsheim sehr günstig".