Seit ein paar Jahren gibt es zwar auch eine begrünte Hauswand auf den Planken, es könnten aber noch mehr werden. Fotos: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Pflanzen, die die glatte Wand hochgehen? Das geht. Möglich macht’s eine spezielle Bepflanzung von Fassaden, die sogenannte Vertikalbegrünung. Allein in der Mannheimer Innenstadt können laut Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) bis zu 26.000 Quadratmeter Fassadenfläche begrünt werden. Ein Förderprogramm der städtischen Klimaschutzagentur unterstützt Bürger bei der Verwirklichung ihrer neuartigen Gärten mit bis zu 3000 Euro. Dieses Projekt existiert zwar schon seit 2016, doch in Hinblick auf die Bundesgartenschau 2023 soll die Fassadenbegrünung in der Stadt einen Schub erhalten.
"Unsere Bundesgartenschau soll 2023 nicht nur im Spinelli- und im Luisenpark stattfinden, sondern sich in ganz Mannheim widerspiegeln", erläutert Buga-23-Chef Michael Schnellbach. "Die Begrünung von Fassaden ist für Hausbesitzer gerade in der Innenstadt und überall dort, wo Fläche für Grünes knapp ist, eine perfekte Möglichkeit, für mehr Lebensqualität zu sorgen und mit dieser Form der Vertikalbegrünung sogar selbst Teil der Bundesgartenschau in vier Jahren zu werden."
Ein wahres Kunstwerk ist die Fassadenbegrünung an der Universität des Klosters der Schwester Johanna in Mexiko-Stadt. Foto: Delso
Vor allem international gibt es bei den moderneren Varianten der Vertikalbegrünung beeindruckende Beispiele, wie etwa der Vertikalgarten der Universität des Klosters der Schwester Johanna in Mexiko-Stadt oder dem Britomart-Hauptbahnhof von Auckland in Neuseeland.
"Begrünte Fassaden sehen gut aus, aber sie können noch viel mehr: Sie verbessern zum Beispiel das Klima und die Energiebilanz von Städten", erklärt Agnes Schönfelder, die Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur Mannheim.
"Das Grün leistet einen wichtigen Beitrag zur Abkühlung während heißer Sommertage, dient der Luftreinheit, reduziert Lärm und bieten Lebensraum für Vögel und Insekten." Mit solchen Maßnahmen wird schon jetzt, im Vorfeld der Buga 23, das Klima in Mannheim verbessert, und zwar direkt in der Innenstadt. Mit bis zu 3000 Euro unterstützt die Stadt pflanzfreudige Fassaden-Verschönerer. Die Fördergelder wurden seit dem Projektstart 2016 von 40.000 auf 80.000 Euro verdoppelt.
"Natürlich müssen ein paar Bedingungen erfüllt werden. Nicht jeder, der eine Rebe die Wand hochranken lässt, bekommt diesen Zuschuss", räumt Schönfelder ein. Genauere Infos gibt es von den Energieberatern der Agentur. Immerhin können jetzt noch mehr Bürger in den Genuss der städtischen Finanzspritze kommen. Jetzt hat die Verwaltung ihr Förderprogramm zur Fassaden- und Dachbegrünung die angrenzenden Stadtteile Jungbusch, Neckarstadt, Schwetzingerstadt/Oststadt und Lindenhof ausgeweitet. Doch nicht nur beim Pflanzen, auch beim Erhalt der Pracht können Hausbesitzer, die ihre Fassade begrünen, mit finanzieller Unterstützung rechnen.
Einer, der sich mit der Vertikalbegrünung bestens auskennt, ist der Mannheimer Julian Otto. Der Ingenieur für Gartenbau hat sich darauf spezialisiert: "Während meines Studiums in Weihenstephan habe ich die Fassadenbegrünung kennengelernt und war gleich davon begeistert." Ihn fasziniert die Idee, auf kleinstem Raum eine grüne Oase zu schaffen. Seit drei Jahren begrünt der Junior-Chef von "Otto Blumen" schon Fassaden in und rund um Mannheim.
Als Pflanzen schlägt der Fachmann Kletterpflanzen, wie etwa üppig blühende und schnell in die Höhe wachsende Clematis-Varianten, immergrüne Geißblätter oder Sorten des Scharlachweins vor, die im Spätjahr eine schöne Herbstfärbung zeigen. Weniger geeignet sei zum Beispiel Efeu: "Dieser kann nämlich den Putz schädigen", warnt Otto. Der Mann mit dem grünen Daumen freut sich jetzt schon auf die Großveranstaltung in vier Jahren.
"Die Buga 23 ist eine tolle Sache. Sie wird noch mehr Grün in die Stadt und die Umgebung bringen. Ich bin mir sicher, die Bundesgartenschau animiert viele Bürger dazu, ihre Fassaden zu begrünen und so das Klima und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern", so Otto. Er ist sich sicher: "Auch für Besucher wird Mannheim dadurch noch attraktiver."