Die Schönauer Stadtkirche gehört zu den größten Gotteshäusern der Region. Hier wäre genug Platz, um Abstand zu halten. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Schönau. Die evangelische Stadtkirche in Schönau als ehemaliges Herrenrefektorium des Klosters gehört zu den großen Gotteshäusern rund um Heidelberg. "Wir dachten eigentlich, dass wir hier in der Corona-Pandemie gut aufgehoben sind", sagt Pfarrerin Agnes Seyferth. Doch es kam anders: In der Kirche herrscht Erstickungsgefahr – zumindest wenn die Heizung angeschaltet ist. Denn dann könnte geruchloses und giftiges Kohlenmonoxid austreten. Deshalb finden hier keine regulären Gottesdienste mehr statt.
Das Problem war bei der Wartung festgestellt worden. "Wir dachten an eine provisorische Lösung", so Pfarrerin Seyferth. "Doch dann wurde die Betriebsgenehmigung entzogen." Konkret wurde festgestellt, dass Lüftungsrohre im Brennerraum durchgerostet sind und die Gefahr besteht, dass Kohlenmonoxid in den Kirchenraum geblasen wird. Die Leckagen lassen sich nicht zuschweißen.
Die Ölheizung befindet sich in einem Kellerraum der Kirche unterhalb des Technikraums. Luft wird durch Öffnungen im Boden der Kirche angesaugt, erwärmt und durch Öffnungen unter den Kirchenfenstern wieder in den Raum geblasen. Eine Automatik sorgt dafür, dass die Temperatur in der Kirche nicht unter acht Grad sinkt und vor Gottesdiensten langsam auf 18 Grad erwärmt wird. So wird verhindert, dass die Orgel durch schnelles Anheizen leidet.
Laut Seyferth ist eine Reparatur der Heizung nicht möglich. "Wir dürften auch wieder eine Ölheizung einbauen", sagt die Pfarrerin. Wegen des Klimaschutzes wurde aber nun ein Heizungsplaner beauftragt, Alternativen zu prüfen. Da kein Anschluss ans Gasnetz vorhanden ist und auch nirgends ein Gaskessel aufgestellt werden kann, kommt nur eine Pelletheizung in Betracht. Diese stoße etwa 90 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid aus als eine Ölheizung. Durch die Zuschüsse für solch eine Heizung würden die Investitionskosten unter denen einer Ölheizung liegen. "Der Unterhalt ist aber teurer, weil die Technik anfälliger ist", weiß Seyferth.
Beim Austausch der Heizung soll es jedoch nicht bleiben. "Wir planen eine grundlegende Sanierung der Kirche", berichtet die Pfarrerin. Denn auch mit der Lüftung der Orgel gebe es Probleme. Hier habe sich Schimmel gebildet. Für den Kirchenraum und die Heizung sei die Pflege Schönau zuständig, für die Orgel die Kirchengemeinde. Wie viel Geld investiert werden muss, sei noch unklar.
Da der Ersatz der Heizung dringend ist, wird nun versucht, diese Maßnahme vorzuziehen. "Wir machen ordentlich Druck, damit wir zumindest im nächsten Winter wieder die Kirche heizen können", sagt die Pfarrerin. Eine provisorische Lösung mit angemieteten mobilen Warmluftheizungen wurde geprüft, aber wegen der hohen Kosten verworfen.
Und so fand der vorerst letzte Gottesdienst mit der Konfirmation Anfang Oktober statt. "Mit Wolldecken", wie Seyferth ergänzt. Eine kurze Andacht in der unbeheizten Kirche sei auch im Winter möglich, danach werde es aber kalt. Und deshalb werden die Gottesdienste nun sonntags um 9 Uhr im Franz-Junios-Gemeindehaus neben der Kirche gefeiert. Um 10.15 Uhr ist dann Gottesdienst in der – beheizten – evangelischen Kirche im Stadtteil Altneudorf.
Generell kämpft die Kirchengemeinde derzeit mit einem durcheinandergewirbelten Terminplan. Schuld daran ist die Corona-Pandemie. Der Ewigkeitssonntag am 22. November sollte in der Stadthalle begangen werden, die nun aber wegen des neuerlichen Lockdowns nicht genutzt werden konnte. Hier sollte in größerem Rahmen der rund 25 verstorbenen Gemeindemitglieder des Jahres gedacht werden. Der Gottesdienst fand nun in der kalten Kirche statt. Für Heiligabend hatte Pfarrerin Seyferth mehrere kleine dezentrale Gottesdienste geplant, nun dürften die Posaunenchöre nicht mehr proben. "Man fühlt sich wie im Hamsterrad", sagt sie. "Kaum ist etwas geplant, muss es umgeplant werden."