Der Kümmelbacher Hof am Stadtausgang von Neckargemünd in Richtung Heidelberg (oben) zerfällt seit beinahe 20 Jahren. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Wenn es um bekannte leerstehende Gebäude in der Stadt am Neckar geht, ist meist von der Villa Menzer und von der Griechischen Weinstube die Rede. Über deren Zukunft macht sich die Stadt aktuell wieder verstärkt Gedanken.
Doch es gibt in Neckargemünd noch weitere ungenutzte Objekte, die allerdings in Privatbesitz sind. Winfried Schimpf (SPD) sprach unlängst im Gemeinderat die ehemalige Gaststätte "Die Rainbach" im gleichnamigen Ortsteil sowie den Kümmelbacher Hof an und erkundigte sich nach deren Zustand. "Beides sind große Komplexe", meinte Schimpf. Petra Groesser (Grüne) sprach mit dem Schützenhaus in der Weststadt ein weiteres leer stehendes Objekt an. Alle seien im Privateigentum, betonte Bürgermeister Frank Volk.
Kümmelbacher Hof: Hier sei seine Hoffnung groß, dass sich bald etwas tut, meinte Volk. Bekanntlich zerfällt der Gebäudekomplex am Stadtausgang Richtung Schlierbach im Wald oberhalb der Bundesstraße B37 und der Bahngleise seit rund 20 Jahren. Zuletzt wurde er vom Eigentümer "Pro Seniore" als Pflegeheim genutzt. Dieser plant, den Kümmelbacher Hof als "Seniorendorf" zu reaktivieren. "Wir müssen demnächst an die Sanierung der Michael-Gerber-Straße gehen", sagte Volk. Diese diene als Zufahrt zum Kümmelbacher Hof und könne erst nach den dortigen Bauarbeiten saniert werden. Vorher mache dies keinen Sinn. "Der Eigentümer prüft derzeit, wie eine Erschließung möglich ist", so Volk. Die Michael-Gerber-Straße allein sei hierfür wohl nicht ausreichend. Problematisch für mögliche Erweiterungsgebäude sei, dass das Areal im "Heidelberger Landschaftsschutzgebiet" liege. Es gebe einen rechtsgültigen Bebauungsplan, der lediglich den bisherigen Bestand abdeckt. "Alles weitere wird schwierig", so Volk.
Auf RNZ-Nachfrage teilte der Eigentümer "Pro Seniore" mit, dass die bestehenden Gebäude innen und außen komplett neu vermessen wurden. "Aktuell wird von Fachleuten überprüft, was an Bausubstanz für eine künftige Nutzung verwendet werden kann und was nicht", so Unternehmenssprecher Peter Müller. Das Hauptgebäude als ehemaliges Altenheim beispielsweise werde daraufhin überprüft, ob die aktuell geltenden Vorschriften der Heimmindestbau-Verordnung noch im Bestand oder nur durch einen Abriss und einen Neubau erreicht werden können. "Um den modernen Standard zu erreichen, müssen hier zwingend Wände versetzt werden, um die Zimmergröße anzupassen und neue Einzelbäder einzubauen", erklärte Müller.
Das werfe auch Fragen der Energie- und Wasserversorgung auf. Darum würden sich ebenfalls entsprechende Fachleute kümmern. Ein erstes Zwischenergebnis: Es sei unwahrscheinlich, dass die Energieversorgung - wie früher durch einen unterirdischen Öltank - vom Parkplatz an der Bahnlinie am Fuße des Hügels gewährleistet werden kann. "Hier müsste eine moderne Infrastruktur auf dem Hügel aufgebaut werden", so Müller. Auch deshalb müsse die Verkehrsanbindung neu gestaltet werden. "Die aktuelle Zuwegung genügt weder sicherheitstechnisch noch logistisch den Anforderungen zum Betrieb einer modernen Senioreneinrichtung", weiß Müller. "Das Energiekonzept und die Möglichkeiten der Verkehrsinfrastruktur stehen in diesem Jahr auf der Agenda." Wenn alle Fakten zusammengetragen seien, werde die Potenzialanalyse abgeschlossen. "Anvisiertes Zeitziel" sei Herbst 2019.
Derzeit ungenutzt ist das Schützenhaus in der Weststadt. Foto: AlexSchützenhaus: "Dieses Gebäude gehört dem Schützenverein", betonte Bürgermeister Volk. "Wir suchen als Stadt schon für unsere eigenen Objekte Investoren und können das nicht auch noch für andere Gebäude tun." Schwierig sei eine Vermarktung immer bei Gebäuden mit einem Sanierungsstau. "Dass es die Gaststätte im Schützenhaus nicht mehr gibt, tut uns richtig weh", sagte der Rathauschef. Hier hätten die Kinder des Schulhortes zu Mittag gegessen und Vereine hätten dort Versammlungen abgehalten. "Wir haben die Hoffnung, dass die Schützen noch einen Pächter finden", so Volk.
Diese Hoffnung ist aber nicht mehr allzu groß, wie Vereinssprecherin Bärbel Rodemund-Hoffmann sagte: "Wir wissen so langsam nicht mehr, wo wir noch suchen sollen." Etwa 50 Interessenten haben sich im vergangenen Jahr gemeldet, nachdem klar war, dass die bisherigen Betreiber nach 18 Jahren aufhören. Eine pakistanische Familie sollte im vergangenen September das Lokal wiedereröffnen, doch dazu kam es nicht. Laut Rodemund-Hoffmann wollten die neuen Pächter hinter dem Rücken des Vereins in den acht Fremdenzimmern Flüchtlinge unterbringen. "Wir wurden hintergangen", so die Sprecherin. Nach nur zwei Monaten habe man dann die Pächter "rausgeworfen". Den meisten Interessenten sei die Gaststätte mit 150 Plätzen zu groß. Der Verein mit aktuell noch 76 Mitgliedern ist aber auf die Einnahmen angewiesen. "Wir sind offen für alles", erklärte Rodemund-Hoffmann. Ziel sei weiter, die Gaststätte zu verpachten.
Derzeit ungenutzt ist die Gaststätten "Die Rainbach" im gleichnamigen Ortsteil. Foto: AlexGaststätte "Die Rainbach": Hier sei die Stadt mit den Eigentümern im vergangenen Sommer und Herbst in Kontakt gewesen - zuletzt aber nicht mehr. "Der Gebäudekomplex ist sehr verwinkelt", wusste Volk. "Ich wusste nach fünf Minuten nicht mehr, wo ich bin." Nach RNZ-Informationen soll ein Unternehmer aus dem Neckar-Odenwald-Kreis Interesse an dem Objekt haben. Ob es aber schon zu einem Verkauf kam und was dieser plant, ist nicht bekannt. Die Gaststätte hatte auch durch die Besuche des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl einen großen Bekanntheitsgrad erlangt.