Nur wenige Sekunden braucht Dr. Til Uebel (l.) in seiner Corona-Schwerpunktpraxis um den Test-Abstrich zu entnehmen. Der vorherige Selbsttest war nur in Teilen erfolgreich. Foto: Alex
Von Sabrina Lehr
Neckargemünd. Selbsttest oder vom Arzt durchgeführter Abstrich? Die Frage, welche dieser Varianten im Falle eines Corona-Tests die bessere ist, spaltet im Falle einer Leimener Hausarztpraxis die Gemüter. Fällt es leichter, den Nasen-Rachen- und den Rachen-Abstrich selbst vorzunehmen? Führt man den Test als Laie überhaupt richtig durch? Ich, kerngesunde RNZ-Volontärin, wollte es herausfinden und war deshalb zum Corona-Test in der Hausarztpraxis von Dr. Til Uebel und Dr. Daniel Nittka. In der Corona-Schwerpunktpraxis probierte ich beide Varianten aus – den Selbsttest nach der Handlungsempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Degam) sowie den vom Facharzt – in diesem Fall Dr. Til Uebel – abgenommenen Abstrich.
> Der Abstrich: Das Set, mit dem die Probe jeweils durch die Nase und durch die Mundhöhle aus dem Rachen entnommen wird, besteht aus einem steril verschlossenen Probenröhrchen mit einem Abstrichtupfer darin. Als ich das Siegel breche, kommt der knapp 16 Zentimeter lange Tupfer hervor, der aussieht, wie ein zu groß geratenes Wattestäbchen. "Was denken Sie, wie tief der in die Nase muss um an der richtigen Stelle abzustreichen?", fragt Dr. Uebel mich. Ich rate und deute an eine Stelle, die ungefähr zwei Drittel des Stabs markiert. Dr. Uebel nickt. Ich schlucke. Es kann losgehen.
> Der Selbsttest: Zuerst soll ich mir einen Abstrich durch die Nase entnehmen. "Das kann nicht so schwer sein", denke ich und fahre vorsichtig mit dem Tupfer senkrecht in die Nase. Nach wenigen Zentimetern ist Endstation. Ich versuche es noch einmal, das Ergebnis ist dasselbe. Ein Blick zum Arzt erklärt warum: "Sie wollen keinen Abstrich aus dem Gehirn entnehmen, sondern aus dem Rachen", lacht er und erklärt mir meinen Fehler: "Das Stäbchen muss waagerecht eingeführt werden." Also auf ein Neues: Ich setze den Stab an und bin selbst überrascht, als ich das Utensil am Rachen spüre. Weh tut es nicht. Das Gefühl ist eher vergleichbar mit einem versehentlich Einatmen von Wasser im Schwimmbad. Der erste Teil wäre geschafft, fehlt noch der Abstrich der hinteren Rachenwand durch die Mundhöhle. "Sie müssen an dieselbe Stelle wie eben durch die Nase", betont Dr. Uebel, ehe ich es versuche – und umgehend scheitere: Mein Würgereiz meldet sich, ehe ich auch nur in die Nähe der Rachenwand komme. Abbruch, neuer Versuch: Das Spiel wiederholt sich. Nach einem ebenso erfolglosen dritten Anlauf gebe ich auf.
> Der ärztliche Test: Stäbchen in die Nase, vorsichtiger Testgriff zum Überprüfen der richtigen Stelle, leichtes Hin- und Herdrehen des Tupfers: Innerhalb von Sekunden ist Dr. Uebel mit dem Nasen-Rachen-Abstrich fertig. Angesichts meiner frischen Erfahrung mit der Probenentnahme erwarte ich argwöhnisch den zweiten Teil. Dr. Uebel fackelt nicht lange, drückt mithilfe eines Holzspatels leicht meine Zunge nach unten und während ich ängstlich die Augen schließe, ist es auch schon vorbei. Gespürt habe ich bloß eine kurze Berührung, als der Arzt den Tupfer wie zuvor an der Nase leicht gedreht hat.
> Das Fazit: So leicht wie er aussieht, ist der Selbsttest mir nicht gefallen. Ohne Anleitung hätte ich den Nasen-Rachen-Abstrich instinktiv falsch durchgeführt. Erst mithilfe der Erklärung des Arztes habe ich letztlich die richtige Stelle gefunden. Im Gegensatz zum Selbsttest durch die Mundhöhle: Ob es an mangelhafter Abstrichtechnik oder Hemmungen lag, ist schwer zu sagen – die richtige Abstrichstelle blieb für mich aber unerreichbar. "Obwohl Sie vorher die Anleitung gelesen haben, haben Sie die richtige Stelle erst nicht gefunden und konnten sich dann nicht überwinden", resümiert Dr. Uebel, den meine Reaktion nicht verwundert: "Ich denke, den meisten fällt das schwer." Er empfiehlt daher, den Test von Fachpersonal vornehmen zu lassen.