Die von Boris Cotar (r.), Georg (l.) und Simone Heitz (3.v.l.) und der Gemeinde Aglasterhausen mit Bürgermeisterin Sabine Schweiger (2.v.r.) organisierte 10. KlimaMesse hatte zum Auftakt mit Minister Untersteller (3.v.r.), und Landrat Dr. Brötel (2.v.l.) prominente Gäste. Foto: Kühnle
Von Bernd Kühnle
Aglasterhausen. Schon die Gestaltung des Vorraums in der Festhalle in Aglasterhausen mit Elektroautos verschiedener Autohersteller zeigte, dass der Gedanke, die individuelle Mobilität umweltfreundlich zu gestalten, mittlerweile auch in breiteren Kreisen angekommen ist. "Wenn genügend positive Anreize gesetzt würden, im Sinne des Umweltschutzes tätig zu werden, könnten wir sicher durchschlagende Erfolge erzielen", war sich Bürgermeisterin Sabine Schweiger in ihrer Begrüßungsrede zur zehnten "KlimaMesse" am Freitagabend sicher.
Dabei schilderte sie praktikable Beispiele, wie Möglichkeiten geschaffen werden können, den hohen Zielen des Umweltschutzes den Mantel des Belehrenden herunterzureißen und heiter-spielerische Akzente zu setzen. Hierfür sei gerade die KlimaMesse der geeignete Ort. Simone Heitz, die mit ihrem Team in Kooperation mit der Gemeinde Aglasterhausen und dem Klimaschutzmanager des Kreises, Sebastian Randig, die Ausstellung vorbereitet hatte, hieß neben dem Hauptredner des Abends, Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, auch zahlreiche Gäste aus Politik und Wirtschaft willkommen und dankte allen an der Organisation Beteiligten für ihr Engagement.
Landrat Dr. Achim Brötel hieß den Minister ebenso willkommen und präsentierte gleich das "hochinnovative Konzept der restmüllarmen Abfallwirtschaft" als beispielhaft für die Förderung des Umweltschutzes. Danach ließ er die Geschichte der Messe Revue passieren und zollte den Organisatoren der Messe um Simone und Georg Heitz sowie Boris Cotar sein besonderes Lob für ihre gemeinschaftsdienliche Tätigkeit. Dabei bezog er auch Sabine Schweiger als Vertreterin der gastgebenden Gemeinde und Christine Denz ein, die jahrelang den Umweltschutzgedanken in der Region gefördert habe. Nachdem er betont hatte, dass sich der NOK "schon deutlich früher als andere auf den Weg zum Null-Emmissions-Landkreis gemacht hat", ordnete er die eingeleiteten Maßnahmen in ein umfassendes Konzept, das endlich den Raubbau an der Natur beenden solle.
Minister Untersteller überbrachte die Grüße von Ministerpräsident Kretschmann und bedauerte mit Blick auf den zurückliegenden Wahlkampf, dass hier das Thema "Klimaschutz und Klimapolitik" unerwähnt geblieben war. Die weltweiten Katastrophen dieses Jahres seien "nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was auf die Menschheit zukommt", wenn nicht konsequent gehandelt werde. Wir seien "die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spürt und die letzte, die ein unkontrollierbares Ansteigen der Temperatur noch verhindern kann".
Er dankte den Organisatoren der Messe, die beispielhaft sei für die Umsetzung der Agenda der UN-Konferenz von Rio 1992, in der "global denken, lokal handeln" gefordert wurde. Seinen Besuch wertete er als "Eulen nach Athen tragen", denn hier sei das Engagement derart gut ausgeprägt, dass man sich deutlich weniger Sorgen um den Klimawandel machen müsste, wenn andernorts ähnlich nachhaltig gehandelt würde.
Danach ging er auf Hilfsangebote seitens der Politik in Baden-Württemberg ein, die u. a. mit der Schaffung eines Netzwerkes von regionalen Kompetenzstellen für Energieeffizienz Unternehmen beratend zur Seite stehe. Mit Blick auf die Klimapolitik in Deutschland und Baden-Württemberg forderte er eine weitgehende "Dekarbonisierung" des Energiesystems, die mit einer spürbaren Preiserhöhung von fünf auf 30 Cent pro ausgestoßener Tonne CO2 einzuleiten sei. Auch müsse dringend ein "vernünftiges Gebäudeenergie-Gesetz" geschaffen werden, das fossile Rohstoffe verteuert und klimafreundliche Energieträger steuerlich entlastet, um Anreize für Gebäudesanierungen zu setzen.
In einem "Blick über den Tellerrand" stellte der Minister Initiativen Baden-Württembergs bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Bonn vor und kommentierte weltweit tätige Initiativen. Hier freute er sich besonders, dass auch in den USA unterhalb der bundesstaatlichen Ebene ein "gegenteiliger Trump-Effekt" entstehe, was sich u. a. darin zeige, dass Kalifornien mit Baden-Württemberg die Klimaallianz "Under2MOU" geschaffen habe, der mittlerweile 180 Städte und Regionen aus 38 Ländern angehörten. Diese hätten sich verpflichtet, die CO2-Emissionen auf unter zwei Tonnen pro Einwohner und Jahr zu senken, um zur Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles beizutragen.
In der abschließenden Fragerunde informierten sich die interessierten Besucher noch über die Themen Massentierhaltung, Fleischkonsum und die geplante Ökosteuerreform und kommentierten die Windkraftunterstützung kritisch.