Axel Gerloff ist Leiter Internationale Beziehungen und Studiengangsleiter BWL International Business an der DHBW Mosbach. Foto: zg
Region Mosbach. (schat) Es ist ausnahmsweise nicht das Coronavirus, das die Schlagzeilen bestimmt. Die Geschehnisse rund um die US-Präsidentenwahl rücken aktuell in den Fokus, erst recht nach dem Sturm aufs Kapitol. Eine besondere Beziehung zu den USA hat Prof. Axel Gerloff, Leiter Internationale Beziehungen und Studiengangsleiter BWL International Business an der DHBW Mosbach. In den 1990er-Jahren hat er einen Teil seines Volkswirtschaftsstudiums in Los Angeles absolviert, ist als Gastprofessor unter anderem an der Oregon State University tätig.
Herr Gerloff, Sie haben in den Neunzigern in den USA studiert, sind seit Jahren als Gastprofessor an US-Universitäten engagiert. Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit? Und mit welchem Gefühl?
Ich verfolge die Entwicklungen natürlich mit großer Aufmerksamkeit. Die Abkühlung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA in den vergangenen Jahren habe ich mit großer Sorge beobachtet.
Hat sich Ihr Bild von Amerika in den letzten 30 Jahren verändert?
Nein. Ich schätze die freundliche, offene Art meiner amerikanischen Geschäftspartner und Freunde und vertraue auf die demokratischen Institutionen des Landes. Bedauerlich ist die starke Zunahme des Populismus. Aber das ist leider kein Phänomen, das auf die USA beschränkt ist.
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation nach den Präsidentschaftswahlen und hier besonders die Stürmung des Kapitols ein? Haben die jüngsten Entwicklungen auch volkswirtschaftliche Auswirkungen?
Das Eindringen der Demonstranten in das Kapitol verurteile ich ebenso wie das Bedrängen von deutschen Politikern im Reichstag. Die Demokratie muss wehrhaft sein und ihre Repräsentanten schützen. Im Hinblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des Amtswechsels in den USA warne ich vor übertriebenen Erwartungen. Auch die Wirtschaftspolitik des neuen Präsidenten wird in erster Linie die Interessen Amerikas verfolgen. Joe Bidens Ablehnung der Ostseepipeline Nordstream 2 ist da nur ein Beispiel.