Statt Folien empfiehlt der BUND traditionelle Anbaumethoden. Foto: Kaiser
Rhein-Neckar. (alb/man) Dass der erste Spargel in der Region bereits Mitte März aus dem Boden gezogen wurde, hat bei den Naturschützern vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für wenig Freude gesorgt. Die Landwirte setzten immer häufiger Kunststofffolien ein, um mit ausländischen Anbietern zeitlich konkurrieren zu können, erklärt Uwe Heidenreich vom BUND Rhein-Neckar-Odenwald in einer Mitteilung.
Für ihn birgt diese Technik aber nur kurzfristige Erfolgsaussichten. Die Folie erhöhe zwar die Bodentemperatur, fördere das Pflanzenwachstum und verringere den Wasser- und Pestizideinsatz. "Doch gehen mit diesem Ansatz eine Reihe negativer Effekte auf die Umwelt einher, die auf lange Sicht den Boden – und schließlich seine Produktivität – in hohem Maße beeinträchtigen", warnt Heidenreich.
Außerdem fänden Insekten und Feldvögel wegen der Abdeckung keine Nahrung, und Amphibien sowie Kleinsäuger könnten unter der Folie ersticken. Tiere würden kleinere Plastikteile oft verschlucken und daran verenden. "Daneben sind es vor allem die weniger sichtbaren Wirkungsketten und die Langzeitfolgen, auf die wir aufmerksam machen möchten", ergänzt Bianca Räpple, die Geschäftsführerin des BUND Rhein-Neckar-Odenwald. "Auch wenn die Folien am Ende der Saison vom Feld geräumt werden, bleibt durch Verwitterungsprozesse Plastik zurück", erklärt sie. Die winzigen Teile reicherten sich im Boden an, würden von Pflanzen und Tieren aufgenommen und gelangten so in den Nahrungskreislauf und zurück zu den Menschen, sagt Räpple. Je nach Kunststoffart sei auch eine Belastung des Grundwassers möglich.
Linda Weingärtner vom gleichnamigen Spargel- und Erdbeerbetrieb in Hirschberg setzt hingegen auf "zu hundert Prozent recycelbare" Mulch-Folien aus Biomasse-Material. Damit bedeckt der Betrieb rund die Hälfte der Fläche mit angebautem Spargel. Dazwischen lägen Dämme, damit das Wasser absickern könne. Bei den Erdbeeren verwende man komplett wasserdurchlässiges Vlies, damit die Pflanzen nicht vertrockneten.
In der Praxis würden die Spargel-Folien jedoch nicht wie erwartet abgebaut, da die natürlichen Umweltbedingungen nicht denen im Labor entsprächen, sagt Pascal Schindler vom BUND, der sich eingehend mit dem Thema Plastik beschäftigt. "Zum Beispiel sind die Temperaturbedingungen im Labor fast doppelt so hoch wie die durchschnittliche Bodentemperatur in Deutschland im Freiland." So werde eine biologische Abbaubarkeit suggeriert, die unter den realen Nutzungsbedingungen nicht gegeben sei, kritisiert der Naturschützer.
Eine umweltverträgliche Lösung seien die kompostierbaren und biologisch abbaubaren Kunststoffe also nicht. In Müllverbrennungsanlagen werde zumindest ein Teil der Energie zur Strom- und Wärmeproduktion genutzt. Zudem entstünden beim biologischen Abbau von Plastik in der Regel keine wertvollen Bodenbestandteile, sondern lediglich CO2 und Wasser.
Erste Betriebe setzen laut BUND aus Umweltschutzgründen und wegen des besseren Geschmacks wieder auf traditionelle Anbaumethoden. So wie in Schwetzingen. In seiner Stadt arbeiten alle Spargelbauern ohne Folie, berichtet der Landwirt Andreas Spilger. "Es gibt immer mehr Kunden, die keine Folie auf dem Spargel haben wollen und deshalb nachfragen", erzählt er. Aber auch die Qualität der Böden ist ein wichtiger Faktor. "Bei uns in Schwetzingen funktioniert es auch ohne Folie gut. Wir haben sehr leichte, sandige Böden, die sich super für Spargel eignen. In anderen Gegenden, wo der Boden schwerer ist und zu hart wird, geht es gar nicht ohne Folie."