An den Weihnachtsfeiertagen haben viele Menschen die Möglichkeit vermisst, in der Stiftskirche die Messe zu feiern. Bald finden wieder Präsenzgottesdienste statt. Foto: Noemi Girgla
Von Caspar Oesterreich
Neckar-Odenwald-Kreis. Weihnachten ohne Präsenzgottesdienste: Für viele Gemeindemitglieder sei das nicht einfach gewesen, berichten sowohl Folkhard Krall, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Mosbach, sowie Johannes Balbach, Dekan des katholischen Dekanats Mosbach-Buchen, im Gespräch mit der RNZ. Da die Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile unter einen Wert von 200 gefallen ist, wollen beide nun wieder zu Gottesdiensten in die Kirchen einladen.
"Nicht nur die Gemeindemitglieder haben die Präsenzgottesdienste über die Weihnachtstage vermisst. Auch mir als Priester sowie den anderen Verantwortlichen in den zehn Seelsorgeeinheiten des Dekanats ging das so", betont Balbach. Die Entscheidung zur Absage der Messen sei ihm nicht leicht gefallen, aufgrund der hohen Fallzahlen im Dezember aber nötig gewesen. "Zwar haben das einige bedauert. Mich erreichten jedoch auch viele positive Rückmeldungen aus den Gemeinden, dass die Absagen richtig und konsequent waren." Schließlich gehe es um die Gesundheit aller.
Um eine einheitliche Entscheidung treffen zu können, wie es nun weiter geht, habe er eine Umfrage unter allen Seelsorgeeinheiten gestartet. "Mit dem Ergebnis, dass wir ab dem kommenden Montag, 11. Januar, wieder Messen feiern werden", erklärt der katholische Dekan. Allein die Seelsorgeeinheit Hardheim-Höpfingen im Madonnenland werde noch nicht zu Präsenzgottesdiensten einladen. Wann dort in der Kirche wieder gefeiert werden wird, "kann ich heute noch nicht sagen", so Balbach.
Für alle Präsenzgottesdienste würden wie bisher die Abstandsregeln gelten, außerdem das Verbot von Gesangsbeiträgen sowie eine begrenzte Teilnehmerzahl. "Anmeldungen sind über die Webseiten der Seelsorgeeinheiten sowie telefonisch über die einzelnen Pfarrbüros möglich", sagt der katholische Dekan. Auf diesem Wege würde auch über die andern Möglichkeiten zum Feiern der Gottesdienste informiert.
Die katholische Seelsorgeeinheit Elztal-Limbach-Fahrenbach beispielsweise überträgt am Wochenende die Messfeiern per Livestream unter kath-elf.de/live. Am heutigen Samstag wird ab 18.30 Uhr aus Auerbach gesendet, am morgigen Sonntag ab 10.15 Uhr aus Fahrenbach sowie ab 11.30 Uhr aus Trienz, dann mit der Möglichkeit zum Kommunionempfang.
Pfarrer Stefan Rencsik von der katholische Pfarrgemeinde Mosbach-Elz-Neckar begrüßt die Entscheidung seines Dekans: Präsenzgottesdienste seien wichtig, die Gemeinschaft gebe den Menschen in dieser schwierigen Zeit Halt. "Wenn wir mit Rationalität alle Dinge lösen wollen und auf Gottesdienste verzichten, ist das ein schlechtes Signal für die Gesellschaft. Wir dürfen Gott nicht in die Ecke schieben, er muss unter uns sein", macht Rencsik deutlich.
Präsenzgottesdienste seinen wichtig, betont auch der evangelische Dekan Folkhard Krall, "weil sie den Menschen Kraft und Geborgenheit geben". Die Erfahrung über die Feiertage sei für viele Menschen bedrückend gewesen. Im Kontakt mit den Gemeindemitgliedern, die über Weihnachten zum privaten Gebet in die Kirchen gekommen waren, habe er gemerkt, "dass viele den Wunsch nach Gemeinschaft haben". Andererseits sei das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus immer noch sehr hoch.
Beide Aspekte gelte es zu berücksichtigen, so Krall. In Gesprächen mit den Pfarrern der einzelnen Gemeinden in seinem Bezirk habe er "sehr deutlich gemacht, in welcher Verantwortung wir stehen". Jede einzelne Gemeinde werde deshalb für sich entscheiden, ob und wann wieder Gottesdienste in den Kirchen stattfinden sollen. "Nach aktuellem Stand – daran kann sich natürlich kurzfristig auch noch etwas ändern – werden wir ab Sonntag, 17. Januar, wieder mit Präsenzgottesdiensten beginnen. Natürlich unter Beachtung der bewährten Hygienekonzepte." Darüber hinaus gebe es weiterhin vielfältige Angebote von Livestreams. "Auch bereiten wir schriftliche Vorlagen vor, so dass die Gottesdienste auch zu Hause gefeiert werden können."
So lädt die Stiftsgemeinde am Sonntag zu einem Video-Gottesdienst mit Weihnachtsliedern des Kammerchors und Pfarrerin Stefanie vom Hoff ein. Das Video ist unter evang-stiftsgemeinde-mosbach.de zu sehen. Und auch die Kirchengemeinden Neunkirchen, Neckarkatzenbach, Aglasterhausen, Breitenbronn und Daudenzell informieren auf ihren Internetseiten über das Angebot der Onlinegottesdienste. Pfarrerin Angelika Schmidt von der evangelischen Kirchengemeinden Michelbach und Unterschwarzach wird am heutigen Samstag, 20 Uhr, auf dem YouTube-Kanal ihrer Gemeinde unter dem Titel "Niemand soll vergessen sein" an die Bedeutung der Hirten in der Weihnachtsgeschichte erinnern. Ebenso kann der Gottesdienste auf der Webseite kirchenzentrum-unterschwarzach.de/gottesdienste mitverfolgt werden.
Im Gebetszentrum Ahmadiyya Muslim Jamaat wurden bisher keine Gottesdienste abgesagt, wie Imam Aftab Aslam auf RNZ-Anfrage erklärte. Die Gemeinde bestehe lediglich aus 60 Mitgliedern. "Jedoch finden unsere Gebete im kleineren Rahmen statt, die Räume sind aktuell nur für die Männer geöffnet", erklärte er. Man achte strickt auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln und nur wenn ausreichend Platz sei, könnten auch Frauen und Kinder zu den Gebeten kommen. Der Türkisch-Islamische Kulturverein Moschee Mosbach sowie der Dachverband DITIB waren trotz mehrmaliger Versuche nicht zu erreichen.