Die allgemeine Kaufkraft, also das verfügbare Einkommen, ist in Weinheim am höchsten. Schlusslicht ist Adelsheim. Grafik: RNZ-Repro
Von Carsten Blaue
Mannheim. Die Region bleibt für den Einzelhandel ein besonders gutes Pflaster. Die Umsätze sind im Vergleich zu Bund und Land weiterhin deutlich besser. Was vor allem daran liegt, dass die Bürger mehr Geld in der Tasche haben als in anderen Regionen. Das geht aus der Kaufkraft-Analyse für das Jahr 2017 der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) hervor, in der 18 Ober-, Mittel- und Unterzentren des Kammerbezirks unter die Lupe genommen wurden. "Das sind insgesamt beeindruckende Werte. Ein Beleg für die Attraktivität der Einkaufsregion", so IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke in seiner Bilanz.
Insgesamt hat die IHK ein allgemeines Kaufkraftvolumen, also das verfügbare Einkommen, in Höhe von 26,8 Milliarden Euro für dieses Jahr ermittelt. Das sind drei Prozent mehr als in der Prognose für 2016. Damit liegt der Kammerbezirk noch knapp über der bundesweiten Steigerung. Relevant für den Einzelhandel sind in der IHK-Prognose etwa 7,2 Milliarden Euro.
Jedem Einwohner steht statistisch ein Einkommen in Höhe von knapp 23.100 Euro zur Verfügung, davon etwa 6680 Euro für Einkäufe in Geschäften oder um Bestellungen über den Versand- und Internethandel zu bezahlen. Dafür haben die Kunden im IHK-Bezirk rund 100 Euro mehr übrig als im bundesweiten Vergleich. Landesweit sind es allerdings gut 150 Euro weniger.
Auf kommunaler Ebene haben vier Städte eine überdurchschnittlich hohe allgemeine Kaufkraft von über 26.000 Euro pro Kopf. Weinheim wird demnach seine im vergangenen Jahr erzielte Spitzenposition verteidigen und kratzt mit 26.998 Euro gewaltig an der 27.000 Euro-Marke. Das sind 4000 Euro über dem Bundesdurchschnitt. Dahinter folgen Ladenburg mit 26.815, Walldorf mit 26.464 und Neckargemünd mit 26.123 Euro. Schlusslichter bleiben Osterburken und Adelsheim, wobei Adelsheim mit einem Plus von 2,2 Prozent erstmals über 20.000 Euro liegt. Bei der Höhe der einzelhandelsrelevanten Einkommen verdrängt Ladenburg mit 7254 Euro in diesem Jahr Weinheim (7253 Euro) hauchdünn von der Spitze und überholt auch noch Walldorf (7249 Euro). Der hiesige Einzelhandel kann sich also auch weiterhin über eine zahlungskräftige Kundschaft freuen. Wobei es nicht allen Kommunen gelingt, die Kaufkraft am Ort zu halten.
Die größten Einzelhandelsumsätze pro Kopf werden daher nach wie vor in Walldorf mit 10.443 Euro pro Einwohner erzielt, weiterhin gefolgt von Schwetzingen (10.329 Euro) und Mosbach (10.194 Euro). Weinheim liegt in dieser Statistik auf Platz acht. Ladenburg wurde von Walldürn überholt und ist nur noch an drittletzter Stelle. Mannheim rangiert an fünfter, Heidelberg an siebter Position im Vergleich je Einwohner.
In den beiden größten Einkaufsstädten der Region werden aber erneut über die Hälfte der gesamten Einzelhandelsumsätze im Kammerbezirk prognostiziert. Wobei Mannheim mit 2,7 Milliarden um rund 100 Millionen Euro zulegt und Heidelberg in gleicher Höhe nachlässt.
Zudem scheint Mannheim - zumindest im bundesweiten Vergleich - in Sachen Attraktivität nicht zu schlagen zu sein und zieht besonders viele Kunden von außerhalb an. Dafür steht die sogenannte "Zentralitätskennziffer". Die Quadratestadt hat ihren Spitzenplatz in der Analyse von 39 Kommunen mit über 200.000 Einwohnern sogar noch ausgebaut - vor Freiburg.
Im Kammerbezirk allerdings sind andere noch stärker. Mosbach führt die Statistik vor Schwetzingen, Walldorf und Hockenheim an. Erst dann kommt Mannheim vor Buchen und Heidelberg, das auch im bundesweiten Vergleich von 41 Städten gleicher Größenordnung mit Rang 20 im guten Mittelfeld landet, wie es Nitschke ausdrückt. Topp ist hier übrigens Trier. Auch Weinheim könnte offenbar für Kunden aus der Region noch attraktiver werden: Dafür spricht Platz acht in diesem Teil der Erhebung. Schlusslichter sind hier Neckargemünd, Ladenburg und Leimen.