Oberbürgermeister Michael Jann erörterte beim Neujahrsempfang - stimmig in Szene gesetzt - das Thema Digitalisierung. Fotos: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. "So ist es im Leben: Die einen gehen, die anderen kommen." Nein, damit fasste Oberbürgermeister Michael Jann beim Neujahrsempfang der Großen Kreisstadt am Sonntagmorgen nicht den Lauf der Welt im Allgemeinen und den von Mosbach im Besonderen zusammen. Es ging schlicht um die Reihenfolge auf der Bühne der Alten Mälzerei.
Rhythmusstark und mit farbenprächtigen Stimmen sorgten die "HarmoNixen" für entspannte Mitwipp-Momente bei den rund 300 Gästen. Dirigiert von Stefan Golea und am Flügel begleitet von Friedemann Buhl, gelang es dem analogen Chor im Nu, die Ohren und Herzen der Zuhörer zu erobern. In der Neujahrsansprache des Schultes bildete dagegen die digitale Zukunftsmusik einen unüberhörbaren Schwerpunkt, zu dem sich die traditionellen Rück- und Ausblicke gesellten. Ebenfalls traditionell übergab Friedbert Englert als Obermeister der Bäcker-Innung Mosbach eine riesige Neujahrsbrezel. Das "beliebte Genussmittel" soll Glück bringen und steht als Symbol für die Gemeinschaft.
Die beiden Brände in der Silvesternacht (in Neckarelz und Haßmersheim) nahm OB Jann zum Anlass, allen Ehrenamtlichen ein dickes Dankeschön zu sagen. Ohne deren Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr, in Gremien, Vereinen, Kirchen, Gruppen und Verbänden, in Schulen und Kindergärten oder sonstigen Institutionen könne "unser gesellschaftliches Miteinander überhaupt nicht funktionieren". Apropos funktionieren: Seine "Feuertaufe" habe das neue Gastro-Team der Alten Mälzerei schon längst bestanden, auch wenn dies der erste Neujahrsempfang ohne die bewährte Pächterfamilie Emig sei.
"Die Digitalisierung ist da, und sie geht nicht mehr weg." Mit dieser Diagnose des Zukunftsradars wechselte Jann zum Thema "digitale Transformation." Mosbach ist eine von 50 vom Land geförderten "digitalen Zukunftskommunen". "Und ein Volltreffer wäre es, wenn wir aus dem Pool am Ende zu den vom Land ausgewählten drei Kommunen zählen würden, die eine zusätzliche Umsetzungsförderung für ein konkretes Projekt erhalten würde."
In diesem Kontext stehe auch die Berufung von Michael Ferch zum kommunalen Digitalisierungsbeauftragten. In der Folge stattete man den Gemeinderat mit Tablets aus, stapelweise ausgedruckte Sitzungsunterlagen sind bald passé. Zudem gebe es ein flächendeckendes kostenloses City-WLAN. Für den Laien ein wenig schwieriger zu verstehen war da die nächste Projektebene: "Als wichtiges neues Themenfeld haben wir die Einführung eines Dokumenten-Managementsystems zur elektronischen Aktenführung identifiziert", so Jann. Eine solche Lösung stelle das A und O für zukünftige Online-Dienstleistungen dar, die medienbruchfrei abgewickelt werden sollen. Genauso wichtig sei natürlich auch ein umfangreicher Relaunch der städtischen Internetaktivitäten, befand der Oberbürgermeister.
Nicht nur um den Breitbandausbau, sondern auch um eine thematische Bandbreite ging es Jann im Rückblick auf die 2019 auslaufende Wahlperiode des aktuellen Gemeinderats. Da ging es, nach Jahren und Stichworten sortiert, um Inklusion und "Flüchtlingskrise mit nachfolgender Integration", um den Abbau des Sanierungsstaus sowie um Bildungs- und Hochschulbelange. Am 26. Mai stehe ein "Superwahlsonntag" ins Haus. Da werde nicht nur der neue Gemeinderat gewählt - erstmals nicht im Modus der "unechten Teilortswahl". Zudem stünden die Urnen für die Europa- und Kreistagswahl bereit.
Die Pflege der kommunalen Infrastruktur in all ihren Details, auch darum ging es ausführlich in der Neujahrsansprache. Trotz einer ausgeprägten Bau-, Renovierungs- und Sanierungstätigkeit seien im Haushalt 2019 keine Abgabenerhöhungen vorgesehen, beruhigte Jann.
"Da schulische Themen immer sehr emotional besetzt sind", sei der Ausgang in der Frage der beiden Werkrealschulen (Lohrtalschule und Müller-Guttenbrunn-Schule) noch offen. Es gehe darum, ein für beide Seiten tragfähiges Schulkonzept zu entwickeln, betonte der OB. Intensiv beschäftigen werde man sich zudem mit der Frage, wie es mit dem Pfalzgrafenstift weitergehen soll. Hier werde sich der "Runde Tisch" ausgiebig mit den aus dem Interessenbekundungsverfahren hervorgegangenen Konzepten möglicher Investoren beschäftigen müssen.
Mit zwei "Alleinstellungsmerkmalen" endete die Neujahrsansprache. Einerseits betonte Michael Jann den "engen Schulterschluss" der Stadt mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Als "wahren Glücksfall" habe sich die Konversion der Neckartalkaserne erwiesen. Dort richte nach dem Abfallbeseitiger Inast und dem "Trainingscenter Retten & Helfen" (TCRH) nun die Polizei ein spezielles Trainingszentrum für "lebensbedrohliche Einsatzlagen" ein. Mit Henry Ford wollte der Oberbürgermeister bei seinem Neujahrswunsch nicht auf die Bremse stehen, sondern er wünschte allen "ein PS-starkes Jahr".
Ganz analog überreichte dagegen Innungsobermeister Friedbert Englert die Neujahrsbrezel. Fotos: Lahr