Links der alte, rechts womöglich der neue Standort? Die Pläne für den Neubau des Netto-Marktes am ehemaligen Möbelparadies direkt an der B 45 nehmen jedenfalls Form an. Fotos: Alex
Von Benjamin Miltner
Bammental. Die Erreichbarkeit zu Fuß für die Bewohner des Oberdorfs: Das ist seit vielen Jahren das ausschlaggebende Argument, wenn es um die Standortsuche für einen Neubau des Netto-Marktes in der Bahnhofstraße geht. Nun scheint die Gemeindeverwaltung mangels Realisierungschancen ein Stück weit davon abzurücken: Statt einem Standort nahe des bestehenden Marktes wird nun ein Neubau neben dem ehemaligen Möbelparadies anvisiert.
"Unser Hauptziel ist zunächst, den Netto-Markt in Bammental zu halten", betont Holger Karl auf RNZ-Nachfrage. Der aktuelle – längst nicht mehr rentable, weil zu kleine – Markt in der Bahnhofstraße bietet der Handelskette mittelfristig keine Perspektive, ein Neubau dagegen schon. Der Fußläufigkeit wegen, habe man stets einen Standort gegenüber dem aktuellen Netto-Markt favorisiert, so der Rathauschef. "Ein Schlüsselgrundstück hat dort aber den Besitzer gewechselt, die bisherige Konstellation und Planung damit obsolet gemacht."
Gleichzeitig wird gut 500 Meter nördlich ortsauswärts gerade das ehemalige Möbelparadies neu entwickelt. Anfang 2020 hatte das Eschelbronner Unternehmen Möbel-Streib das an der Bundesstraße B 45 gelegene, langgestreckte Gebäude an die "Zapf Projektentwicklung" verkauft. "Der Standort ist einer von zwei Alternativen für einen möglichen neuen Netto-Markt", hatte Karl bereits im April bestätigt.
Da für das dortige Gebäudeensemble nur eine Baugenehmigung zur Nutzung als Möbelhaus vorlag, stellte der Gemeinderat in zurückliegender Sitzung einen Bebauungsplan für den "Gewerbepark Bammental B 45" auf. Bisher steht die Deutsche Post als erster – und noch einziger – Mieter fest, so Zapf-Geschäftsführer Daniel Rappoldt auf Nachfrage. Verhandlungen mit weiteren Interessenten laufen.
Der Gemeinderat stimmte zudem der Entnahme einer rund 2000 Quadratmeter großen, noch "grünen" Freifläche aus dem zuvor 17.300 Quadratmeter umfassenden Bebauungsplan zu. "Diese Fläche will die Gemeinde mit einem Versorger entwickeln, ob und wie sich hier ein Einkaufsmarkt mit Parkplätzen darstellen könnte", erklärte Jürgen Glaser vom Ingenieurbüro IFK. Da die Pläne noch nicht final seien, habe man diese Fläche vom Verfahren zur Umnutzung des Bestandsgebäudes abgetrennt.
Wie geht es weiter mit dem Netto-Neubau? Wann fällt eine Entscheidung, wann wird ein Bebauungsplan aufgestellt, der Bau und der Umzug anvisiert? Das ist alles noch unklar. Es brauche einen Moment, um zu schauen, welche Fläche man benötige sowie ob und wie der Markt ins Gelände passe, betont Rathauschef Karl. Die Gespräche dazu laufen, einige Variablen wie die Themen Stellplätze und Hochwasser seien noch zu klären, so Rappoldt. Die Umsiedlung des Netto bleibt also vorerst eine Geschichte ohne Ende.
Bereits seit 2008 ist ein Neubau geplant. Für die auserkorene Fläche in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Markt – das Grundstück rund um das ehemalige Lagra-Gebäude nahe des Bahnhofs – hatte der Rhein-Neckar-Kreis lange die Baugenehmigung verwehrt. Diese liegt teils im Überschwemmungsgebiet der Elsenz. Der neue Grundstückbesitzer hat nun andere Pläne.
"Genau dass, was wir vermeiden wollten, passiert jetzt", kritisierte Rüdiger Heigl (SPD) das Abrücken von einem unmittelbar angrenzenden Standort zum jetzigen Netto-Markt. Die Fußläufigkeit zum Bahnhof sei ganz wichtig, betonte Fraktionskollegin Andrea Frank. Darauf habe man auch lange und intensiv hingewirkt", betonte Rathauschef Karl. "Aber irgendwann mussten wir erkennen, dass die Umsetzung in Bahnhofsnähe immer schwieriger wird".
13 Jahre mache man an dem Thema schon rum, die Lage am Möbelparadies sei erfolgversprechender, auch was das Wasserrecht angehe. Frank bat um die Einrichtung einer Bushaltestelle, falls der Einkaufsmarkt am Möbelparadies realisiert werde. Rainer Stetzelberger (CDU/BV) fragte derweil, ob die Zapf-Gruppe in ihren eigenen Plänen durch die die Abgrenzung des Teilgebiets nicht massiv eingeschränkt werde. Die Fläche war in der Tat zuvor als Reservefläche für Parkplätze angedacht, erklärte Rappoldt. Man wolle sich dem Wunsch der Gemeinde nach einem Einkaufsmarkt aber nicht verwehren und sei für die Pläne offen, so der Zapf-Geschäftsführer.