Kosmetikerin Angelika Wolf ist auch im Lockdown täglich beschäftigt. Ihre Kunden halten sie ebenso auf Trab wie ihr Engagement in einem neu gegründeten Berufsverband. Foto: Alex
Von Sabrina Lehr
Neckargemünd/Heidelberg. "Es nützt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken", findet Angelika Wolf. Dabei ist die Situation für die Kosmetikerin mit eigenem Studio alles andere als leicht. Seit dem 1. November darf die Neckargemünderin keine Behandlungen mehr vornehmen – oder wie sie es ausdrückt: "Ich habe Berufsverbot." Und doch sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter von sich: "Ich bin den ganzen Tag beschäftigt." Das liege einerseits daran, dass sie einen umfassenden "Click & Collect"-Service für die Produkte aus ihrem Studio anbietet – die also trotz Schließung per Bestellung und Abholung erworben werden können. Aber auch daran, dass Wolf gemeinsam mit weiteren Kolleginnen – unter anderem auch aus Heidelberg und Umgebung – die Corona-Zeit genutzt hat: und zwar für die Gründung des "Bundesberufsverbandes der KosmetikerInnen in Deutschland" (BBVKD) im August 2020.
"Es wurde schon lange bemängelt, dass wir Kosmetiker keine Lobby und keine Innung haben", erklärt Wolf, die als Beisitzerin dem Vorstand angehört. "Niemand macht sich stark für uns." Nachdem die Idee bereits seit zwei Jahren im Raum stand, gaben der erste Corona-Lockdown und die damit verbundene Schließung der Kosmetikstudios den Ausschlag. Seither engagiert sich der Verband für seine 130 Mitglieder einerseits rund um das Corona-Spektrum, gibt beispielsweise Informationen über Anträge auf staatliche Hilfen oder schreibt Briefe an Vertreter der Bundespolitik, um auf die Situation der Kosmetiker in Deutschland aufmerksam zu machen. Andererseits bietet der BBVKD seinen Mitgliedern Fortbildungen an und engagiert sich für die Modernisierung und Standardisierung der Kosmetiker-Ausbildung.
Aber auch abgesehen von der Verbandsarbeit hat die Neckargemünderin, die seit 33 Jahren mit eigenem Studio im Heidelberger Stadtteil Kirchheim selbstständig ist, alle Hände voll zu tun. "Ich versuche, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben", betont Wolf. Dazu gehörten Videobotschaften und Newsletter in einer Kundengruppe auf dem Handy-Nachrichtendienst Whatsapp. Darin informiere sie etwa über Neuigkeiten im Produkt-Sortiment ihres Studios, melde sich aber manchmal – wie an Weihnachten – einfach auch mit guten Wünschen an ihren Kundenstamm. Dieser bliebe ihr übrigens weiterhin treu und nehme das "Click & Collect"-Angebot gut an. "Im ersten Lockdown konnte ich sogar einen Teil der Soforthilfe zurückgeben, weil genug Einnahmen über den Verkauf reinkamen", berichtet sie. Auch jetzt reiche das Auftragsvolumen aus, um ein- bis zweimal die Woche im Laden zu stehen. Den Rest der Zeit nutzt Wolf für Nachbestellungen, kleinere Renovierungsarbeiten an ihrem Studio sowie für Fortbildungen und Online-Seminare.
Doch trotzdem gehen die nunmehr dreieinhalb Monate im eingeschränkten Betrieb nicht spurlos an der Neckargemünderin vorbei: "Wenn man selbstständig ist, gehören Existenzängste dazu." Zwar habe sie bereits eine Überbrückungshilfe für den November erhalten, – ob sie wegen guter Verkaufszahlen einen Anspruch auf die Dezemberhilfe habe, sei aber noch nicht klar. "Man muss den Gürtel enger schnallen", gesteht sie und prognostiziert: "Wenn es so weiterläuft, könnte ich bis Ende des Jahres durchhalten." Dann aber drohe im schlimmsten Fall die Schließung.