Uwe Lahl (3.v.l.) war auf Einladung von Hermino Katzenstein (2.v.l.) an die B 37 gekommen, wo Vertreter der Städte Neckargemünd und Heidelberg sowie der Grünen ihn empfingen. Foto: Moll
Von Christoph Moll
Neckargemünd/Heidelberg. Uwe Lahl war mit einer guten und einer nicht ganz so guten Nachricht von Stuttgart nach Neckargemünd gekommen. Die frohe Botschaft des Ministerialdirektors und stellvertretenden Verkehrsministers: Die Radspur auf der Bundesstraße B 37 zwischen Neckargemünd und Schlierbach kommt trotz aller Corona-Sparmaßnahmen. Die nicht ganz so gute Nachricht für alle Befürworter des Projekts: Es dauert noch. Wohl erst Anfang 2021 wird eine der vier Fahrspuren für Radfahrer reserviert. Ursprünglich sollte es schon an Pfingsten dieses Jahres so weit sein.
Uwe Lahl war auf Einladung des lokalen Grünen-Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein an die B 37 gekommen, der auch die Idee zu dem Verkehrsversuch hatte. "Die Radspur ist eines meiner Herzensprojekte", betonte Katzenstein. Auch Neckargemünds Bürgermeister Frank Volk sprach von einer "Herzensangelegenheit". "Es heißt immer, dass auf dem Abschnitt doch gar keine Radfahrer unterwegs sind", sagte Volk. "Es geht ja bisher auch nicht." Durch die Corona-Pandemie würden mehr Menschen Fahrrad fahren. "Das zeigt, dass die Radspur ein Erfolg wird", meinte er.
Auch Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck ist ein großer Befürworter des Projekts, für das man an einem Strang ziehe: "Radverkehr hat in Heidelberg einen Riesen-Stellenwert", betonte er. "In der Stadt sind wir schon weit gekommen, aber beim Einpendeln noch nicht." Die Radspur wäre ein "Meilenstein". Denn der Bedarf sei offenkundig. Radfahrer hätten bisher zu wenig Platz. Das "Abknabbern" einer Spur sei mehr als gerecht. Daran gehe der Autoverkehr nicht zugrunde. "Es wurde viel darüber diskutiert, welche Neckarseite besser ist", so Odszuck. "Das darf aber nicht dazu führen, dass es am Ende nichts wird."
Uwe Lahl gab Entwarnung: "Alle Signale stehen auf Grün, es kann nichts mehr passieren." Die letzte große Frage sei die Finanzierung. Weil es sich um eine Bundesstraße handelt, ist der Bund zuständig – innerhalb der Bebauung aber ist es die Stadt Heidelberg, auf deren Gemarkung fast die komplette und mit Betonelementen abgetrennte Radspur verlaufen würde. Das Land trage 75 Prozent der Kosten, so Lahl. Da es sich um ein besonders klimafreundliches Projekt handle, würden noch einmal 15 Prozent hinzukommen. Damit werde der Anteil der Stadt Heidelberg von 230.000 Euro an den Gesamtkosten von rund 400.000 Euro mit 90 Prozent gefördert. "Zehn Prozent schafft Heidelberg", meinte Lahl. Ziel sei ein Start "im ersten Quartal 2021".
Der Ministerialdirektor erwähnte fast beiläufig, dass der Verkehrsversuch zwei Jahre dauern soll. Bisher war stets von einem Jahr die Rede. "Menschen sind Gewohnheitstiere – es dauert, bis sie sich umstellen", erklärte Lahl. "Zwei Jahre sind richtig, da wir viel Geld ausgeben." Eine wissenschaftliche Begleitung soll zeigen, ob die Radspur dauerhaft bleibt. Das Vorhaben könne "beispielgebend sein für Baden-Württemberg und sogar Deutschland", so Lahl. "Wenn sich Radler auf einem Weg sicher fühlen, dann nutzen sie ihn", meinte Lahl. Katzenstein erwähnte die Corona-bedingte Haushaltssperre der Stadt Heidelberg, die das Projekt in Gefahr gebracht habe. "Deshalb habe ich noch einmal nach mehr Unterstützung vom Land gefragt."
Auch Bürgermeister Frank Volk freute sich über die Verlängerung auf zwei Jahre: "Wir hoffen, dass die Radspur stark genutzt wird", sagte er und fügte schmunzelnd hinzu: "Nichts hält bekanntlich so lange wie ein Provisorium."