Das alte Rathaus in Leimen. Foto: Alex
Von Thomas Frenzel
Leimen. Den gestressten Gesichtern der Stadtmütter und -väter sah man es an: Hinter geschlossenen Türen muss es im Ratssaal um Wichtiges gegangen sein. Eine Verlautbarung des Rathauses brachte - wenn auch keine inhaltliche Aufklärung - dann doch etwas Licht ins Dunkel: Der Gemeinderat hatte sich kurz vor dem Weihnachtsfest mit dem nun vorliegenden Organisationsgutachten befasst. Mit einem solchen hatten die Bürgervertreter - nach jahrelangem Drängen - anno 2016 die Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) betraut. Für 80.000 Euro. Deren öffentlich zugänglich gemachte Erkenntnis: Leimens Stadtbedienstete sind zu alt.
Mit der seinerzeitigen Auftragsvergabe waren allerlei Hoffnungen verknüpft worden: Die Optimierung der verwaltungsinternen Arbeitsabläufe, die Betonung des Dienstleistungscharakters einer Verwaltung oder die Vorbereitung auf das auch "Doppik" genannte Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR), das spätestens bis 2020 das bisherige System von Verwaltungs- und Vermögenshaushalt ablösen soll. Und da es, wie der Namen schon sagt, ein Gutachten bezüglich der Verwaltungsorganisation sein sollte, stellte sich auch die Frage nach einer etwaigen Neustruktur und -zuordnung der bisherigen Ämter und ihrer Aufgabenbereiche.
Die städtische Pressemitteilung zum Organisationsgutachten geht auf diese tiefgreifenden Fragen nicht ein - mit Hinweis auf den Datenschutz. Stattdessen ist aufgelistet, dass bei der Mitarbeiterbefragung deutliche Mehrheiten mit ihren Arbeitsbedingungen und Verantwortlichkeiten mehr als nur zufrieden sind. Gleichzeitig sahen die Beschäftigten teilweise erheblichen Verbesserungsbedarf bei der internen Kommunikation und der fachlichen Unterstützung.
Bemerkenswerter an der städtischen Verlautbarung war anderes: Erstmalig wurde für die interessierte Öffentlichkeit aufgelistet, dass die Stadtverwaltung ein schwerwiegendes Personalproblem hat - sie ist zu alt. Nur zwölf Prozent aller Bediensteten ist unter 30 Jahren, die Empfehlung liege bei 30 Prozent. 44 Prozent seien bis zu 50 Jahre alt, den gleichen Prozentsatz stellen die über 50-Jährigen. Die Pressemitteilung zitiert hier das GPA-Gutachten: "Es sind verhältnismäßig wenige Nachwuchskräfte vorhanden, die in der Zukunft die Aufgaben der altersmäßig ausscheidenden Kollegen übernehmen können."