Keine Demo, stattdessen Ausfahrt: Motorradfahrer aus der Region wollten gegen das angedachte Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Motorräder demonstrieren. Foto: Nadine Slaby
Schefflenz/Mosbach. (nak) Angenehme Temperaturen, leere Straßen und das Knattern des Motors. Was das Bikerherz höher schlagen lässt, ist für andere ein ständiges Ärgernis. Die Zweiräder sind besonders Anwohnern beliebter Strecken ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund wird derweil über ein Motorrad-Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen nachgedacht. Dies sorgt für Verärgerung und Wut bei den Bikern.
Bei den Motorradclubs "Fire Hawks" und "Snakebites" aus Schefflenz ist man von dem drohenden Fahrverbot ebenfalls nicht begeistert. Wie in anderen Städten habe man deswegen mit einer Ausfahrt demonstrieren wollen, erklärte Mitglied Thorsten Windisch. Ein Mitglied eines Clubs hatte eine Demofahrt angemeldet und über die sozialen Medien eingeladen. "Wir wollten ganz offiziell zeigen, dass wir gegen das Fahrverbot sind."
Aufgrund der vielen Auflagen musste die Demofahrt jedoch kurzfristig wieder abgesagt werden. Nach Aussagen der Club-Mitglieder hätten sogar Toiletten auf dem Messplatz in Neckarelz aufgestellt werden müssen. Eine Vorgabe, die bei den Club-Verantwortlichen für Verärgerung sorgte. "Man wollte die Demofahrt einfach nicht haben", lautete ihre Meinung.
Das Landratsamt negiert dies allerdings auf RNZ-Anfrage. "Die Versammlungsauflagen für die geplante Motorrad-Demonstration waren in einem für jede Versammlung üblichen Rahmen", so Pressesprecher Jan Egenberger. Aufgrund der angedachten Größe der Versammlung habe es zusätzliche Auflagen im Hinblick auf die Corona-Verordnung gegeben. Beispielsweise das Einzeichnen von Abstandsflächen, die Begrenzung der Teilnehmer sowie das Führen einer Teilnehmerliste. "Das Aufstellen einer Toilette war nicht als Auflage in der Verfügung enthalten", so die Mitteilung des Landratsamtes.
"In allen Großstädten geht es!", ärgerten sich viele Motorradfahrer, die sich am Sportplatz in Oberschefflenz eingefunden hatten. Von einer Absage der Fahrt wussten viele nichts. Auch bei Behörde und Polizei war man sich unsicher. Und so fuhren kurz vor 13 Uhr, dem geplanten Beginn der Demofahrt, auch drei Polizeiautos mit. Ebenfalls vor Ort war ein Rettungswagen sowie Annette Fitz von der Versammlungsbehörde. "Wir waren nicht sicher, ob die Ausfahrt abgesagt wurde, daher haben wir den Polizeieinsatz aufrecht erhalten", erklärte sie.
Am Ende kamen rund 200 Liebhaber der motorisierten Zweiräder zu der nun "privaten Ausfahrt". Die Polizisten machten die Teilnehmer auf die Abstandsregeln aufmerksam und erklärten, dass sie die Versammlung bei Nichtbeachten auflösen müssten.
Derweil diskutierten viele Motorradfahrer das drohende Fahrverbot. Würden die Sonntage ebenso wie die Feiertage für Ausfahrten mit dem Motorrad wegfallen, hieße dies, dass die Maschinen an 64 Tagen im Jahr in der Garage bleiben müssten. "Ich zahle ja aber auch für 365 Tage im Jahr Steuern", argumentierte ein Biker und ein weiterer meinte: "Es kann doch nicht sein, dass man wegen einiger, die zu laute Maschinen fahren, alle Motorradfahrer unter Generalverdacht stellt."
"Sie tragen es mit Fassung", meinte Siegbert Schuch, Leiter des Polizeipostens in Schefflenz, mit Blick auf die Absage der Demofahrt. Die Beamten kontrollierten einige Maschinen, bis auf eine waren aber alle in Ordnung. Das beanstandete (weil: zu laute) Motorrad blieb einsam und verlassen am Sportplatz zurück. "Es ist schon besonders, wenn man mit einer zu lauten Maschine zu einer Demo gegen Fahrverbote kommt, die nur aufgrund eben solcher Maschinen angedacht sind", wunderte sich Schuch.
Sein Fazit: Die rund 200 Biker fuhren eine "ruhige, friedliche Tour".
Update: Montag, 27. Juli 2020, 13.51 Uhr