Die Baustelle für den Philippsburger Konverter. Hier soll voraussichtlich ab 2024 Gleichstrom, den Offshore-Anlagen in der Nordsee produzieren, in Wechselstrom für süddeutsche Haushalte umgewandelt werden. Foto: TransnetBW
Von Harald Berlinghof
Philippsburg. "Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose", lautet ein Witz aus der Zeit der Atomenergie. Der allerdings schon einen ziemlichen Bart hat. Doch damit der Strom in Süddeutschland tatsächlich in einer brauchbaren Form mit 230 Volt als Haushaltsstrom aus der Steckdose kommt, muss er umgewandelt werden.
Denn die norddeutsche Windenergie, oft auf hoher See mit Hilfe von Offshore-Windanlagen gewonnen und in Strom verwandelt, wird voraussichtlich 2024 mit 380.000 Volt als Gleichstrom auf die 650 Kilometer lange Reise von Emden bis Philippsburg geschickt. Gleichstrom lässt sich leichter, schneller und mit geringeren Übertragungsverlusten transportieren als Wechselstrom. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass am Beginn und am Ende der Stromautobahnen so genannte Konverter errichtet werden müssen, wo der Strom vom Wechselstrom in Gleichstrom und umgekehrt verwandelt werden kann. Dazu ist ein hoher technischer Aufwand nötig. Am Ende der Stromautobahn "Ultranet", auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Philippsburg, entsteht seit dem letzten Jahr einer dieser Konverter.
Errichtet wird er von dem Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW GmbH, der auch einen Teil der Ultranet-Stromautobahn zwischen Mannheim-Wallstadt und Philippsburg baut. Von einer Investition in Höhe von 500 Millionen Euro spricht man bei TransnetBW. Fertig gestellt werden soll die Ultranet-Stromautobahn inklusive der Konverter als erste der drei großen Stromautobahnen, die Windstrom nach Süddeutschland bringen sollen. Auf Anfrage der RNZ bei TransnetBW wird dort versichert, dass der gegenwärtige Wintereinbruch und das Hochwasser am Rhein keinen wesentlichen Einfluss auf den Bauablauf hatten. Die Konverteranlage, die aus einem Umspannwerk mit zwei gewaltigen Umrichtern besteht sowie einer benachbarten gasisolierten Schaltanlage, wird zwischen dem Philippsburger Altrhein und dem Rheinschanzen-Überflutungspolder gebaut. Um den Bauablauf bis zu einem Rheinhochwasser bestimmter Höhe nicht negativ zu beeinflussen, wurde das Gelände vor Baubeginn um vier Meter erhöht. "Einzig die Anlieferung von Schüttgut zur Erhöhung des Geländes war zwischendurch kritisch. Aber auch das hat keinen großen Zeitverzug mit sich gebracht", betont TransnetBW-Pressesprecher David Moser.
Die Anlegestelle für Materialanlieferungen war knapp zwei Wochen lang gesperrt und die Schifffahrt auf dem Rhein zeitweise eingestellt. Seit Montag ruhen die Erdarbeiten, Stahlbauarbeiten können aber weiter gehen. "Wir bleiben trotzdem beim bisherigen Zeitplan", sagt er.
Innerhalb des Projekts Ultranet werden für die Konverterstation in Philippsburg etwa zehn Hektar Fläche benötigt. Auf etwa 40 Prozent der Fläche werden Gebäudehallen mit einer Höhe von rund 20 Metern errichtet. Der Umrichter besteht aus Transistoren, Dioden, Kondensatoren und Spulen. Da diese Bauteile empfindlich sind, müssen sie in Hallen untergebracht werden. Weil sie darüber hinaus unter Hochspannung stehen, müssen mehrere Meter Abstand zur Decke, zum Boden und zu den Wänden eingehalten werden. Diese Mindestabstände sind maßgebend für die Hallenhöhe. Der restliche Teil der Fläche wird begrünt sein.