Von Elisabeth Hinz und Christoph Moll
Neckarsteinach. Als Herold Pfeifer am gestrigen Sonntag gegen 18 Uhr das Rathaus betrat, gab er sich ganz gelassen: "Ich feiere heute Abend auf jeden Fall - entweder meinen Wahlsieg oder meine Pensionierung", sagte der 62-Jährige mit einem Augenzwinkern. Die Pensionierung muss noch warten. 73,4 Prozent der Wähler schickten den seit sechs Jahren amtierenden Pfeifer gestern in eine zweite Amtszeit. Er war der einzige Kandidat, die Wahlbeteiligung lag bei 46,4 Prozent.
"Ich fühle mich wie James Bond im Kampf gegen Dr. No", sagte Pfeifer kurz vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses erneut mit einem Schmunzeln. Dies hatte einen Hintergrund: Denn anders als in Baden-Württemberg kann sich ein alleiniger Kandidat in Hessen nicht sicher sein, dass er gewählt wird. Denn hier haben die Bürger die Wahl zwischen "Ja" und "Nein" - sie können also für oder gegen den Bewerber stimmen. In Baden-Württemberg ist dies anders: Hier bleibt den Wählern in einem solchen Fall nur entweder für den Bewerber zu stimmen oder eine andere wählbare Person zu notieren. Hätten gestern in Neckarsteinach nicht mehr als die Hälfte der Wähler mit "Ja" gestimmt, wäre die Stelle des Bürgermeisters neu ausgeschrieben worden.
So weit kam es nicht. Mehrere Dutzend Neugierige waren ins Rathaus gekommen, um das Ergebnis zu erfahren - darunter die Bürgermeister umliegender Orte wie Oliver Berthold aus Hirschhorn, Frank Volk aus Neckargemünd, Marcus Zeitler aus Schönau und Sieglinde Pfahl aus Heiligkreuzsteinach sowie die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Hartmann, der Kreisbeigeordnete Volker Buser, die Neckarsteinacher Stadtverordnetenvorsteherin Eva Schückler und ihr Hirschhorner Kollege Harald Heiß. Sie mussten nicht lange warten: Bereits kurz nach 18.30 Uhr verkündete Wahlleiter Matthias Merscher unter Applaus das Ergebnis.
Herold Pfeifer ergriff anschließend sichtlich zufrieden das Wort: "Ich freue mich über dieses Ergebnis, das aber nicht allein mein Ergebnis ist", sagte er. Es sei der guten Arbeit der Gremien wie Magistrat und Stadtverordnetenversammlung zu verdanken, denn er alleine könne nichts erreichen. Die Wahlbeteiligung von 46,4 Prozent nannte er "einfach toll".
Der Kreisbeigeordnete Volker Buser gratulierte als "Wegbegleiter und Freund", wie er sagte. "Herold Pfeifer ist ein engagierter Bürgermeister", so Buser, der die Glückwünsche von Landrat Christian Engelhardt überbrachte und auch Pfeifers Ehefrau Marion Stoffel dankte.
Anschließend standen die Gratulanten Schlange. Pfeifer, der als beliebt und bürgernah gilt, umarmte viele herzlich. "Ich bin zufrieden, dass die Kontinuität gewahrt bleibt", freute sich auch Stadtverordnetenvorsteherin Eva Schückler von den Freien Wählern, die sich mehrheitlich für Pfeifer ausgesprochen hatten. Lediglich aus der CDU gab es Gegenwind für den Bürgermeister, der der SPD angehört, aber - wie schon vor sechs Jahren - als unabhängiger Kandidat antrat.
"Ich freue mich für meinen Mann, weil er das Amt nie als Belastung empfunden hat", sagte Pfeifers Frau Marion Stoffel. "Er führt es stattdessen mit großer Freude aus dem Innern." Dies nun für weitere sechs Jahre. Mindestens.