„Enorm“ findet DRK-Kreisverbandsgeschäftsführer Steffen Blaschek, was gerade auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des DRK Mosbach in den vergangenen Wochen geleistet haben – fast 8000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit! Archivfoto: Rüdiger Busch
Von Stephanie Kern
Mosbach/Buchen. Eigentlich – und da hat Gerhard Lauth recht – lädt man erst zu einem Pressegespräch ein, "wenn’s überstanden ist". Doch davon könne bei der Corona-Pandemie keine Rede sein. "Heute wollen wir aber aus DRK-Sicht eine Zwischenbilanz ziehen", sagte der Präsident des DRK-Kreisverbands Mosbach in der Runde, zu der auch Geschäftsführer Steffen Blaschek, Rettungsdienstleiter Michael Kiefner und Kreisbereitschaftsleiter Urban Fuchs eingeladen waren.
Gleich mehrere Themen hatten sich Lauth und Blaschek vorgenommen: neben dem Umgang mit dem Coronavirus auch das Projekt "Mobile Retter" sowie die Übernahme des Rettungsdiensts in Buchen. "Und wir möchten gerne die Gelegenheit nutzen, an die Menschen zu appellieren. Wir müssen vorsichtig bleiben und Abstand halten. Denn die Pandemie ist noch nicht vorbei", sagte Lauth eingangs. Jeder habe während der Hochphase der Pandemie sein Maximum geleistet. "Hut ab und danke dafür", so der Präsident.
Insgesamt wurden während der Pandemie schon 7930 ehrenamtliche Stunden geleistet. "Enorm", lautete Steffen Blascheks Urteil angesichts dieser Zahl. Enorm ist auch das, was Michael Kiefner zu berichten hatte, denn während der Corona-Hochphase gab es im Rettungsdienst so wenige Einsätze wie seit zehn Jahren nicht. Aber das bedeute nicht, dass man mehr Zeit gehabt habe. "Die Übergabezeiten in den Kliniken haben sich deutlich verlängert", erklärte Kiefner. Und viele Menschen suchten Rat (und Hilfe) bei der Rettungsleitstelle – auch mit ganz alltäglichen Problemen.
Ein Thema, das gleich zu Beginn der Pandemie große Bedeutung hatte, war die Ausrüstung mit Schutzmaterial. Urban Fuchs, der "Herr aller Ehrenamtlichen" (Blaschek) berichtete über die Beschaffung von Masken und Schutzkleidung. "Das haben wir zentral übernommen, das Material zum Teil auch selbst abgeholt – und dann hier im Kreis an Ärzte oder andere medizinische Einrichtungen weiterverkauft." Die Arbeit in diesem Bereich habe sich ausgezahlt: Man sei immer noch gut ausgestattet und könnte auch noch Schutzkleidung zur Verfügung stellen.
Steffen Blaschek wollte die gute Koordination im Neckar-Odenwald-Kreis nicht unerwähnt lassen. "Es gab eine tägliche Telefonkonferenz mit dem Landratsamt, den Kliniken der Polizei und uns, in der akute Probleme besprochen wurden und andere Dinge vorbereitet werden konnten." Auch er gemahnte zu Achtsamkeit: "Es wird immer von einer zweiten Welle gesprochen; ich denke, wir sind noch mitten in der ersten." Es gelte, die AHA-Regeln einzuhalten. "Wir haben die Hochphase von Corona als Lernende gut gemeistert. Die Bevölkerung kann sicher sein. Aber wir wollen nicht noch einmal zeigen müssen, was wir können", so Lauths eindringliche Warnung.
Auch das Thema "mobile Retter" ist den DRK-Verantwortlichen wichtig. "Die Pilotphase wird zum 30. September beendet. Unser Fazit: Es macht Sinn, das als einen Baustein unserer Notfallrettung weiterzuführen", meinte Gerhard Lauth. Dafür werden dem DRK-Kreisverband Kosten in Höhe von 20.000 Euro entstehen – davon werden allerdings nicht die 256 (ehrenamtlichen) Helfer, sondern das System im Hintergrund bezahlt. Das Prinzip: Wird der Rettungsleitstelle ein Notfall gemeldet, alarmiert diese die Helfer vor Ort und die hauptamtlichen Rettungskräfte. Über eine App werden zusätzlich medizinisch vorgebildete, ehrenamtliche Retter alarmiert, die sich gerade in der Nähe aufhalten. So habe man die Einsatzzeit auf durchschnittlich vier Minuten senken können, erklärte Michael Kiefner. "Es ist ein weiteres Bindeglied, bis die Rettungskräfte eintreffen", so Kiefner. Finanziert wird das Projekt im kommenden Jahr aus DRK-Mitteln – wobei man auf Spenden hofft. Auch weitere freiwillige mobile Retter werden gesucht.
Positiv fällt auch die Zwischenbilanz zur Übernahme des Rettungsdiensts in Buchen aus. Aus technischer Sicht müsse zwar noch etwas Geld in die Hand genommen – sprich: Fahrzeuge ersetzt – werden, die große Befürchtung habe sich aber nicht bewahrheitet. "Nämlich, dass die Chemie nicht stimmt", wie es Gerhard Lauth ausdrückte. "Es gab und gibt keine Probleme, wir sind schnell zusammengewachsen, und die Leute sind hoch motiviert", lobte der Präsident den Schritt und die Umsetzung.
Nacharbeitsbedarf gibt es noch beim Personal. Denn in Buchen müssen oft Leiharbeiter Dienste übernehmen. "Das ist teuer", sagte Lauth. Man arbeite aber daran, eigenes Personal anzustellen und werde auch bis Ende des Jahres acht von 16 offenen Stellen besetzen. Deshalb werde aktuell auch über Bedarf ausgebildet – um auch sicher neue Kräfte gewinnen zu können.
"Wir haben noch ein bisschen was zu tun, wir setzen aber auch schnell um", meinte Steffen Blaschek. Zu tun sei etwa noch was bei der Unterbringung des Fahrers des Notarztwagens in Buchen. Schon getan wurde auch etwas: Wochentags sind nun fünf (statt vier) Krankentransportwagen unterwegs, fünf Fahrzeuge wurden ersetzt, und aktuell wird die Rettungswache in Buchen ertüchtigt. "Wir haben den Standort Buchen gestärkt", bilanzierte Steffen Blaschek – auch wenn das Gegenteil befürchtet worden war.