"Pflanzaktion" als Protest von Fans gegen den Austragungsort?
Oberligaspiel SVS II gegen Stuttgarter Kickers musste im Reinhard-Stadion stattfinden

Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Nach der "Pflanzaktion" im Walter-Reinhard-Stadion ermittelt die Polizei weiter wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. "Das ist für uns in keinster Weise ein Kavaliersdelikt", sagte dazu am heutigen Montag auf RNZ-Nachfrage Markus Beer, Pressesprecher des SV Sandhausen (SVS). Derweil schließt die Polizei nicht aus, dass die Tat etwas mit dem Oberligaspiel zwischen der zweiten Mannschaft des SVS und den Stuttgarter Kickers am Samstag zu tun hatte. Eventuell haben die Täter versucht, die Partie zu verhindern. War es letztlich ein Protest gegen den Austragungsort des Spiels?
Schließlich waren in der Nacht zum Samstag rund 100 Löcher in den Rasen des Stadions gegraben worden, in die teilweise Frühlingsblumen gepflanzt wurden. Zudem setzten die Unbekannten eine Thuja in den Mittelkreis des Fußballplatzes. Polizeisprecher Norbert Schätzle bestätigte am Montag auf RNZ-Nachfrage, dass unter anderem wegen eines ebenfalls am Samstag im benachbarten Walldorf stattfindenden Fußballspiels die Partie des SVS 2 "anders bewertet" worden sei. Demnach sei für eine "Fantrennung" gesorgt worden, sodass Fans von SVS 2 und Stuttgart im Stadion nicht unmittelbar aufeinandertreffen konnten. Beer erklärte, dass diese Trennung im BWT-Stadion mit wesentlich weniger Aufwand möglich wäre. Wegen des Zweitliga-Heimspiels der ersten SVS-Mannschaft am Sonntag sei die Austragung des Oberligaspiels im Walter-Reinhard-Stadion "alternativlos" gewesen.
Update: Montag, 9. März 2020, 20.15 Uhr
Haben sich die Täter den RNZ-Fastnachtsscherz zum Vorbild genommen?
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. So verrückt wie die Realität kann nicht einmal ein Fastnachtsscherz sein: Unbekannte haben in der Nacht zum Samstag laut Polizei fast 100 Löcher auf dem Fußballplatz im Walter-Reinhard-Stadion gegraben und dort Blumen sowie eine Thuja gepflanzt. Dadurch war das Oberligaspiel zwischen der zweiten Mannschaft des SV Sandhausen und den Stuttgarter Kickers kurzzeitig gefährdet. Doch der Platzwart behob die gröbsten Schäden noch vor dem Anpfiff, sodass das Spiel stattfinden konnte. Die Polizei nennt die Aktion zwar selbst einen "kreativen Scherz", ermittelt nun aber wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs.
Wurden die Täter durch die Fastnachtsausgabe der RNZ inspiriert? Unter "Narrichten der Region" war am Fastnachtsdienstag ein satirischer Bericht darüber erschienen, dass auf dem Stadionrasen des Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) Bäume gepflanzt werden sollten. Realer Hintergrund war der Streit der vergangenen Monate um eine Erweiterung des SVS, für die ursprünglich ein Teil des Waldschutzgebiets Schwetzinger Hardt gerodet werden sollte. Nach anhaltenden Protesten gegen das Projekt "Sportzentrum Süd" suchen Gemeinde und betroffene Vereine nun nach Alternativen. In den "Narrichten" hatte die RNZ scherzhaft berichtet, dass die Bäume im BWT-Stadion am Hardtwald die nebenan gefällten Bäume ersetzen sollten. Angelehnt war dieser Witz übrigens an ein Kunstprojekt in Österreich.
Das Walter-Reinhard-Stadion, das in direkter Nachbarschaft des Profi-Stadions liegt, wurde nun also Ziel einer ähnlichen Aktion. Die Polizei berichtet von 100 gegrabenen Löchern, "davon viele bis 30 Zentimeter tief". In einigen davon wurden demnach Blumen wie Primeln und Stiefmütterchen eingesetzt, im Mittelkreis wurde ein etwa 50 Zentimeter hohes Thujabäumchen platziert.
Bürgermeister Georg Kletti erklärte gestern auf Nachfrage, dass er die Beschädigung von Eigentum der Gemeinde natürlich "verurteile". "Ich warne aber vor falschen Verdächtigungen", sagte er. Demnach glaube er nicht, dass die Aktion etwas mit der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) zu tun habe, die sich im Zuge des SVS-Erweiterungsstreits gegründet hatte. Deren Sprecherin Petra Weiß sagte gegenüber der RNZ, dass sich die BI von dieser Pflanzaktion distanziere und nichts damit zu tun habe.
"Nicht ausgeschlossen werden" kann laut Polizei, dass das Spiel zwischen dem Oberliga-Tabellenletzten SVS 2 und den Drittplatzierten Stuttgarter Kickers am Samstagnachmittag "verhindert werden sollte". Jedenfalls scheint der beschädigte Rasen den Hausherren zum Überraschungssieg verholfen zu haben: Der SVS 2 gewann das Spiel mit 2:0 …
Info: Die Polizei bittet mögliche Zeugen der Tat, sich unter Telefon 06222/57090 zu melden.
Update: 8. März 2020, 20.10 Uhr
Sandhausen. (dpa-lsw/mün) Mitten auf die Rasenfläche des Walter-Reinhard-Stadions in Sandhausen haben Unbekannte bis zu Hundert Frühlingsblumen und ein Bäumchen gepflanzt. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag gruben die Unbekannten in der Nacht zum Samstag auf dem Nebenplatz des Stadions fast Hundert, teilweise 30 Zentimeter tiefe Löcher, pflanzten Primeln und andere Blumen und platzierten im Mittelkreis einen rund 50 Zentimeter hohen Lebensbaum.
Ein Team von Rasenpflegern schaffte es, den Platz rechtzeitig vor einem Fußballspiel am Samstagnachmittag wieder bespielbar zu machen.
Laut Polizei ist es jedoch denkbar, dass die Pflanzaktion das Oberligaspiel zwischen dem SV Sandhausen II und den Stuttgarter Kickers verhindern sollte. "Auch wenn das Ganze Kreativität vermuten lässt, so hat dies doch ein polizeiliches Nachspiel", hieß in der Mitteilung. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs.
Unklar ist, ob sich die Unbekannten den Fastnachtsscherz der Rhein-Neckar-Zeitung zum Vorbild genommen haben, der die Lösung für den Erweiterungsstreit des Sandhäuser Sportzentrums Süd hatte: eine Wiederaufforstung auf dem Grün des Hardtwaldstadions.
Und so berichtet die Polizei Mannheim bei Facebook über den Vorfall: