Bürger demonstrierten im Oktober auf der Landesstraße L 530 für eine sichere Radwegverbindung. Foto: Alex
Von Marika Gutschik-Schilling
Spechbach. Radfahrer können aufatmen: Voraussichtlich bis zum nächsten Sommer soll ein sogenannter Fahrradschutzstreifen an der Landesstraße L 530 zwischen Spechbach und Epfenbach entstehen. Diese mögliche Lösung für einen besseren Schutz von Radfahrern hat der Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein (Grüne) nun im Gemeinderat vorgestellt.
Bereits im Oktober hatte er seine Unterstützung für die Bürgerinitiative "Radweg Spechbach – Epfenbach" (BI) angekündigt. Diese hatte sich nach dem schweren Unfall einer Elektro-Radfahrerin auf der L 530 im vergangenen Sommer gegründet. Die BI machte sich seitdem für eine sichere Radwegverbindung zwischen den Gemeinden stark. Sie suchte den Kontakt zur Kommunal- und Landespolitik. Und das mit Erfolg, wie sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung zeigte.
Ein Beschluss darüber war zwar nicht vorgesehen, aber die Räte äußerten ihre Gedanken zu der Idee. Zunächst wurden die Entwicklungen seit dem Unfall zusammengefasst. Darauf stellte Katzenstein unumwunden fest, dass ein Radweg entlang der L 530 zwischen Spechbach und Epfenbach vonseiten des Landes Baden-Württemberg in absehbarer Zeit nicht kommen werde. der Grund: Die Strecke ist nicht Bestandteil des Programms "Rad-Netz BW". Für die beiden Gemeinden scheidet ein Neubau in Eigenregie vermutlich wegen hoher Kosten aus, stellte Katzenstein in den Raum. Auch wenn außerhalb des "Rad-Netzes BW" Radwege geplant werden, dauere deren Bau sehr lange. Zudem sei ungewiss, ob die L 530 im nächsten Maßnahmenplan, an dem noch bis Ende 2020 geschrieben werde, berücksichtigt wird.
Vor diesem Hintergrund bildet die Markierung eines Schutzstreifens eine Alternative. Als Schutzstreifen gilt ein Bereich für Radverkehr auf der Fahrbahn, der durch eine gestrichelte Linie abgegrenzt ist. Er darf von Autos bei Bedarf befahren werden, ohne den Radverkehr zu gefährden. Modellversuche des Bundes fielen nicht zur Zufriedenheit des Bundesverkehrsministers aus, sodass erste Schutzstreifen bereits wieder aufgelöst wurden.
Dagegen schuf die baden-württembergische Landesregierung das Modellprojekt "Schutzstreifen". Es gibt eine schon geschlossene Liste mit Kommunen, die teilnehmen wollen und Demonstrationsstrecken ausgewiesen haben. Nun gelang es Katzenstein, dass die L 530 nachträglich in dieses Projekt aufgenommen werden kann – sofern die betroffenen Gemeinden Spechbach und Epfenbach zustimmen. Anschließend müssten die beim Rhein-Neckar-Kreis angesiedelte untere Straßenbehörde und das Regierungspräsidium zustimmen. Bei positiver Rückmeldung soll die Markierung bis Sommer 2020 fertig sein.
Die Teilnahme am auf drei Jahre angelegten Modellversuch und die Markierung des Schutzstreifens widerspricht übrigens nicht dem späteren Bau eines separaten Radweges. Einige Räte bekundeten, dass sie alles sinnvoll fänden, was das Radfahren sicherer mache. Bedenken gab es angesichts der einseitig vorgesehenen Markierung aus den Ortschaften heraus bis zur Anhöhe, was dort eine Straßenüberquerung erfordern würde. Insgesamt wäre das Gremium mit der Teilnahme am Modellversuch samt Reduzierung des Tempolimits auf 70 Kilometer pro Stunde einverstanden.
Ein separater Fahrradweg bleibe aber die beste und angestrebte Lösung, hieß es. Aber lieber bekomme man jetzt einen Schutzstreifen als gar nichts. Der Epfenbacher Gemeinderat hat bereits getagt und den einseitigen Fahrradschutzstreifen bis zur Anhöhe beschlossen. Ebenfalls mit dem Wunsch, die Geschwindigkeitsbegrenzung zu reduzieren.