Als eines von Leimens weithin sichtbaren Wahrzeichen ist auch die katholische Herz-Jesu-Kirche nachts angestrahlt. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel
Leimen. Es sind vornehmlich die Gotteshäuser der Großen Kreisstadt, die nächtens von Strahlern aus der Dunkelheit der Nacht herausgelöst werden, dazu in der Innenstadt auch noch die Bäume unter anderem auf dem Georgiplatz. Wird diese Illumination beibehalten oder abgeschaltet? Mit dieser und allerhand weiteren Fragen des nächtlichen Lichts werden sich 2021 vor allem die gemeinderätlichen Ausschüsse befassen. Angeschoben hatte diese Diskussion, die unter dem Stichwort "Bienenfreundliches Leimen" läuft, die GALL mit entsprechenden Anträgen, die jenseits der Insekten auch auf eine Energie- und damit Kosteneinsparung zielen.
Ob die Beleuchtung der Rohrbacher Straße insektenfreundlicher ist, ist ebenfalls eine Frage. Foto: AlexWohl alle sind für ein bienenfreundliches Leimen, unterstellte Oberbürgermeister Hans D. Reinwald unwidersprochen in öffentlicher Ratssitzung. Freilich: Im Detail, so der Rathauschef, werde man wohl unterschiedlicher Meinung sein, beispielsweise dann, wenn es um das Abschalten von Straßenlaternen geht.
Dass sich hinter dem "Bienenfreundlichen Leimen" weitaus mehr verbirgt als nur allgemeine Kritik an der sogenannten "Lichtverschmutzung", offenbarte der Verweis auf die aktuelle Naturschutzgesetzgebung des Landes, mit denen Michael Reinig (GALL) die Anträge seiner Fraktion unterfütterte. Demnach müssen seit Jahresbeginn 2021 alle neu errichteten Beleuchtungsanlagen am öffentlichen Wegenetz und an Plätzen mit insektenfreundlichen Leuchtmitteln ausgestattet sein. Und vorhandene Altanlagen sind bis 2030 umzurüsten.
Dass diese Landesvorgabe gehörig ins Geld gehen wird, hatte die Stadtverwaltung durchgerechnet. Gerade mal 220 der 3500 Leuchten, die es stadtweit gibt, sind auf dem Stand dieser geforderten neuen Technik. Werden 5000 Euro pro Leuchte zugrunde gelegt, die eine Umrüstung kostet, müssen hierfür bis 2030 geschätzte 16,4 Millionen Euro investiert werden.
Die vom OB angedeuteten Probleme im Detail schlummern aber auch anderweitig, lässt man jene Straßenzüge außer Acht, in denen sich – wie nahezu in ganz Gauangelloch – die Laternen dank moderner Technik schon jetzt herunterdimmen lassen. So haben die momentan eingesetzten Straßenlaternen eine Lichtfarbe von 4000 Kelvin. Insektenfreundlicher wären 2700 Kelvin – allerdings leidet dann die Farbechtheit für den Menschen. Auch mit dem Abschalten jeder zweiten Laterne mag sich das menschliche Auge nicht anfreunden, wegen der entstehenden Hell-Dunkel-Zonen.
Dessen ungeachtet sah GALL-Rat Reinig bei einer insektenfreundlichen Illumination des öffentlichen Raums ein Hand-in-Hand-Gehen von ökologischem und ökonomischem Handeln: Müsste im landwirtschaftlichen Bereich das Bestäuben, das Bienen und andere Insekten übernehmen, von Menschenhand bewerkstelligt werden, wäre das unbezahlbar. Der finanzielle Wermutstropfen der Landesvorgaben werde dahingehend etwas abgemildert, dass öffentliche Zuschüsse von bis zu 25 Prozent in Aussicht gestellt seien. Jenseits dessen sollte die nächtliche Illumination von öffentlichen Gebäuden nicht aus dem Blick geraten.
Hierzu müssten allerdings die Stellungnahmen der Kirchengemeinden eingeholt werden, unterstützte Alexander Hahn ein Vertagen des Themas. Und aus Sicht von Hans Appel (CDU) ließe sich das "Bienenfreundliche Leimen" auch anders befördern – mit der Anlage von Streuobstwiesen. Platz hierfür gäbe es nicht nur in Ochsenbach, sondern auch in Leimen selbst.
Keine Diskussion gab es hingegen zu einem anderen Aspekt, den die GALL beantragt hatte: Die Große Kreisstadt möge sich am 7. September 2021 an der sogenannten "Earth Night" beteiligen, bei der abends um 22 Uhr weltweit möglichst viel Kunstlicht ausgeschaltet werden soll. In der Sitzungsunterlage hieß es hierzu: Dieser Punkt "wird verfolgt".