Arm in Arm Tanzen: Was bei der Prunksitzung 2020 noch ganz normal war, ist momentan dank Corona undenkbar. Foto: Geschwill
Von Nicolas Lewe
Eppelheim. Kaum ein anderes Brauchtum lebt so sehr von seiner Geselligkeit wie die Fastnacht. Muss man darauf in Corona-Zeiten wirklich komplett verzichten? "Wir können nicht einfach nichts machen", meint Ingo Ringle, Erster Vorsitzender des Eppelheimer Carneval Clubs (ECC). "Wenn Abstand und Isolation dieses Jahr das Gebot sind, dann müssen wir die Fastnacht eben umstricken." Die fünfte Jahreszeit ist deshalb in Eppelheim nicht abgesagt, sondern sie findet als "kürzeste Kampagne aller Zeiten" nur in einer anderen Form statt: Digital zum Mitverfolgen am heimischen Bildschirm.
Um dies zu ermöglichen, haben sich die Eppelheimer Narren mächtig ins Zeug gelegt, wie Sitzungspräsident Jens Schneider auf Nachfrage berichtet. Als die RNZ am Freitagnachmittag mit ihm spricht, befindet er sich gerade auf dem Weg zum Rathaus, wo am frühen Abend der Rathaussturm aufgezeichnet werden sollte. Es handele sich um den spätesten Rathaussturm in der 47-jährigen ECC-Geschichte. Normalerweise finde dieser nämlich immer am Anfang der Fastnachtszeit im November statt.
Auch dank des Engagements der Eppelheimer Rathausverwaltung bei der Verteidigung des Rathausschlüssels habe der Sturm auf die kommunalpolitische Machtzentrale in den vergangenen Jahren "extrem an Beliebtheit gewonnen", freut sich Schneider. Bis zu 200 Bürger hätten in normalen Zeiten das Spektakel verfolgt, bei dem sich die Karnevalisten mehreren unterhaltsamen Aufgaben stellen müssen, bis sie den Schlüssel in die Hände bekommen – womit das Rathaus dann bis Aschermittwoch unter karnevalistischer Regie steht.
Auf Live-Publikum müsse man in diesem Jahr natürlich verzichten, bedauert der ECC-Sitzungspräsident. Stattdessen obliege es ihm und dem zweiten Vorsitzender Mark Föhr die von Rathauschefin Patricia Rebmann und ihrem Team erdachten Aufgaben zu lösen. Der restliche Elferrat werde virtuell zugeschaltet. Das Stellen der Aufgaben übernehme Rathaus-Mitarbeiter Klaus Hildebrandt – laut Schneider besser bekannt als "der weise Klaus". Ob es dem ECC gelungen ist, ins Sitzungszimmer vorzudringen und sich den Schlüssel zu ergattern, können alle Interessierten am Dienstag, 2. Februar, ab 20.11 Uhr verfolgen. Dann wird der Rathaussturm zur besten Sendezeit auf den sozialen Netzwerken sowie dem Internetauftritt des ECC zur Verfügung gestellt.
Doch damit nicht genug: Am Freitag, 5. Februar, gibt es zunächst ein virtuelles Ordensfest per Videokonferenz, dank der auch in Corona-Zeiten ein Austausch mit befreundeten Karnevalsvereinen stattfindet. Den Höhepunkt der ECC-Kampagne soll dann auch in diesem Jahr wieder die Prunksitzung darstellen. Diese geht am Samstag, 6. Februar, um 20.11 Uhr ebenfalls im Internet über die Bühne. "Wir haben in den vergangenen Jahren alle Prunksitzungen aufgezeichnet", sagt Schneider. Das ermögliche es, die Sitzung aus einer Art "Best of" der Beiträge zusammenzustellen – inklusive Tanzdarbietungen und Musik. "Einige Büttenreden wurden für dieses Jahr explizit aufgezeichnet und uns durch die Künstler zugeschickt", verrät der Sitzungspräsident, dessen Moderation aus der Rudolf-Wild-Halle ebenso vorab aufgezeichnet wird. Durch virtuelle Schunkelrunden soll, soweit möglich, ein echtes Sitzungs-Feeling erzeugt werden. Man freue sich zudem, wenn die Zuschauer Fotos im Kostüm an die ECC-Whatsapp-Nummer schicken. Die Bilder werden dann live in die Übertragung eingefügt.
Info: Der ECC bietet Schlemmer-Pakete zum Versand an. Diese können bis Sonntag, 31. Januar, per Mail an prunksitzung@ecc1974.de bestellt werden.
ECC-Sitzungspräsident Jens Schneider. Foto: Geschwill