Sie hoffen auf den "Schneeballeffekt" und touren zum Start ihres Films "Laible und Frisch - Do goht dr Doig" durch 40 Kinos im ganzen Südwesten. Am Freitag machten Drehbuchautor Sebastian Feld (Mütze) und Schauspieler Simon Licht Station in der Kinostar-Filmwelt in Neckarelz. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach-Neckarelz. "Wir wollten einen Film, der auch für Laible-und-Frisch-Unbeleckte sehbar ist", erklärte Drehbuchautor Sebastian Feld am Freitagabend in der Neckarelzer "Kinostar Filmwelt" den überraschten Premierengästen. Zusammen mit Schauspieler Simon Licht, der einen der beiden Titelhelden aus "Do goht dr Doig" mimt, besuchte der Filmexperte die Basis, um zu erfahren, wie die aktuelle Komödie vor Ort ankomme.
Rundum positiv, wie die lockere Gesprächsrunde im Kino schnell ergab. Und das sogar in Nordbaden! Ob der erfreuten Fans musste der Schauspieler sogar einige nicht vorhandene Autogrammkarten aus dem Ärmel zaubern bzw. improvisieren.
Bereits auf zwei erfolgreiche Staffeln im SWR-Fernsehen blickt das streiterprobte Bäckerpaar "Laible und Frisch" zurück. Bis zu 900.000 Zuschauer erlebten dabei, wie Tradition und Moderne gegeneinander antreten - im Kampf um die beste Brezel bzw. die Gunst der Kunden von Schafferdingen. Der nicht ganz ernst in Szene gesetzte Kampf David gegen Goliath faszinierte auch schon in Form von reichlich ausverkauften Theaterabenden in Stuttgart und Heilbronn.
Nun also Vorhang auf für die Film-Premiere. Der gelangweilten Idylle einer ländlichen Radarkontrolle folgt ein richtiger Kracher, der zeigt, was alles in einer Vespa Ape steckt. Bäckermeister Walther Laible, dargestellt von Winfried Wagner, hat es eilig, nach Hause zu kommen, denn er wittert - ganz zu Recht - Verrat. Während er sich in der Kur erholen sollte, haben Frau und Sohn die verschuldete Bäckerei verkauft - und zwar ausgerechnet an seinen größten Konkurrenten, den allzu smarten Industriebäcker Manfred Frisch (Simon Licht).
Dass die Filmemacher dabei nicht in Schwarz-Weiß-Denken verfallen sind, betonte Drehbuchautor Sebastian Feld: "Wir haben uns im Vorfeld bei vielen kleinen und großen Bäckereien umgeschaut. Die Gleichungen ‚Groß = böse’ und ‚Klein = gut’ stimmen so aber nicht." Auch kleine Bäckereien arbeiteten oft mit den gleichen Instrumenten wie die großen.
Jenseits der Bäcker-Story habe der Film aber noch eine viel grundlegendere Thematik. Er solle die Schwaben so ins Kino bringen, wie sie tatsächlich seien: "Pfiffig und neuzeitlich", erklärte der Drehbuchautor, dem die bisherigen Schwaben-Filme entweder zu altbacken oder zu blöd erscheinen. "Der Humor soll auch nicht auf Kosten der Schwaben gehen", ergänzte der Schauspieler. "Ich bin als Neig’schmeckter einer ihrer besten Botschafter", fand Simon Licht.
Dass der Film in nur 21 Tagen Drehzeit entstanden sei, erfuhren die Zuschauer ebenfalls. Was für einen Kinofilm extrem kurz sei. Aber, wenn man ein so tolles Team sei, das sich schon seit neun Jahren kenne - dazu noch Schwaben - dann könne ab der ersten Minute "richtig" gedreht werden.
Dass der Ort "Schafferdingen" in Wirklichkeit aus mehreren Orten bestehe, verrieten die Filmemacher ebenfalls: "Der Marktplatz ist in Bad Urach. Das Backhaus steht in Dettingen. Dazu kommen noch Reutlingen und die Achalm." Die Szenen in der Großbäckerei entstanden bei "K&U" in Reutlingen. Am Schluss habe man noch einige Drohnenfilme von Landschaften integriert.
Nicht ganz einfach sei die Frage nach der Musik gewesen: "Wir suchten von Anfang an einen folkloristischen Sound", beschrieb Feld seine Wunschmusik. Am Ende habe man sich für eine Serie von Kompromissen entschieden. So habe Jörg Lemberg den Soundtrack für "Erpfenbrass" komponiert, dahinter verbergen sich Onkel und Neffe von Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf Kapelle.
"Können Sie echt nicht backen?", wollte eine der jüngsten Zuschauerinnen von Simon Licht wissen. Da lachte der Schauspieler und antwortete: "Ich kann ein bisschen und weiß, wo der Ofen angeht. Ich kann Torten und Kekse backen. Aber Brot kaufe ich lieber beim Bäcker."