Jürgen Schmidt bringt zu Ende, was Walter Hartmann von der gleichnamigen Limbacher Firma begonnen hat: Der Nestkorb für Störche wird auf einen 14 Meter hohen Mast gesetzt. Neue Nester gibt es nun in Obrigheim, Neckarkatzenbach und Schefflenz. Foto: Thomas Kottal
Von Stephanie Kern
Obrigheim/Neckarkatzenbach/Schefflenz. Man könnte ihn als Storch-Schützer bezeichnen. Klaus Junker engagiert sich seit Jahren im Nabu in Mosbach. Im Jahr 2019 erfüllte er (sich) einen großen Wunsch: Auf einer höher gelegenen Weide des Steinbruchhofs der Familie Lintz-Raudenbusch wurden zwei Masten mit Storchennestern aufgestellt. Und tatsächlich wurde es von einem Storchenpaar besetzt. Nun hat der Nabu rund um Klaus Junker nachgelegt und drei weitere Storchennester montiert.
"Die Grundidee war: Wir hatten sehr viele interessierte Storchenpaare, die von dem bereits ansässigen Paar sehr aggressiv vertrieben wurden", erklärt Junker. Der Nabu Mosbach möchte aber die Weißstorchenpopulation im Neckar-Odenwald-Kreis stabilisieren und vergrößern. So entstand der Gedanke, ebenfalls im Neckarvorland, aber weit genug vom besetzten Nest entfernt, ein weiteres Nest zu errichten. Der Heinrichhof Obrigheim erlaubte den Aufbau eines weiteren Masten auf einer abgezäunten Weide in der Nähe des Viehstalls. Wieder wurde die Mastaufstellung von der Firma Walter Hartmann ausgeführt und wieder als Spende für den Nabu. Doch für den Hubsteiger war der Boden zu nass. Aber Klaus Junker streckte seine Fühler auf, denn das von der Firma Hartmann gefertigte Nest muss frühzeitig auf den Mast gesetzt werden. "Wir haben dann die Firma Jürgen Schmidt dafür gewinnen können, die das ebenfalls sehr kulant als Spende übernimmt", berichtet Junker.
In Neckarkatzenbach gab es schon im Frühjahr 2020 einen ersten Versuch zur Ansiedlung eines Storchenpaares durch die Nabu-Mitglieder Michaela und Mario Hackel aus Neckarkatzenbach mit Unterstützung des Neunkirchener Bürgermeistes Bernhard Knörzer. Es wurde auf einer Scheune des Landwirts Wolfgang Leßle ein Storchennest in Form eines Dachreiters gesetzt. Ein Storchenpaar schien Gefallen am Nest zu finden, aber gab den Standort bald wieder auf. "Die Scheune war etwas zu niedrig, es gab Marder in der Scheune und eng an der Scheunenmauer stand ein Baum, der eventuell Katzen und Waschbären einen Zugang zum Nest ermöglicht", erklärt Klaus Junker.
So entstand die Idee, einen 14 Meter hohen Mast mit großem Nestkorb aufzustellen. Auch hier engagierte sich Walter Hartmann. "Ich mache das der Umwelt zuliebe", sagt der Unternehmer aus Limbach. Die Konstruktion der Körbe habe wieder etwas Tüftelei erfordert. "Aber da haben meine Mitarbeiter sich schon was einfallen lassen", so Hartmann. "Es ist doch schön, wenn man mit den Enkeln zum Storchennest spazieren kann und ihnen sagen kann, dass man diese Tiere mit angelockt hat. Wer weiß, vielleicht wird der Neckar-Odenwald-Kreis noch ein Storchenparadies."
Ein geeigneter Platz fand sich auf einer höher gelegenen Weide mit Blick ins Neckartal, wieder bei Wolfgang Leßle. Bei sehr feuchtem Boden konnte zuerst nur der Mast gestellt werden, um später mit dem kettengetriebenen Hubsteiger von Jürgen Schmidt noch das Nest aufzumontieren. Die Finanzierung übernahm der Landschaftserhaltungsverband Neckar-Odenwald-Kreis. "Wir sind Bernhard Knörzer, Landwirt Wolfgang Leßle, den ausführenden Firmen sowie dem Landschaftserhaltungsverband sehr dankbar", betont Klaus Junker. "Wenn jetzt noch ein Storchenpaar hierher findet und brütet, wäre der Erfolg perfekt."
Auf einen solchen Erfolg hoffen Klaus Junker und sein Nabu-Nachbar Christian Thumfahrt vom Nabu Seckach- und Schefflenztal auch in Mittelschefflenz. Im Gewann Hohenweiden steht seit etlichen Jahren ein Storchenmast des Nabu, der aber nie angenommen wurde. Jetzt wurde dort die inzwischen ungeeignete Nistplattform durch einen größeren Nestkorb aus verzinktem Metall in gleicher Bauart wie die in Obrigheim und Neckarkatzenbach ersetzt. Gebaut hat das Nest mit ca. 1,40 Metern Durchmesser das Nabu-Mitglied Jörg Winkler. Aufgesetzt wurde es wieder von Jürgen Schmidt.
Auch für Jürgen Schmidt war die (gespendete) Amtshilfe eine Selbstverständlichkeit. "Das habe ich gerne gemacht", sagte er nach getaner Arbeit. Auch die Familie Heinrich vom gleichnamigen Hof zeigte sich gegenüber der Neuanlage eines Nests aufgeschlossen. "Man muss natürlich sehr gut abwägen. Aber ich denke, auf der Weide wird das Nest eher nicht stören", meint Landwirt Jürgen Heinrich.
An die drei neuen Storchennester knüpfen sich hohe Erwartungen: "Sollten sie in diesem oder dem nächsten Jahr beflogen werden, wäre ein großer Schritt für die kreisweite Ansiedlung des in der Bevölkerung beliebten Weißstorchs getan", ist Klaus Junker überzeugt. Neue Neststandorte hat er aber auch schon wieder im Blick ...