Besonders die Zahl der genesenen Corona-Infizierten ist in den letzten Tagen angestiegen.
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Das Coronavirus beschäftigt das Gesundheitsamt des Landratsamtes im Neckar-Odenwald-Kreis weiterhin. Gesundheitsamtsleiterin Dr. Martina Teinert beantwortet im RNZ-Interview Fragen zur Erweiterung der Teststrategie.
Gibt es eigentlich einheitliche Vorgaben darüber, wer auf das Coronavirus getestet werden soll?
Ja, das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt eine labordiagnostische Untersuchung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, beispielsweise das Vorliegen typischer Symptome jeder Schwere und Kontakt zu einem laborbestätigtem Covid-19-Fall in den 14 Tagen vor Erkrankungsbeginn. Oder aber auch bei Symptomen jeder Schwere ohne Kontakt zu einem bestätigten Fall, insbesondere dann, wenn der Patient im medizinischen Bereich arbeitet oder einer Risikogruppe angehört. Es gibt hier also inzwischen einen ganzen Katalog, und das RKI bietet deshalb für ärztliches Personal entsprechende Leitfäden. Zusätzlich gibt es seit dieser Woche eine neue Teststrategie des Landes, die über die RKI-Empfehlungen teilweise hinausgeht.
"Tests gezielt einsetzen"Werden den Kreisen (zahlenmäßige) Kapazitäten zugeordnet?
Nein, es entscheidet immer ein Arzt, ob die notwendigen Kriterien erfüllt sind. Erfreulicherweise wurden die Testkapazitäten in den vergangenen Wochen stark ausgebaut. In Baden-Württemberg sind zurzeit rund 16.600 Tests pro Tag möglich. Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass jetzt einfach jeder getestet wird. Denn die vorhandenen Kapazitäten müssen für gezielte Testungen verwendet und natürlich auch finanziert werden.
Wie viele Tests laufen wöchentlich im Neckar-Odenwald-Kreis?
Die Anzahl der durchgeführten Tests wird im Gesundheitsamt nicht zentral erfasst. Allerdings ist die Anzahl der Tests – sowohl der negativen wie auch der positiven – wichtig, um zu erkennen, ob ein Anstieg der Fallzahlen auf vermehrtes Testen zurückgeführt werden kann oder ob tatsächlich mehr Fälle auftreten. Deshalb führt das RKI die Daten von Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen und klinischen und ambulanten Laboren zusammen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach davon, die Tests bzw. die Zahl der Testungen auszuweiten. Hat das Gesundheitsamt dafür überhaupt noch Kapazitäten?
Das Gesundheitsamt testet in der Regel nicht selbst, sondern die Tests werden von der Kassenärztlichen Vereinigung in der zentralen Abstrichstelle in Waldhausen vorgenommen, genauso wie in Hausarztpraxen und natürlich an den Kliniken im Landkreis. Das Gesundheitsamt selbst hat auch Testkapazitäten, diese werden aber ganz gezielt für bestimmte epidemiologische Fragestellungen eingesetzt. Wir brauchen diese Kapazitäten, um beispielsweise bei Ausbrüchen in Pflegeheimen einzugreifen und so sehr schnell Klarheit über das Infektionsgeschehen zu bekommen. Das hat bisher auch ganz gut geklappt.
Die positiven Testergebnisse laufen dann aber natürlich bei uns zusammen. Sollten die Testungen deutlich ausgeweitet werden, was ja nun die Strategie des Landes ist, werden wir natürlich auch im Gesundheitsamt die Kapazitäten bedarfsorientiert anpassen. Das ist aus meiner Sicht auch sehr sinnvoll, denn gezielt eingesetzte, aber dann umfassende Tests sind aus meiner Sicht ein wirksames Mittel, um die Epidemie im Griff zu behalten.
Was ist denn entscheidend, damit diese erweiterte Teststrategie funktioniert?
Ganz entscheidend ist, dass die Patienten dem Gesundheitsamt die Wahrheit sagen und nach wie vor alle Kontaktpersonen vollständig angeben. Wir hatten leider schon Fälle, wo das nicht so war. Wer Kontaktpersonen verschweigt, riskiert weitere Infektionen und Todesfälle in der Familie und im Kollegenkreis, also bei Menschen, auf die er womöglich gerade Rücksicht nehmen möchte. Und er erhöht die Gefahr einer weiteren Infektionswelle – mit allen Folgen für unser tägliches Leben, für die Wirtschaft und für die Arbeitsplätze.
Eine ganz praktische Frage: Was wird denn bei einem Test auf das Coronavirus alles erfasst?
Es werden die üblichen Daten erfasst wie bei jedem Arztbesuch auch. Und diese Daten werden natürlich genauso gut geschützt.